Für die zweite Tour auf Gran Canaria wollte ich hoch hinaus und dank einem Shuttleride mit Free Motion Bikes & Tours war dies einfach. Über eine enge und kurvige Strasse (GC-60) fuhr der Bus von Playa del Inglès via San Bartalomé de Tirajana hinauf nach Risco la Candelilla auf ca 1300m. Wenn ich schon mal im Inselzentrum bin, dann will ich ganz nach oben und so fahre ich über Ayacata hinauf bis zum Wahrzeichen von Gran Canaria, den Roque Nublo.
Mit seinen 1803m ist er nicht der höchste Berg in Gran Canaria, aber wohl der markanteste. Die letzten Meter Aufstieg muss das Bike noch getragen werden, bis man auf einem kleinen Steinplateau nebst den beiden Felsen einen eindrücklichen Rundumblick in alle Himmelsrichtungen hat. Gegen Osten sieht man die bewaldeten Höhen im Inselzentrum und die militärischen Einrichtungen des Pico de las Nieves (1949m).
In Richtung Westen fällt natürlich der 3718m hohe Vulkan Pico del Teide auf Teneriffa ins Auge. Man kann also auf den Kanarischen Inseln noch höhere Abfahrten machen als von hier aus. 😉 Ich geniesse noch einige Zeit die herrliche Aussicht und trotze dem heftigen Wind hier oben. Was nun folgt ist eine Abfahrt bis zu Meer – das kann nur gut werden. Zuerst muss ich retour auf die offizielle Strecke – die Lomo los Candelilla Tour von Free Motions Bikes & Tours.
Die ersten Höhenmeter nehme ich einen lokalen Wanderweg, in der Hoffnung auf einen guten Singletrail. Der Weg beginnt vielversprechend, verschwindet dann leider mangels Unterhalt und Wanderer in Kakteen und Dornenbüschen. Nach wenigen hundert Metern gebe ich die Singletrailidee auf und freue mich auf die nächste Dirtroad.
Der Schotterweg führt in das wilde Tal von Ayacata. Nach wenigen Kurven fühlt man sich völlig alleine in der kargen Natur. Obwohl der Weg breit ist, fokussiere ich mich auf die schmale Fahrspur, die von den Biketouristen zeugt. Dies erlaubt es mit ziemlich viel Speed runterzufahren, bis ein erster Gegenanstieg den Spass vorerst einbremst. Es folgt ein wunderbarer Abschnitt auf einer Asphaltstrasse hinunter zum Chira Stausee, wie das untenstehende Panoramabild beweist (In der rechten Bildhälfte deutlich das nächste Ziel erkennbar, der Morro de la Hierba Huerto.
Am Stausee findet sich ein kleines Dorf und ich eine verlassene Bar am Strassenrand, wo mich eine alte Spanierin trotz Siestazeit vor dem Verdursten rettet. 😉 Der warme Wind und die Temperaturen ziehen die Flüssigkeit erbarmungslos aus dem Körper und so bin ich froh um die kleine Pause. Die Hitze ist wohl auch der Grund, wieso im Sommer mit den Tourgruppen vom Chira Stausee direkt abgefahren wird. Ich zweige jedoch links ab und steige rund 400 Hm zum 1315m hohen Morro de la Hierba Huerto auf. Das braucht einige Körner, der Panoramablick entschädigt erneut für die Anstrengung.
Ab hier beginnt nun wirklich eine fantastische Abfahrt über Schotterstrassen hinunter zum Meer. Am Horizont sieht man die Dünen von Maspalomas und die Hotelburgen der Badetouristen. In diesen Momenten geniesse ich einfach nur die tolle Einsamkeit. Die Landschaft wechselt mehrmals den Charakter. Zuerst geht es durch einen verbrannten Wald, danach während längerer Zeit durch eine savannenartige Landschaft mit dürrem hohen Gras. Immer wieder muss ich anhalten, um die Aussicht zu geniessen und die Bremsen und die Hände zu entspannen. Der lose Schotter verlangt eine konzentrierte Fahrweise, macht aber sehr viel Spass. Hier fühlte sich mein Mietbike, das Cannondale Trigger so richtig wohl.
Auf 800m über Meer mündet der Weg in eine kleine Strasse, die GC-604. Erst bin ich etwas enttäuscht, dass ich nun die restlichen 20km auf Asphalt zurückrollen soll. Doch schon die ersten Kurven relativieren meine Meinung. Die Strasse schlängelt sich wie eine Murmelbahn auf einem Bergrücken in Richtung Meer und bietet beste Ausblicke in die tiefen Schluchten. Zudem ist die Strasse, wie alle anderen die ich gefahren bin, perfekt asphaltiert; Verkehr hat es keinen und so kann man es richtig sausen lassen. Unterbrochen wird der Abfahrtsrausch durch kleine Gegenanstiege, die nochmals die Kondition fordern. Zufrieden fahre ich schliesslich in Playa del Inglès ein und gebe mein Bike zurück – ein toller Tag!
(GPS Track unbearbeitet, Nachfahren auf eigene Gefahr!)
Statistik: 66.2 km, ca. 1304 Höhenmeter aufwärts, 2515 Höhenmeter abwärts, Fahrzeit 4:52 h
Die GC604 ist allerdings auf gut 10km geschottert und nicht durchgehend asphaltiert. Geht mit dem Rennrad auch…
Die Landschaft sieht echt Klasse aus. Halt einfach ganz anders als bei uns. Schön karg mit einzelnen Baumstatisten. Schöne Fotos und ein guter Einblick in das Bikegeschenhen der Insel.
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