Meine Tochter ist auch mit uns in den Ferien in Samnaun. Sie hat aber Lernstress für die Prüfungen und macht es sich jeweils im Hotel gemütlich. Doch heute ist Vater-Tochter Tag und wir machen eine Wanderung zum weltberühmten roten Seeli oberhalb von Samnaun. Am Dorfausgang (1840m) treffen wir auf diverse Stationen des Märchenweges, der die Geschichte von Murmina und Murmin erzählt.
Nachdem sich meine volljährige Tochter vom Märliweg losreissen konnte, 😉 wandern wir zügig durch das Val Maisas. Das Tal ist nicht verbaut und der Maisasbach rauscht mit viel Geschiebe in Richtung Samnaun. Das ist nicht untypisch für die lokale Geologie, da hier die Berge aus Schiefer bestehen und regelrecht zerbröseln.
Nach einer kurzen Pause müssen wir uns entscheiden. Entweder am Talgrund entlang oder zuerst Höhe gewinnen und danach entlang der Talflanke durchs eigentliche grüne Maisas zum roten Seeli. Wir entscheiden uns die Höhenmeter zuerst zu nehmen und so eine kleine Rundtour zu machen.
Ziemlich stotzig geht es die Wiese hinauf bis unterhalb des Felsbandes mit dem bezeichnenden Flurnamen Schwarzwand. Auf 2380m haben wir einen tollen Blick hinunter auf Samnaun Dorf und den darüber liegenden Piz Crappa Grischa.
Obwohl Ende Juli ist der Bergfrühling noch nicht lange her und so blüht es überall entlang des Weges in prächtigen Farben. Weniger attraktiv ist die Hinterlassenschaft der Schafe auf und entlang des Wanderweges. So etwas habe ich noch selten erlebt – über Kilometer weichen wir permanent mit jedem Schritt der Schafschei… aus. Zu viele Schafe – zu wenig Wölfe. 😉 Aber die Gegend heisst ja nicht umsonst Maisas und wird wohl schon seit Ewigkeiten bewirtschaftet.
Endlich sind wir an unserem Tourenziel, dem roten Seeli (2575m) angekommen. Unter uns liegt der mit Geröll überschüttete Talkessel mit dem Namen Rossboden. Darüber der Muttler und der Stammerspitz. Meine Tochter liebäugelte erst noch mit der Idee den Muttler (3296m) zu begehen. Attraktiv scheint mir der Schutthaufen aber nicht. Er dürfte relativ leicht erwanderbar sein und tatsächlich sehen wir einige Wanderer auf dem Rossbodenjoch. Zusätzlich fragen wir uns, wie in aller Welt früher die Samnauer via das 2918m hohe Maisasjoch von der Schweiz hinübermigriert sind.
Und nun zum Stein des Anstosses. Im Internet und den Broschüren wird das rote Seeli als Sehenswürdigkeit angepriesen, nur weil sich sein Wasser alle Schaltjahre mal rötlich färbt. Nun Ja, erstens ist es kein See, sondern eine wenig Zentimeter tiefe ‚Glungge‘ bzw Pfütze und zweitens ist da gar nix mit Rot. Ich habe deshalb mit Photoshop etwas nachgeholfen. Fazit zur Halbzeit: Keinesfalls wegen dem Seeli diese Wanderung machen. 😉
Via Rossboden, der voller Schafe ist, machen wir uns auf den Rückweg durchs Tal. Dabei treffen wir auf eine Gruppe von Jugendlichen, die mit allerlei Gerätschaften unterwegs sind und den Weg instand setzen. Nun ja, irgendwie sieht das mehr wie ein Straflager als wie ein Freiwilligeneinsatz aus. Auf der anderen Seite scheint die Bergjugend für solche Aktionen sichtbar fit genug zu sein. Uns soll es recht sein. Auf dem rausgeputzten Pfad wandern wir entlang des Maisasbach zurück nach Samnaun.
Statistik: 11.9 km, ca. 810 Höhenmeter, Wanderzeit 3:16 h
Hey,
schön geschrieben – so wie es ist.
Wir sind mit unserem Zwerg nur nach dem Märchenweg noch etwas dem Maisasbach entlang, weil das echt toll aussieht da. Dachte mir das rote Seeli müssen wir auch irgendwann mal machen. Mal schauen. Aber so konnte ich die Wanderung immerhin schon mal etwas erleben.
Viele Grüße
Mel