Mitte November und der Winter ist weit entfernt. Gelegenheit für eine Entdeckertour, welche ich schon lange im Auge hatte. Startpunkt ist ein Parkplatz beim Flugplatz La Côte (412m). Ich bin hier um den Sentier des Toblerone zu fahren. Dieser Wanderweg führt entlang der Verteidigungslinie ‚La Promenthouse‘, welche im kalten Krieg auf der Höhe Arzier – Gland die Achsen entlang des Lac Léman mittels eindrücklichen Panzersperren – den bekannten Tobleronen – sperrte.
Beidseitig der Bäche Ruisseau de la Combe – La Serine – La Promenthouse finden sich im Gelände Bunker, Sperren und Unterstände. Der erste Bunker steht nach wenigen Metern beim Pont Farbel. Trotz kaltem Wetter grüsst im Bois de Chênes der verblichene Herbstwald. Der Wald ist ein lokales Naturreservat inklusive eines historischen Bauernhofs – sehr interessant. Das leicht ansteigende Gelände ist durchsetzt von alten und neuen ‚Herrschaftshäusern‘ mit Blick auf See und Alpen. In Genolier (547m) beginnt der Aufstieg nach Arzier (834m).
Schon ab Beginn wundere ich mich über die Waldstrasse, welche früher eindeutig zweispurig gewesen sein muss. Schon bald stellt sich heraus, dass es sich um die alte Fahrstrasse hinauf nach Saint-Cerque (?) handelt, welche ‚zurückgebaut‘ wurde. Leider kann ich diese Aussage im Nachhinein im Internet nicht mehr verifizieren. Egal, auf jeden Fall ist es keine reine Waldstrasse und entsprechend angenehm ist der Steigungswinkel.
Um nach Arzier zu kommen muss noch der dunkle Graben des L’Oujon überwunden werden. Dasselbe tut die Bahn Nyon – Morez, welche die steile Juraflanke in beeindruckender Art und Weise überwindet. Arzier belegt den Balkonplatz hoch über dem Genfersee und entsprechend viel wird hier gebaut. So viel, dass kaum ein unverbauter Blick in Tal möglich ist. Am Dorfausgang nehme ich einen kurzen und feuchten Singletrail hinunter in die Gorges de Moinsel.
Auf kleinen Strässchen und Waldwegen geht es im feuchten Herbstwald durch die Combe de Begnins. Der Wald leuchtet in allen Farben und so kriege ich doch noch etwas spätes Herbstgefühl. Während im oberen Teil die Schlucht selber genügend Hindernis ist, beginnen ab Begnins die Beton-Panzersperren.
Ziemlich eindrücklich und auch ein wenig verrückt wie hier die Sperre in den Talgrund dem Bach entlang gebaut wurde. Ab Vich zieht das Hindernis quer durch die Dörfer und um die Einfamilienhäuser. Entlang der Sperre führt ein schmaler und fahrtechnisch interessanter Singletrail, der viel Spass macht. Ich bin aber froh, nicht an einem warmen Sommertag unterwegs zu sein, denn mit den Wanderern gäbe es sicher Konfliktpotential.
Das Geländepanzerhindernis (so die offizielle Bezeichnung) und der Bach mit wechselndem Namen sind eine nur wenige Meter breite grüne Oase inmitten von überbautem Gebiet. Beinahe ungesehen unterquert man die Autobahn A1 auf welcher heute bei Gland zwischen Pannenstreifen und Lärmschutzwand nur noch ein einsamer Betonzacken an die Sperre erinnert.
Die Toblerone zieht an Hochhäusern vorbei übers offene Feld, flankiert von mächtigen Bunkern. Irgendwo in der Nähe von Schumachers Anwesen verschwindet die Verteidigungslinie im Genfersee und ich drehe ab in Richtung Parkplatz. Die Sonne ist untergegangen und die Novemberkälte kriecht sehr rasch in die feuchten Kleider.
Fazit: Sehr spannende Tour, welche ich gerne Mal im Bereich Saint-Cerque erweitern würde. Und damit es klar ist: Der Tobleroneweg ist keine Bikestrecke und nur zu Randzeiten zu empfehlen!
Statistik: 24.5 km, ca. 570 Höhenmeter, Fahrzeit 2:14 h