Die Monte Tamaro Tour !

Vor fast einem Jahr wollte ich den Mountainbike – Klassiker Monte Tamaro schon einmal fahren. Leider endete ich im Stau in Amsteg, riesige Felsbrocken fielen auf die A2 und die Strasse blieb wochenlang gesperrt. Bei herrlichen Wetteraussichten versuchte ich heute einen neuen Anlauf. Die Anfahrt nach Rivera (470m) war lang, aber problemlos und so nahm ich um 0830 Uhr eine der ersten Gondeln der Tamaro Bahn. Es lohnte sich, waren die Trails so frei von Wanderern. Ob man die Bahn nimmt oder nicht ist Geschmackssache. In diesem Fall bin ich klar dafür. Die Bahn ist sehr bikefreundlich und die Kosten von 19.- CHF sind für 1060 Höhenmeter nicht zu teuer.

Auf der Alpe Foppa (1530m) ist der Besuch der Kapelle von Mario Botta ein Muss. Wie auf einem Laufsteg führt die Kirche direkt ins Nichts. Das Kirchenkreuz verschmilzt mit dem atemberaubenden Panorama. Wer will kann sich erst einen Kaffee im Ristorante genehmigen. Der Monte Tamaro ist ein eigentliches Freizeitparadies. Bei der Mittelstation gibt es einen Seilpark, auf dem Berg eine Sommerrodelbahn und ab Juli kann man sich gar eine 400m lange Tyrolienne antun. Die MTB-Wege sind alle vorbildlich ausgeschildert und manchmal gibt es gar eine kleine Übersichtkarte.

Mit Warmlaufen wird nichts, weil der Anstieg zur Capanna Tamaro (1867m) gleich alles abverlangt. Glücklich wer noch Kraft hat, weil er die Bahn genommen hat. Der steile Schotterweg ist alles fahrbar, vorausgesetzt man hat das richtige Bike (Dank an meine Fox Talas, die ich 4cm hinunterlassen kann) und genügend Muckis in den Waden. Wer alles stossen muss, wird wenig glücklich sein. Der Weg zieht sich mit fast 3 Kilometer in die Länge. Beim Tunnel ist man bereits kurz vor dem Ziel.

Die SAC Alphütte Tamaro bietet wohl am Wochenende Speis und Trank, heute war sie geschlossen. Am höchsten Punkt der Tour muss man nochmals geniessen, weiter hinauf geht es nicht mehr. Der Aufstieg auf den Gipfel des Monte Tamaro ist nicht biketauglich. Die Sicht geht von den Walliser Alpen inkl Matterhorn über den ganzen Malcantone. Zu einer Seite liegt Locarno mit dem Lago Magggiore zu Füssen, auf der anderen Seite sieht man schon bald bis nach Lugano. Was aus der Ferne wie ein schöner Trail aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als verblockter Gebirgspfad, der nur von Könnern befahrbar sein dürfte.

Hinzu kommt das steile Gelände, das ein Fahrfehler nicht tolerieren würde. So stosse und trage ich das Bike etwa einen Kilometer bis an die Flanke des Tamaro, wo der Weg links den Grat verlässt. Ausser den ersten Metern ist dieser Weg (siehe Bild links) dann fahrbar. Aber auch hier braucht es einiges an Mut und Fahrtechnik. Wer das nicht hat, muss immer wieder absteigen. Besonders lose Steine und die extrem spitzigen Kanten einiger Felsen machen zu schaffen. Es folgen 26km Abfahrt bis nach Lugano!

Auf der rasanten Fahrt runter verlieren wir rasch Höhenmeter und der Weg verändert sich permanent. Der obere Teil ist sehr ruppig mit vielen hohen Stufen, die in die Handgelenke gehen. Es folgen einige Abschnitte mit Wurzelgeflechten, die es in sich haben. Doch schon bald wird es flacher und traumhafte Singletrails schlängeln sich ins Tal. Spass macht es durch die Berge von Laub zu fahren. Wichtig ist dabei den Lenker im Griff zu haben, schlagen doch Steine und Wurzeln unverhofft ans Rad. In den Wäldern sah ich heute drei Gemsen und einen Fuchs. Später begleitete das Rascheln der flüchtenden Eidechsen die restliche Tour.

Bei Böscior, oberhalb von Arosio geht der Trail dann in eine Waldstrasse über. Nach dem happigen Downhill gab es zuerst einen ausgiebigen Rast auf Vazifars Bänkli. Frisch gestärkt folgte ich der Route bis zur schönen Kirche San Michele in Arosio. Anstatt nun ins Tal nach Taverne runterzufahren, ging es weiter über einen extrem flowigen Singletrail nach Cademario und dann rauf auf den Hügel San Bernardo mit seiner hübschen Kapelle. Es folgt ein Supertrail, der zunehmend knifflig wird nach Iseo und weiter um den Hügel des Klosters San Maria rum. Die alte Bergstrasse ist teilweise ausgesetzt und eine landschaftlich wunderbare Strecke.

Schliesslich endet die Trailorgie in Vernate, wo man nochmals einen schönen Blick hinüber nach Lugano hat. Die Abfahrt nach Agno auf der geteerten Strasse ist die einzige grössere Asphaltstrecke der ganzen Tour. Auf 290m sind wir am Tiefpunkt der Tour angekommen und pedalen nun wieder rauf nach Rivera. Die Strecke führt alles entlang des Flusses / Kanals und ist gut ausgeschildert. Einzig die NEAT Baustelle erfordert einige Umwege. Hier am Talboden hatte ich glücklicherweise Rückenwind.

Etwas unschön ist die Tatsache, dass die Route hier über lange Strecke entlang der Autobahn verläuft. So gesund dürfte dies nicht sein. Aber wer mit dem Auto anreist, wie ich das tat, darf sich nicht beklagen.

 

Die Tour folgte der offiziellen Monte Tamaro Route von Ticino bzw. Lugano Turismo. Der absolut empfehlenswerte Loop nach Arosio habe ich von der Monte Tamaro II Tour von GPS-Tracks. Hier muss ich sagen, dass ich mit dem GPS äusserst zufrieden war. Die ganze Tour wurde ich rasch und sicher geleitet. Die Karten blieben immer im Rucksack. Einfach toll!

Fazit: Die Monte Tamaro Tour ist zu recht ein Klassiker. Die endlose Abfahrt lässt sich dank Gondeli mit wenig Aufwand erleben. Trotzdem ist die Tour nichts für Anfänger. Kurzum, eine der besten Touren, die ich je machte und sie kommt in die Top 10. Ich war bestimmt nicht das letzte Mal an diesem Berg. Doch vorher zieht es mich ins Val Colla auf die andere Seite.

Statistik: 52.3 km, ca. 968 Höhenmeter, ca. 2083 Höhenmeter Abfahrt, Fahrzeit 4:14 h

5 Kommentare zu “Die Monte Tamaro Tour !

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  4. david
    Antworten

    Super Bilder hast du da Spoony. Ich habe den Beitrag am Montag Morgen im Büro gelesen und ich wurde ehrlich gesagt etwas eifersüchtig.
    Solche Beiträge machen an, so eine Tour auch mal zu fahren. Nur liegt der Monte Tamaro nicht gerade in der nähe.

  5. vazifar
    Antworten

    du bist also den schotterweg hochgefahren – „nöd schlächt !“ 🙂
    schöner bericht. wenn man selber dort war, macht das lesen eines solchen beitrages gleich doppelt spass.
    val colla scheint ein guter tip zu sein wenn man die fotos unter gps-tracks.com anschaut 🙂
    grüsse – vazifar

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