Die La Tourche Tour – 1. Versuch !

Morgenstimmung Raststätte GruyèreRastplatz Montreux - Morgenstimmung 02Rastplatz Montreux - Morgenstimmung 01

Es ist Herbst im Wallis und so zieht es mich für eine Tour in den schönsten Bikekanton. Ich fahre sehr früh weg und profitiere von leeren Autobahnen und einer wunderbaren Morgenstimmung, die ich erst auf der Raststätte Greyerzerland und dann auf dem Rastplatz Montreux einfangen muss. Parkiert wird beim Thermalbad Lavey-les-Bain (417m) und das Tourenziel heisst La Tourche (2198m). Eigentlich hätte ich mir beim Blick auf die Höhenmeter so meine Gedanken machen müssen.

Kurvenmassaker - EslexDent du Midi - Immer im Blick

Die Einrollphase entlang der Rhone war kurz. Schon bald beginnt der Aufstieg nach Morcles. Netterweise sind sämtliche Kurven mit einem schönen Nummerschild versehen, im ganzen 29 Stück. Langsam aber stetig schraube ich mich an der schattigen Talseite den Berg hinauf. Der Anstieg ist kurzweilig, das nächste Ziel immer die nächste Kurve, der Countdown motiviert!

Trail bei La SasseKurvenmassaker - Morcles

Mit jedem Meter strahlt der Dent du Midi vor stahlblauem Himmel etwas weisser in die Morgensonne  und der kühle Talgrund ist immer weiter entfernt. Beim Punkt 998 verlasse ich die Strasse und nehme ein Variante über ein älteres Strassenstück. Wie immer im Wallis lässt sich links und rechts uralte Wegbaukunst bewundern. Ein Wanderweg, mit Schiebepassage, führt zurück zur eigentlichen Strasse und endlich ist die Kurve Nummer 1 und das Dorf Morcles (1160m) erreicht. Auf einem sonnigen Bänkli geniesse ich die erste wohlverdiente Pause.

Dent du Midi - Ein MusterbergDent du Midi - Schön !Panorama Martinaux

Ab dem Dorfausgang bestimmt das Militär die Szenerie. Der Weg führt entlang des Waffenplatzes Dailly und überall sieht man Zeugen der alten Festungswerke, welche bis in den kalten Krieg das Engnis von St. Maurice bewachten. Die Strasse ist steil und wird gefühlt immer steiler. Beim Skilift Prabeneu (1485m) wechselt Asphalt auf Schotter und ist muss öfters Pausen einlegen.

Les Martinaux - Blick ins LavauxLa Tourche - Heute unerreichbar

Auf den nächsten 150 Höhenmetern kommt leider der Hammermann. Ich kriege Krämpfe in beiden Oberschenkeln und schaffe es gerade noch knapp zur Hütte Les Martinaux (1668m). Der Ort eignet sich für eine ausgedehnte Pause und ein mitgebrachtes Mittagessen mit perfektem Ausblick ins Chablais. Ich hoffe mich wieder zu erholen. Die Hütte La Tourche ist im Blickfeld, es trennen mich trotzdem noch 500 Höhenmeter davon. Das schaffe ich heute nicht mehr. Das fehlende Training in diesem Jahr fordert seinen Tribut. Etwas frustriert gebe ich auf und suche eine Alternativroute.

MilitärwegMilitärweg Tunnel

Auf der Karte quert ein Fahrweg den Talkessel der L’Avançon. Ich fahre wieder abwärts nach La Forcle bis zum Punkt 1395. Der Schotterweg scheint definitiv militärischen Ursprungs und ist teilweise abenteuerlich in die Talflanke geschlagen. Nicht schlecht, denke ich mir. Mit lockerem Biken ist aber nichts, der Weg ist steil und schottrig. Sobald ich etwas Druck geben will, zwickt es im Oberschenkel. So fahre ich mit ‚Minimaldruck‘ den Berg hoch.

