Das Wetter macht heute die Grätsche. Meine Frau legt einen kurzen Shoppingtag ein und ich versuche trocken eine kleine Wanderung. Ziel ist der Maiser Waalweg, der sich unterhalb von Schenna entlang der Talflanke zieht. Vom Hotel irre ich erst über diversen Privatgrund, bevor ich den Wanderweg hinüber nach Schenna finde. Man wacht hier gut über die Reben und die schönen Wohnlagen – kein Wunder bei diesem Panorama.
Schenna ist ein interessantes Dorf. Eine Dorfchronik weiss vieles zu erzählen. Schenna steht typisch für die Geschichte des Südtirols, der Ladiner- und der deutschen Sprache, den lokalen Konsequenzen historischer Wendepunkte, der italienischen Unterdrückung und den Spätfolgen all dieser Umwälzungen. Im Kontrast dazu, die Touristenbubble, die immer hart am Disney-Kitsch entlangschrammt.
Hinter dem Dorf, etwas versteckt, führt der Weg zum Thurnerhof mit angrenzendem Schloss. Das Restaurant hat geschlossen weil der Wirt kürzlich verstorben ist. Mein Beileid! Auf vielen Serpentinen geht es den steilen Wald runter in Richtung Passer. Das wäre perfekt mit dem Mountainbike. Aber die heutige Wanderung ist off limits, die Bikeverbotsschilder sind unmissverständlich.
Nach zwei Mal Regenjacke an- und ausziehen geht es endlich entlang der Maiser Waal, oder Suone wie man bei uns sagen würde. Sie ist bestens unterhalten und wird wieder aktiv für die Bewässerung genutzt. Der Weg ist äusserst abwechslungsreich und hat mehr suonentypisch ausgesetztere Stellen als als man in diesem Gelände vermuten könnte.
In einer neu eröffnetem Beiz unterhalb der Suone gibt es ein Weissbier zur Auffrischung. Danach geht es weiter, mal durch wilde Gräben, dann wieder durch Reben oder mitten durch Häuser. Je länger die Wanderung, umso präsenter die Reben- und Apfelplantagen. Dazwischen immer schöne Blicke rüber zum Hügel mit dem Dorf Tirol.
Endstation ist beim Schloss Planta in Obermais. Das gibt eine interessante historische Klammer, bin ich doch vor zwei Tagen ums Schloss Planta-Wildenberg in Zernez gewandert. Die Plantas hatten nach ihrer Vertreibung aus Graubünden in Meran Zuflucht gesucht. Na Ja, mittellos scheinen sie nicht geflüchtet zu sein. 😉 So endet diese schöne Wanderung mit dem kurzen Aufstieg zurück zum Hotel!