Es ist ausgebiked – meine Frau hat heute Lust auf Wellness und einen Coiffeurbesuch in Nago. Die Gelegenheit um den Spuren des ersten Weltkrieges zu folgen und in Schützengräben rumzuklettern. Dazu eignet sich der Bergkamm des Monte Corno bzw der Busata direkt oberhalb von Nago. Erst wandern wir direkt ab dem Hotel auf dem uralten Weg von Torbole durch das Valletta di Santa Lucia rauf nach Nago. Hier haben übrigens die Venezianer im Jahr 1439 ganze Galeeren Fitzcarraldo-mässig das Tal raufzog – unglaublich.
Ich verabschiede mich von meiner Frau und steige beim Parkplatz am Dorfeingang in Richtung Felsgrat auf. Auf dem Weg gibt es nicht nur schöne Aussichten runter nach Nago, sondern ebenfalls riesige historische Gletschermühlen zu besichtigen. Auf verschlungenen Wegen, teils auf abenteuerlichen Treppen und entlang abfallender Felswände, gewinne ich an Höhe.
Ja höher ich komme, umso mehr liegt mir der Gardasee und die Landschaft zu Füssen. Auf der anderen Talseite thront der 1223m hohe Dos Remit. Die k.u.k Truppen und die italienischen Linien lagen hier Aug in Aug. Während des ganzen Krieges galt nur eine Devise: Wer höher liegt, der hat den Vorteil. Also vorbei an den ersten Stellungen bis zum tollen, alten Kastanienhain oder Castagneto auf 400m Höhe.
Die Bergflanke ist durchzogen von alten und noch älteren Wegen. Obwohl oft verwittert, sind die Militärwege gut zu erkennen. Man sieht die alten Stützmauern und noch typischer sind die moderaten Steigungswinkel und die relativ grossen Kurvenradien. Wie alle militärischen Versorgungswege dieser Zeit sind sie im totem Winkel der gegnerischen Artillerie am ‚Hinterhang‘ gebaut.
Bei der Busa dei Capitani wurde unterhalb von mächtigen Felsen ein halbes Heerlager aufgebaut. Heute sehen die Hüttenresten im grünen Wald eher wie eine Szene aus einem Mittelalter- oder Fantasyfilm aus. Die Ruinen lassen auch heute noch die Lebensumstände der Soldaten erahnen. Weiter geht es zu den Tre Croci auf 611m und damit zurück zur Krete.
Dieser Krete entlang führt der legendäre Anaconda Bike Trail – der Name ist Programm. Leider herrscht auf dem Anaconda heute ein absolutes Bikeverbot und so bin ich zu Fuss besser unterwegs. Die ganze Krete ist durchzogen von einem Netz aus Beobachtungsposten und Schützengräben. Im Zuge des 100 Jahr Jubiläums des ersten Weltkrieges wurde in die alten Wege investiert und die ganze Frontlinie ist hervorragend beschildert und Instand gesetzt.
Die Stellung Preda Busa ist ein erstes Highlight. Die Felskrete wurde von hinten mit Gräben und Tunneln durchlöchert und enge, aus dem Fels geschlagene Gräben, führen zu ‚Felsenfenster‘ mit fantastischen Aussichten auf den Gardasee. Da schlägt das Entdeckerherz trotz des wenig lustigen Hintergrundes höher!
Ebenso interessant sind die Erklärungen der verschiedenen militärischen Infrastrukturen. So wurde ein kleines Kraftwerk in den Fels gehauen um riesige Bogenlampen – Scheinwerfer zu betreiben, die aus Felskavernen wohl das halbe Tal ausleuchten konnten. Den Kavernen nach zu urteilen wurden die Scheinwerfer bei Gebrauch nach vorne geschoben und blieben sonst durch den Fels geschützt.
Einige Meter weiter findet sich der k.u.k Kommandostand des Frontabschnittes, ein einfaches, an die Felswand angeschmiegtes Steinhaus. Rundherum haben Besucher zahlreichen verrosteten hundertjährigen Metallschrott deponiert. Ziemlich eindrücklich, könnte doch jeder Gegenstand seine eigene Geschichte erzählen. Eigentlich will ich gar nicht genau wissen was hier sonst noch so alles im Boden liegt. 🙁
Man könnte nun bis auf den 1280m hohen Monte Creino weiterwandern. Ich spare mir das für ein anderes Mal, denn auf halber Höhe kann man mit dem Mountainbike auf den Naranch Trail einsteigen. So kehre ich auf 720m um und folge weiter den Wegweisern, die in allen Richtungen auf weitere Zeugnisse der kriegerischen Vergangenheit weisen. Viele Freiwillige haben hier wirklich eine tolle Arbeit geleistet.
Mitten im Wald treffe ich auf einen frisch ausgegrabenen Schützengraben. Erst hier wird deutlich, wie der Bergrücken zu Kriegszeiten ausgesehen haben mag – ohne viel Wald und durchzogen von einem Netz aus Gräben. Ebenfalls eindrücklich der Stützpunkt Perlone – hier wurden für die Geschütze grosse Tunnel aus dem Fels gehauen. Oberhalb der Stellung erinnert ein Gedenkkreuz vor grandioser Kulisse an die Opfer des Krieges.
Auf einem teils sehr steilen Weg geht es in mehr oder weniger direkter Linie runter nach Nago. Dabei nehme ich natürlich noch ein letztes Fort mit, das jedoch vom Bau her eher aus einer früheren Zeit datiert. Ziemlich geschafft komme ich im Hotel an und bin nun ebenfalls bereit für etwas Wellness und ein Bad im Hotelschwimmbecken.
PS: Wer sich noch vertiefter für die Festungswerke in der Region interessiert, dem kann ich diese Seite empfehlen. Interessant ist besonders die Karte mit dem Verlauf des Stellungskrieges.
Statistik: 14.4 km, ca. 879 Höhenmeter, Fahrzeit 4:03 h
ich lieb dini reise bricht und aregige mit Dir würd ich gern mal e kaffi drinke …Du machsch das super DANKE gruess
Ferdinand El Amante Danke für das Lob, vielleicht trifft man sich ja mal irgendwo.