Das 11. Solothurn-Buechibärg SlowUp !

Meine jährliche Militärveloausfahrt führt immer an den SlowUp Buechibärg – Solothurn. Im Blog habe ich 2017 das letzte Mal darüber gebloggt. 2018 habe ich wegen dem Gardasee wohl eine Ausgabe vepasst, 2019 war ich dabei und 2020 sowie 2021 habe ich verpasst oder der SlowUp fand wegen Corona nicht statt. Im 2022 dann wieder dabei. Der Ablauf ist soweit immer der Gleiche, am morgen früh mit viel Speed (und meist Rückenwind) ins Limpachtal zum Restaurant Pfau um vor dem Ansturm Fischchnusperli zu essen und danach mit mehr oder weniger vielen Stopps zurück nach Solothurn. Dabei immer mit Freude die E-Biker mit dem Singlespeed Militärvelo überholen. 😉

Statistik: 48.5 km, ca. 406 Höhenmeter, Fahrzeit 2:43 h

Nach Wangen an der Aare !

Ich fahre wieder mal die Standardrunde nach Wangen an der Aare, am linken Aareufer runter und am rechten Ufer rauf. Obwohl ich die Strecke kenne, gibt es immer wieder Neues zu sehen. So wurde die künstliche Sandsteinwand für die Uferschwalben neu geschichtet und mit zahlreichen weiteren Höhlen als noch vor zwei Jahren versehen. Obwohl ich bin nicht sicher, ob die Vögel die Höhlen nicht doch selber graben. 

Grösste Neuerung ist die Baustelle für die Fischaufstiegsanlage beim Kraftwerk Flumenthal. Tatsächlich ist das was ganz anderes als die Fischtreppen, die man von früher kennt. Die Fische werden direkt unterhalb des Wehres abgefangen und dann möglichst gemütlich mit geringem Gefälle an der ‚frischen‘ Luft nach oben geleitet. Der obere Teil der Rinne ist als breiter renaturierter Bach ausgebaut. Ziemlich aufwändig das Ganze und trotzdem, bis die Lachse wieder von der Rheinmündung zum Oberaarsee schwimmen, werden noch einige Generationen vergehen. 🙁

Statistik 24.6 km, ca. 125 Höhenmeter, Fahrzeit 1:22 h

Mountainbiken am Lago di Mezzola !

Für meine Mountainbiketage südlich von Chiavenna am Lago di Mezzola bin ich in Verceia abgestiegen. Ein ruhiges Dorf auf einem grossen Schuttkegel im Dreieck der Provinzen Sondrio (Veltlin), Como und Lecco, alles in der Lombardei. Ich quartiere mich im Hotel Saligari ein, das einen Eindruck nach Sommer-Gruppen-Tourismus macht und den Charme der 80er versprüht. Wenn man die Ambiance ausblendet, offenbart das Haus seine Qualitäten – den Panoramablick auf den See, die Ruhe, der nette Service, das renovierte Bad und die wirklich gute à la carte Karte im Hotelrestaurant, lokale Spezialitäten und Pizzen inklusive.

Die Anreise ist eine grössere Herausforderung. Die Anfahrt am Ostermontag führte über den Gotthard und entlang der engen Strassen des Luganer- und Comersees. Dauer mit Pausen: 5h 30′. Der Rückweg wurde beinahe zum Fiasko. Ich hatte keine Lust am Gotthard in den Rückreisestau der Osterwoche zu stehen. Die alternativlose zweite Variante über den Maloja und den Julier war glücklicherweise machbar, nur ein Tag vorher wären Schneeketten obligatorisch gewesen.

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Die Trecciolino Tour !

