Regen hin oder her, ich habe mein Mountainbike nicht umsonst quer durch Frankreich gefahren. Heute will ich die berühmte Côte Granit Rose erkunden und fahre von Perros-Guirec auf Nebenwegen nach Ploumanach. Dabei versuche ich möglichst nahe der Küste zu bleiben. In der Bretagne führt der berühmte Wanderweg ‚Sentier des Douaniers‘ GR34 rund 2000 km entlang der bretonischen Küste.
Leider gibt es auf dem ganzen Weg ein Bikefahrverbot, das zudem alle 200m unmissverständlich signalisiert ist. So ist ratsam, das Bike zu schieben, was mehr Zeit lässt, die grandiose Felslandschaft zu bewundern. Zudem sind an diesem Hotspot sogar bei Regenwetter im Oktober noch zahlreiche in- und ausländische Touristen unterwegs. Mangels Sonne glüht der Granitstein nicht so rosarot wie auf mancher Postkarte, aber die Farben sind trotzdem noch schön, obwohl das auf den Fotos nicht so gut rüberkommt.
Die ruhige See täuscht darüber hinweg, dass diese Gewässer mit dem eindrücklichen Unterschied zwischen Flut und Ebbe für die Schifffahrt recht tükisch sind. Eine lokale Seerettungsstation und die Leuchttürme sind Zeugen dafür (Hier ein interessanter Bericht auf France 3). Doch heute ist es weiterhin unüblich ruhig und von den berüchtigten bretonischen Herbsstürmen ist nichts zu sehen.
Das Fotosujet par excellence, wie eine Bildersuche beweist, ist der alte Leuchtturm ‚Phare de Mean Ruz‚ mit dem Maison du Littoral. Bei so vielen Photoshop-Art Fotos verblassen meine Aufnahmen, aber ich finde sie trotzdem gut (es war nämlich gar nicht so einfach den richtigen Moment ohne Touristen abzupassen). Weiter folgte ich der Küstenstrasse bis nach Saint-Guirec.
Dort fällt speziell der hübsche Hafen und eine vorgelagerte Insel mit dem Schloss Costaérès auf. Die Insel gehört übrigens dem deutschen Komiker Didi. Da kann man ein klein wenig neidisch werden. Auf dem Weg nach Trégastel passiert man zwei Dämme, die je einen Meeresarm abschneiden. Beim genauen Hinsehen sieht man eine alte Gezeitenmühle in der Mitte des Dammes. Das ist eine spannende Einrichtung – bei Flut und Ebbe wird jeweils das Mühlerad angetrieben.
Das GPS führt mich weiter immer möglichst nahe der Küste entlang in Richtung Westen. Die Gegend wird etwas weniger touristisch und so kann man auch mal einen Wanderweg befahren. Links und rechts des Weges zeigen sich malerische Sujets, wie die typischen Boote, die bei Ebbe auf dem Seetang rumliegen. Ebenfalls bretonisch sind die Feldwege mit den überwucherten Mauern zu beiden Seiten, welche die kleinen landwirtschaftlichen Felder begrenzen.
Nicht fehlen dürfen die uralten und misteriösen Menhire und Dolmen, die man fast überall entdecken kann. Der Regen nimmt zu und kurz vor der Ille Grande trete ich über verschlungene Wege die Rückfahrt nach Perros-Guirec an. Erstmals zeigen sich nun auch zugewachsene und matschige Singletrails, die gar nicht so einfach zu fahren sind.
Der Weg führt mich an der historischen Radarstation von Pleumeur-Bodou vorbei, die heute ein besuchenswerter Park mit einem Planetarium ist. Ich weiss noch, wie mich die weisse Kuppel hier inmitten des Niemandslandes schon als Kind fasziniert hat. Ich versuche möglichst auf Nebenstrassen zu bleiben, da die Franzosen ja nicht sonderlich langsam unterwegs sind und ich deshalb auf den Hauptstrassen ein eher mulmiges Gefühl habe. Trotzdem macht es Spass in unbekanntem Gebiet zu biken, speziell wenn die Landschaft so einzigartig wie hier ist!
Statistik: 39.1 km, ca. 478 Höhenmeter, Fahrzeit 3:17 h
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wunderschön so an die alten zeiten erinnert zu werden. jedes bild erinnert mich an die vielen schönen stunden und tage die wir als familie in diesem faszinierenden landstrich erleben durften.
besonders freut mich dass unsere „kinder“ der granit rose und der bretagne treu geblieben sind und nun ihresgleichen immer wieder mit den enkeln dort zeit verbringen. möchte auch wieder mal hin!
mit dem wetter muss man halt eben leben dort-ist ja auch nicht die karibik – dafür wilde ungezähmte natur.
Schöner Bericht und stimmungsvolle Bilder – bin erstaunt dass es im Oktober noch viele Touristen hat 😉