Meine Tochter verbringt einen Tag am Sea you Festival am Tunisee nördlich von Freiburg im Breisgau. Für mich und meine Frau ist das eine gute Gelegenheit den Shuttle Dienst mit dem Angenehmen zu verbinden und eine Mountainbike Tour in uns unbekanntem Gebiet zu fahren. Das Ziel ist die Umrundung des Kaiserstuhls. Wir parkieren das Auto auf dem Parkplatz des Schwimmbades von Bötzingen und fahren erst auf der Landstrasse nach Eichstetten am Kaiserstuhl.
Frau hat bereits Hunger und so irren wir auf der Suche nach einem Restaurant durch Eichstetten, bis wir in einem mässig guten Café etwas zu Essen kriegen. Im Internet habe ich mir eine schöne Tour zusammengeklickt, die grob der Kaiser Tour folgt. Endlich pedalen wir durch die Hohlwege und die Rebberge für welche die Region bekannt ist. Die dem vulkanischen Untergrund abgerungenen Terrassen schlängeln sich wie Höhenlinienplateaus um die 16 Millionen Jahre alte Caldera. Am Vogelsang Pass (372m) biegen wir auf die eigentliche Krete zur Umrundung des Kaiserstuhls ab. Ein steiler Wiesentrail führt durchs wunderbare Naturschutzgebiet Badberg Haseschacher Buck.
Wir queren die zweithöchste Erhebung des alten Kraters, die Eichelspitze (521m), westlich und folgen der Krete in einem ständigen Auf und Ab bis zum Bahlinger Eck (434m). Auf Singletrails und Waldrandwiesentrails fahren wir gegen Osten bis zum Katharinenberg (492m). Die Katharinenkapelle markiert den nördlichen Eckpunkt unser Rundtour und wir geniessen beim lokalen Kiosk eine kleine Erfrischung. Das Wetter ist heute durchzogen und so sind nur sehr wenige Wanderer unterwegs und wir stören mit unseren Mountainbikes niemanden.
Am Himmel zeigen sich die ersten Gewitterwolken und ich hoffe, dass sich die Regenfront vom Kaiserstuhl fernhält. Zuerst gibt es ein kurze, wurzlige und ruppige Abfahrt bis zum Amolterer Eck. Entlang des Katharinenpfades fahren wir der Krete entlang zur Staffelberg-Hütte. Immer wieder haben wir einen wunderbaren Blick auf den ersten Teil der Tour und auf die markante Antenne des Totenkopfes.
Oberhalb von Vogtsburg fahren wir entlang der alten Reben, die in diesem Jahr ordentlich mit jungen, fülligen Trauben behängt sind. Die Terrassierung des halben Berges nimmt nochmals grössere Dimensionen an. Es scheint, dass man hier ab den 60er Jahren mit maschinellem Grosseinsatz die bebaubare Fläche für den Rebbau weiter vergrösserte. Der gut bearbeitbaren Lössboden machten dies erst möglich.
Bei Mondhalde (370m) haben wir einen fantastischen Blick in Richtung Vogesen und die Rheinebene. Wir erkennen in der Ferne die Burgen unserer Touren im Frühjahr im Raum Colmar und ich würde mal schätzen, dass man an gut sichtigen Tagen sicher bis nach Basel und zum Jura sieht.
Mit den ersten Regentropfen finden wir Unterschlupf für Kaffee und Kuchen beziehungsweise einen Eiskaffee im Gasthaus zum Bären in Oberrotweil. Der Regen geht vorbei und wir fahren unsere Kreisrunde weiter gegen Süden und Osten. Auf verlassenen Schotterwegen geniessen wir die spezielle Landschaft und den Fernblick in die Ebene. Plötzlich stehe ich vor einem Rehkitz, das nach seiner Mutter ruft, welche bald mit einem Sprung den Weg überquert und zusammen mit dem Kitz im Unterholz verschwindet. Eine schöne Begegnung!
Den südlichen Umkehrpunkt markiert das Gasthaus Lenzenberg (360m). Hier sitzt man tatsächlich wie auf einem riesigen Stuhl oder Thron und blickt über die Ebene ins Sundgau. Im Moment zieht ein kräftiges Gewitter mit Blitz und Donner über Mulhouse in Richtung Vogesen. Tolles Schauspiel! Der ursprüngliche Plan war es, den Neulindenpfad rauf zum Totenkopf (557m) zu nehmen. Doch wir sind langsam etwas müde und der Weg scheint mir bergauf nicht ideal zu sein. So nehmen wir noch ein kräftigendes Bier und fahren den Plan B: Auf einer Forststrasse zur Adlernesthütte, die Antenne Neunlindenturm mindestens teilweise im Blick. Die Wahl war gut, zwar keine Singletrails, aber eine kurzweilige, waldige Traverse durch die Südflanke des Totenkopfs bis zum Häfelbuck.
Hier endet die Umrundung des Kaiserstuhls und wir fahren via Spielplatz Hohrainbuck runter nach Bötzingen und zurück zum Auto beim Freibad. Der Regen sitzt uns nun echt im Nacken und so kommen wir mit den ersten Tropfen beim Auto an. Danach gibt es noch eine gute Pizza im nahen Restaurant Castello, bevor wir unsere Tochter abholen und in die Schweiz zurückfahren.
Fazit: Eine geologische, kuturhistorische und landschaftlich extrem interessante Tour in einer Region, die man oft nur von der Autobahn aus wahrnimmt. Angesichts der nicht gerade Mountainbike-freundlichen Regeln im Badenwürtenbergland hatte die Tour zudem einen relativ hohen Trail Anteil. Für mich war das wieder mal eine echte Entdeckung!
Statistik: 47.3 km, ca. 1046 Höhenmeter, Fahrzeit 3:48 h