Beim Durchforsten den Tourendatenbank von Ride fällt mein Blick auf die Trecciolino Tour. In den Kommentaren schreibt ein User, dass die Höhenmeter vorwiegend auf Treppenstufen vernichtet werden. Ich kenne Ride – Finger weg! Vielleicht in der umgekehrten Richtung? Das ist normalerweise keine gute Idee, doch mit Blick auf die Karte könnte das gut werden. Mountainbike ins Auto gepackt und von Verceia nach Mese (277m) gefahren. Beim Ausladen fällt das Bidon zu Boden und bricht bündig ab. Das ist mir auch noch nie passiert und jetzt weiss ich, wieso ich das nächste Mal Ersatz dabei habe. 😉

Neben der Kirche findet sich ein guter Parkplatz bei der Wertstoffsammelstelle. Am Kraftwerk vorbei führt eine kleine Teerstrasse steil durch das Quartier. Sie ist in einem Stil neu geteert, als würde gleich der Giro d’Italia hier durchfahren. Es folgt der lange Aufstieg durch die alten Kastanienwälder bis nach Voga (1057m). Die Steigung der Strasse ist sehr angenehm und ich fahre gemütlich auf dem zweitgrössten Ritzel bergwärts. Ich bin gut gelaunt, selbst mein Hinterteil hat sich am gestrigen Ruhetag erholt. Es ist angenehm kühl, trotz Sonnenschein. Immer wieder gibt es interessantes zu sehen. Links und rechts des Weges besonders die alten Terrassen und ebenso viele Hausruinen. Unglaublich der Aufwand, der betrieben wurde um den ganzen Berghang bis auf über 1000m Höhe zu terrassieren und zu bewirtschaften. Wie das früher wohl ausgesehen hat?

Bei Castanedi passiere ich den Friedhof, wieder mit hohen Mauern umzäunt und in ehrfürchtiger Distanz zum Dorf. Während des Aufstieges kreuzt der Downhilltrail immer wieder die Strasse, ein Treppenmassaker, nichts für meine beschränkten Fahrkünste. Die Dörfer Gradesella, Castanedi und Foppo sind willkommene mentale Zwischenziele. Überall das gleiche Bild, einerseits werden teils luxuriöse Häuser jenseits jedes Heimat- und Denkmalschutzes in den Berg gestellt und andererseits ist der Anteil an verlassenen Ställen und Häusern geradezu deprimierend. In Foppa gibt es wunderbare Aussichten in die Piano di Chiavenna bis runter zum Lago di Mezzola. Vis-à-vis thront eine Dreigestirn von Berg, das mit einem Blick auf die Karte wohl keines ist. Aber die Distanz der Berge mit unterschiedlichen Höhen ist oft schwierig einzuschätzen.

Foppa ist im übrigen bekannt durch seine Crotti, eine Besonderheit der Region. Es handelt sich um natürliche Felskavernen, die zur Aufbewahrung von Vorräten genutzt wurden. Dazu ein kleiner Schopf und ein Tisch und fertig ist das Grotto, was de facto das gleiche bedeutet. Beim weiteren Aufstieg gibt es einen Abstecher zur Kirche von Foppo. Unglaublich, was hier für einsame Kirchen in die Hänge gebaut werden. In Voga angekommen fühlt man sich wie in einem Geisterdorf, alles ausgestorben und viele Ruinen. Dafür ist die Aussicht einmalig und die Stimmung ebenso.

Wer möchte, könnte nun zu Fuss über den 2225m hohen Forcolaz in die Schweiz ins Misox wandern. Ich wende mich nach Osten und es geht los mit dem Trecciolino. Ich ersten Abschnitt geht es wunderbar flowig los, danach folgt eine kurze Schiebepassage und dann ein schöner Singletrail mit einem Wunderpanorama. Genau mein Ding!

Plötzlich sehe ich nach einer Kurve etwas Schwarzes im Wald und zucke kurz zusammen bis ich realisiere, dass es sich ’nur‘ um irgendwelche Berggeissen mit imposantem Kopfschmuck handelt. Interessiert gaffen sie in Richtung des Mountainbikers, um dann grasend das Weite zu suchen. Ich fahre weiter und stelle fest, dass die Vordergabel kein Druck mehr hat. Der Schraubverschluss hat sich gelöst und zum Glück habe ich die Dämpferpumpe mit dabei. Das hätte ins Auge gehen können und den Dämpferservice kann ich wohl definitiv nicht mehr aufschieben.

