Der Chaumont – Chasseral – Solothurn Loop !

Heute ist er fällig, der König des Juras, der 1606 Meter hohe Chasseral! Ich plane eine spezielle Tour: Mit öffentlichen Verkehrsmittel nach Neuchâtel und via Chaumont und Chasseral zurück nach Solothurn. Leider ist die Jurasüdfusslinie der SBB nicht sehr bikefreundlich, muss doch im ICE für die raren Plätze eine Reservationsgebühr bezahlt werden. Dann nehme ich einfach den Regionalzug – so die etwas naive Überlegung. Der 07:30 Uhr Zug ist leer und hat viel Platz für mein Bike, heute wieder mal das Steve Potts Ti29-40 Hardtail.

Der Regio nimmt sich Zeit und kommt um 08:07 Uhr in Biel an. Mit direktem Anschluss ist hier nichts zu machen, der nächste Regionalzug nach St-Blaise am Neuenburgersee fährt um 08:52 Uhr. Ich trete hinter dem Bieler Bahnhof auf der Suche nach einem Kaffee ins Freie und flüchte gleich wieder vor einer Regenwolke ins Bahnhofsgebäude. Irgendwie hatte ich eine andere Wetterprognose in Erinnerung. Nach einem Kaffee und etwas Rumspielen mit der Kamera fährt der Zug los und kommt um 09:17 in St-Blaise an. Kosten bisher – 23 CHF. Ich sattle das Mountainbike und fahre die kurze Strecke nach La Coudre zur Talstation des Funiculaire de Chaumont.

Die nächste Abfahrt: 10:15 Uhr! Also nochmals eine Stunde warten! Langsam bin ich leicht säuerlich und wünsche die öffentlichen Verkehrsmittel wieder mal ins Pfefferland. Für 11.50 CHF fährt das sympathische Bähnli schliesslich doch noch die rund 580 Hm zum Chaumont hinauf. Blicke auf den Neuenburgersee gibt es übrigens nur während der Fahrt – auf dem Berg angekommen müsste man dazu den kostenpflichtigen Aussichtsturm besteigen, ich verzichte und will endlich meine Mountainbiketour starten!

Zuerst bleibe ich auf dem kleinen Fahrsträsschen, welches entlang der sanften Krete zum Grand Chaumont führt. Beim Hof La Dame weicht der Weg den ersten Trails über die grünen Jurawiesen. Nach einem kleinen Anstieg sehe ich erstmals die markante Antenne des Chasserals in der Ferne. Bis dorthin folgt der Track nun einer fast lückenlosen Reihe von sogenannten Métairie’s – Bauernhöfe bzw Sennereien.

Spannend sind die Namen der Höfe: Métairie d’Aarberg oder Métairie de Frienisberg. Tatsächlich war beispielsweise die erstgenannte seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Bürger von Aarberg, welche hier oben ihr Vieh sömmerten. Erstaunlich, liegt Aarberg nicht wirklich in der Nähe. Ich freue mich ob der schönen Natur und den bewaldeten Weisen. Fahrtechnisch und konditionell wird einiges gefordert, die von Kühen zerstampften, teils sumpfigen Trails sind alles andere als flowig.

Entsprechend will der Aufstieg zum Col de Chasseral auf 1502m erkämpft werden. Sobald man über den Pass fährt, entschädigt der grandiose Blick ins Mittelland schlagartig die Aufstiegsmühen. Entsprechend locker radeln sich die letzten Kilometer bis zur Antenne rauf. Einzig der bissige Wind, der immer über den Chasseral bläst, ist unangenehm und für die Jahreszeit kühl.

An diesem Brückentag vor dem Nationalfeiertag ist hier viel los und so flüchte ich zur Antenne in etwas ruhigere Gefilde für eine Mittagspause mit selbstgemachten Sandwiches. Leider sieht man die Alpen in den dunstigen Wolken nicht, aber die drei Seen des Mittellandes geben genügend Panoramavorlage. Einmal mehr beeindrucken die Dimensionen der Antennenanlage auf dem Chasseral, kein Wunder ist diese aus der halben Schweiz sichtbar.

Ich habe keine Lust auf zu knackige Trails und verzichte auf den Gratweg, welcher direkt ab der Antenne weiterführt. Plan B ist die Abfahrt über die Vacherie de Nods zur Métairie du Milieu de Bienne. Der Wiesentrail ist leider ein riesiges Gerumpel und ich bin mir etwas reuig das Fully zu Hause gelassen zu haben. Dazu fliehe ich nun stetig vor der nahenden Gewitterwolke und fahre leicht gehetzt via Place Centrale in Richtung Nordosten. Bei der Cabanne du Jura bleibt keine Zeit um die frisch renovierten Trockenmauern zu bewundern – die Regenwolke ist über mir und ich ziehe die Regenjacke an – nur um sie einen Kilometer später wieder auszuziehen. 🙁

Trotzdem ist der Boden nun nass und der lange Singletrail der Krete entlang bis nach Les Roches wird richtig anspruchsvoll. Die schmalen Reifen des Hardtails verlangen auf dem schmierigen Jurakalk vollste Konzentration und das eine oder andere Mal muss ich absteigen. Bei diesen Verhältnissen verzichte ich auf die grobe Abfahrt nach Frinvillier und nehme den Umweg über die schottrige MIlitärstrasse in Richtung Orvin, welche mal etwas Unterhalt nötig hätte.

In Frinvillier quere ich im Kurventunnel die Transjurane und verzichte anschliessend auf die mögliche Bonusroute via Bözingeberg. Dafür nehme ich die alte Strasse zum Tierpark, gefolgt von einem sehr spassigen Schotterweg durch den Meinisberger Wald runter nach Pieterlen. Die Rückfahrt nach Solothurn ist dann bekanntes Terrain.

Fazit: Eine tolle Route mit komplizierter Anreise, wunderbarer Landschaft und genialer Aussicht. Das Ganze gewürzt mit herausfordernden Wiesen- und Juratrails und spannenden felsigen Partien. Das nächste Mal werde ich das Hardtail jedoch zu Hause lassen. Wer Inspiration rund um den Chasseral sucht, der findet bei Collideous unzählige Varianten!

Statistik: 70.8 km, ca. 1091 Höhenmeter, Fahrzeit 4:26 h

2 Kommentare zu “Der Chaumont – Chasseral – Solothurn Loop !

  1. Patrick
    Antworten

    Cool, dass das Potts auch wieder einmal zum Einsatz kommt! Ich habe es schon ein wenig vermisst in deinen aktuellen Berichten. Das mit dem Gerumpel finde ich bei einem 29er nicht so schlimm. Die „pureness“ in der Optik und dem Fahrgefühl übertrumpft das doch locker, oder? P.S. Ich habe schon auch noch ein Marathonfully… 😉

  2. Chregu
    Antworten

    Hey Spoony. Toller Bericht und auch wenn es für Dich ärgerlich war, sind die ersten Zeilen doch ganz angenehm und lustig zu lesen 🙂
    Die ICN Reservationen nerven mich aber auch stets!
    Liebe Grüsse, Chregu

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