Am Morgen scheint endlich wieder die Sonne ins Zimmer und ich kann die Regenkleider zuunterst im Rucksack verstauen und erstmals seit drei Tagen die Sonnencrème einstreichen. In Rosswald (1819m) gibt es blauer Himmel und ein Zimmerbalkonblick von den Schneebergen bis runter ins Rhonetal. Das ist natürlich die pure Motivationsspritze und genau was ich an diesem Tag brauche, schliesslich steht ein Mountainbike-Klassiker auf dem Programm: Der Saflischpass!
Ich verzichte auf die Direttissima die Skipiste hinauf zum Fleschbode und nehme stattdessen den moderat steilen Fahrweg nach Stafel. Richtiger Entscheid – die Aussicht runter ins Gantertal ist fantastisch. Zuunterst im Tal die schöne Ganterbrücke der Simplon-Passstrasse; weiter oben der Simplonpass und im Hintergrund das Fletschhorn (dort war ich auch schon). 😉
Ab Stafel führt ein Wanderweg hoch zum Fleschbode (2135m). Das obige Bild zeigt einige der wenigen fahrbaren Meter auf dieser Strecke. Immer wieder wechseln danach fahrbare Abschnitte mit Schiebepassagen. Ab Fleschbode steigt ein Schotterweg auf 2302m. Das gleiche Bild hier – schieben und fahren, je nach Steilheit der Schotterrampe und Kondition des Fahrers.
Danach biegt man auf den Wanderweg zum Saflischpass ein. Der Weg steigt nun nicht mehr so stark an, aber tiefe Erosionsfurchen machen das Fahren zu einem Balanceakt. Immer wieder bleibt Zeit um das Panorama zu geniessen. Ich bezweifle übrigens, dass auf dieser Passseite in umgekehrter Richtung talwärts alles fahrbar ist, wie es im Internet teilweise beschrieben wird.
Total brauche ich etwas mehr als 90 min für den Aufstieg, wobei man mit etwa einer Stunde Schiebezeit rechnen muss. Auf dem Saflischpass (2563m) angekommen gibt es ein wunderbares 360° Panorama. Ich geniesse Stille, Bergwelt und Natur während einer längeren Pause. Einzig die Bergdolen und die zahlreichen Murmeli stören die Ruhe.
Schon wieder liegen 1370 Hm Abfahrt vor mir. Im Gegensatz zur Westseite des Saflischpasses ist bis auf 20m auf der Ostseite alles durchgehend fahrbar. Ich frage mich, wieso alle diesen Pass in Ost-West fahren. Mir gefällt die andere Richtung inklusive Lifthilfe via Rosswald viel besser. Im obersten Teil darf man das Wort Flowtrail sicher in den Mund nehmen.
Die Gegend ist ziemlich unberührt und mir sind speziell die blumigen Wiesen aufgefallen. Die ganze Ecke Binntal, Lengtal und Saflischtal ist so richtig ‚ab vom Schuss‘. Hier einige Impressionen:
Ab Brunegge (2336m) ist der Wanderweg zu Ende und macht einem Schotterweg Platz, der in langen Kurven das Saflischtal runter ins Lengtal bis nach Heiligenkreuz (1458m) führt. Es ist Mittagszeit und mir kommen viele Mountainbikefahrer entgegen. Da bin ich froh, nicht alles hinauffahren zu müssen – vom Binntal auf den Saflisch ist es ein ordentliches Stück Höhenmeter!
Da geniesse ich lieber die nicht enden wollende Schotterabfahrt mit schöner Aussicht ins Binntal. Einzig die Bremsbeläge und meine nicht richtig fixierte Bremsscheibe müssen etwas leiden. Gelegenheit um zwischendurch ein Fotohalt zu machen. Besonders angetan bin ich von einer Kurve bei Grummela, wo man einen tollen Ausblick durch die Bäume hindurch auf die Berner 4000er hat, speziell aufs Finsteraarhorn.