Der Trail behält die Höhe und bietet bei der Antennenanlage von Cigolino berauschende neue Aussichten nach Chiavenna hinunter und weit das Bergell hinauf in Richtung Maloja. Ich erkunde erst den Aussichtspunkt und biege dann in den weiteren Flowtrail ein, der sich nun in Richtung Val San Giacomo und Splügenpass schlängelt.

Die Trails sind trotz des Regentages furztrocken. Ich denke der steife Bergwind fegt hier die Feuchtigkeit innert Stunden weg. Weiter geht es relativ flach nach Tecciato. Eine gefasste Quelle weist darauf hin, dass der Weg vielleicht als Wasserleitung dient oder diente, in jedem Fall stimmt dazu das Gefälle.

In Sommarovina (956m) ist Schluss mit Höhenwegflow. Zuerst auf engen Feld-, später auf Asphaltserpentinen werden über 500 Höhenmeter vernichtet. Zwar kein Singletrail, aber dafür auf einer sehr interessanten Strasse. Es gibt tolle Tiefenblicke auf den Liro und die Splügen Passtrasse. Erstes Fazit: Alles richtig gemacht. Der Trecciolino lohnt den Aufstieg in beide Richtungen, Fahrtechniker gegen den Uhrzeigersinn und die anderen eher auf meiner Variante.

In San Giacomo Filippo verzichte ich auf die Ehrenrunde über Chiavenna und biege direkt auf die legendäre Via Spluga ein. Der Weg wurde am rechten Ufer kinderwagentauglich ausgebaut. Als der Weitwanderweg das Ufer des Liro wechselt, bleibe ich auf der rechten Seite und fahre die verwilderte Alternativroute auf Singletrails und über brüchige Brücken runter zum Auto nach Mesa.

Fazit: Super, eine unerwartete Toptour nach meinem Gusto!

Statistik 25.9 km, ca. 964 Höhenmeter, Fahrzeit 3:11 h

In Chiavenna !

Es hat die ganze Nacht geregnet und auf den Hängen liegt Schnee. Bei straffem Nordwind, 12°C und nassen Wegen habe ich keine Lust auf eine Talrunde nach Chiavenna. Sowieso wäre eine Stadtbesichtigung mit dem Mountainbike suboptimal. Also die Trenord App runtergeladen und so geht es mit dem topmodernen Zug in 20 Minuten für 2.60 EUR nach Chiavenna.

Der grosse Bahnhof zeugt von den früheren Träumen einer Splügen- oder Malojabahn. Ich schlendere durch die kleine Stadt mit spürbar historischer Vergangenheit. Die Lage als Drehkreuz zu den Alpenübergängen Splügen und Septimer führte mindestens für einige Zeit zu Wohlstand, der heute leider nicht immer an den Fassaden sichtbar ist. Im Städtchen läuft wenig, keine Touristen und viele Häuser sind unbewohnt oder stehen zum Verkauf. Der italienische Charme bleibt trotzdem!

Nach zwei Stunden habe ich jede Gasse gesehen. Interessant die Highlights, die Palazzi Pestalozzi und von Salis, der Kreuzgang und der Turm von San Lorenzo sowie das Castello. Leider hat der botanische Garten auf dem Burghügel heute nicht wirklich Lust Gäste zu empfangen, wäre sicher eine tolle Aussicht von dort oben auf die Stadt.

So warte ich bei Kaffee und Kuchen auf den Zug, der nun voller Oberstufenschüler ist, die an den folgenden Bahnhöfen  aussteigen. Ich habe Glück gehabt, morgen streikt das Bahnpersonal in ganz Italien und ich denke, die Schüler haben als Kollateralschaden wohl schulfrei. 😉 Chiavenna ist ein kurzer Besuch wert, obwohl es sich aus meiner Sicht unter Wert verkauft, aber das macht vielleicht gerade seinen aktuellen Charme aus.