Militärweg - BrückeMilitärweg - nicht immer fahrbarWaffenplatz DaillyMilitärspuren

Bei 1662m ist der Tourhöhepunkt schliesslich erreicht und es geht etwas flacher der Felswand entlang. Rechts des Weges sieht man auf Dailly und bis zum Lac Léman. Links des Weges beweisen alte schwere Türen den militärischen Hintergrund des Weges.

Alp l'Au d'ArbignonAbfahrt nach Collonges - Steil!

Bei der Alp L’Au d’Arbignon (1649m) treffe ich wieder auf die ursprüngliche Route. Bevor ich mich in Tal stürze geniesse ich angelehnt am warmen Stein der Alphütte die Herbstsonne und die absolute Ruhe der Bergwelt. Zu dieser Jahreszeit ist man hier sehr alleine. Die Tour folgt nun einem typischen alten Walliser Bergweg, der in beinahe direkter Falllinie 1200m runter zum Talgrund führt.

Abfahrt nach Collonges - Impressionen 01Abfahrt nach Collonges - Impressionen 02Abfahrt nach Collonges - Impressionen 03

Die ersten Meter sind für mich viel zu steil und wenig fahrbar. So schiebe ich das Bike Meter um Meter ins Tal. Irgendwann wird der Weg etwas weniger verblockt und ich stelle den Sattel auf die tiefste Position und mit etwas Mut gelingt die Abfahrt immer besser. Der Downhill bleibt aber bis zum Schluss eine technische Herausforderung und öfters muss ich anhalten und die Bremsen kühlen lassen – Zeit um den goldenen Herbstwald zu geniessen.

Alter Weg bei La TaillaBlick von Collognes nach Dorénaz

Bei Collognes ist mit den ersten Reben der Talgrund schliesslich erreicht. Die Abfahrt hat Körner gekostet und so zwicken meine Oberschenkel sogar noch bei der Rückfahrt in Richtung St. Maurice. Ich bleibe auf der Hauptstrasse und zapfe die letzten Reserven ab.

Fazit: Das Wallis braucht Kondition. Im Moment bin ich zu wenig fit für fast 2000 Höhenmeter Aufstieg auf steilsten Wegen am Stück. Die Tour braucht einiges an Fitness und Fahrtechnik. Trotzdem reizt die Herausforderung. Ich war nicht das letzte Mal in dieser Ecke des Wallis.

Statistik: 30.5 km, ca. 1620 Höhenmeter, Fahrzeit 4:21 h

PS: Hier noch zwei Links auf Biker, die etwas mehr Körner in den Beinen haben. 😉
Swiss Bike Blog
Halfmoon Biking

2 Kommentare zu “Die La Tourche Tour – 1. Versuch !

  1. Spoony Beitragsautor
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    Danke Beat für den Tipp.
    Den Emosson habe ich schon länger auf der Liste. 1750m am Stück ist für mich aber wieder ziemlich am Limit. Dafür scheint es etwas weniger steil zu sein.
    Deine Homepage habe ich aus der Linkliste genommen.

  2. deBeatvoBrig
    Antworten

    Hallo Spoony,
    Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch „es guet’s nöis“.
    Tipp: In Vernayaz, hinter dem SBB-Kraftwerk, führt ein alter Fahrweg nach Salvan hoch mit vielen Spitzkehren.
    37 sind es bis Salvan, Trétien bis Finhaut noch einmal 14 und 3 bleiben noch auf geteerter Strasse bis zur Staumauer Emosson. Wenn Du dann noch genügend „Körner“ zur Verfügung hast, ist es Dir ja immer noch möglich dis zur alten Staumauer des Emosson-Sees hoch zu fahren.
    Dieser Weg wäre dann etwas für später im Jahr, Sommer oder Herbst. Sonnenstand beachten.
    Liebe Grüsse, deBeatvoBrig
    NB: Zu Deiner Info, meine Homepage „der-Foto-Biker“ wurde eingestellt.

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