Am Talgrund angekommen geht es das Lengtal auswärts in Richtung Binn. Da ich noch einige Kilometer das Obergoms hinauf vor mir habe, verzichte ich auf einen Abstecher ins Dorf Binn und fahre weiter nach Ze Binne in Richtung Talausgang.
Ze Binne mit seinem See ist eine Walliser Postkartenidylle in Reinform. Bei diesem Anblick erstaunt es nicht, dass eines der Häuser vor 1500 erbaut wurde und immer noch steht. Ein idealer Ort um zu rasten und die Umgebung etwas einwirken zu lassen.
Der Grund für die Abgeschiedenheit zeigt sich am Ende des kleinen Sees. Nur durch eine lange Schlucht kann man das Obergoms erreichen. Auf der historischen Strasse aus den 30ern fahre ich durch die eindrückliche Twingischlucht. Der Strassenabschnitt ist ein historischer Verkehrsweg von nationaler Bedeutung und wurde umfassend restauriert. Entlang der Strasse gibt es zahlreiche ‚Outdoor-Kunst‘ zu bewundern. Mehr Infos beim Landschaftspark Binntal.
Am Talausgang geht es bei Ausserbinn nochmals hoch nach Binnegga. Es lohnt sich, wegen der Aussicht ins Rhonetal und wegen dem Trail runter nach Ernen. Das Dorf hat einen wunderbaren Dorfkern, den ich bei einer Walliser Platte im Restaurant St. Georg ausgiebig geniesse.
Die restlichen 20 Kilometer hinauf nach Ulrichen sind dann nur noch Genussbiken. Im welligen Auf- und Ab führt der Rhoneradweg linksufrig entlang der frischen Rotte. So bin ich bereits um 1530 Uhr im Hotel und kann entspannt den Tag ausklingen lassen. Die Zeit reicht noch für einen Dorfbummel durch Ulrichen. Wallis pur und dazu gehört natürlich eine Kirche, die fast grösser als das Dorf selber ist. Übrigens sehr empfehlenswert der Rad – Sport – Bistro – Bäckereiladen am Dorfeingang (Im Winter das Langlaufcenter).
Ich übernachte im Hotel Astoria, Ulrichen, für 135 CHF Halbpension. Zum Abendessen gab es Fondue Chinoise und eine freundliche Bedienung. Gut war’s! Das Zimmer war schön, inkl Bad. Der Preis scheint mir deshalb fair. Das Astoria ist ein bekanntes Bikehotel, obwohl eher für die motorisierten Bigbikes. Entsprechend konnte ich am Abend das Bike abspritzen und in einer Garage einstellen.
Statistik: 52.5 km, ca. 1104 Höhenmeter, 1670 Hm Abfahrt, Fahrzeit 4:24 h
Pingback: Die Mountainbike Tour über den Saflischpass ! | Spoony's Bike Blog
ja, der Saflischpass ist wirklich ein herlicher klassiker 😎 … wenn das wetter passt, wollen wir ihn ev. diesen freitag noch so quasi als saisonabschluss-berg machen.
ich selbst bin ihn vor zwei jahren gefahren, auch in die „normale“ richtung, von Fiesch aus. damals war bis auf ein/zwei stellen alles fahrbar, vom pass aus bis nach Brig runter.
Vielleicht muss ich meine Aussagen etwas relativieren. Ich glaube schon, dass er auch in die andere Richtung (Ost-West) gut fahrbar ist. Ist ja bergauf immer ziemlich schwierig einzuschätzen… Zudem dürfte die Abfahrt von Rosswald nach Brig natürlich nochmals ein toller Finish sein!
ja, der 36er runter nach Ried-Brig ist dann noch die krönung zum schluss, da kann man es nochmals richtig krachen lassen 😈
Ciao Spoony,
während diesem verregneten Sommer scheint jetzt wirklich auch mal die Sonne. Und das auf Deiner persönlichen „Königsetappe“. Du hattest es Dir wirklich verdienen müssen. Herzliche Gratulation. 😀