Auffahrt und verlängertes Wochenende – Es ist schönstes Wetter und ich schlage meiner Frau ein langes Wochenende in Saignelégier (991m) vor. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, habe ich doch letzte Woche auf meiner Jura Bike die Region nur im Nebel gesehen. Die Anfahrt von Solothurn via Transjura ist erstaunlich kurz, nur 45 min und ich frage mich, wieso wir nicht öfters in die Freiberge fahren. Die heutige Tour führt entlang der Route 712 Franches Montagnes und der Route 868 Tramelan Bike.
Es ist unglaublich viel los und mir scheint ob alle Van’s und Wohnmobile der Schweiz sich in den Jura aufgemacht haben. Die Campingplätze sind immer noch geschlossen und so parken die fahrbaren Unterkünfte an allen möglichen und unmöglichen Ecken. Wir fahren derweil ziemlich einsam über die typischen Jurawiesen und was soll ich sagen? Bei schönem Wetter macht das einen tollen Eindruck!
Bei Les Reussilles verlassen wir die Bikeroute und queren auf der Hauptstrasse hinüber in Richtung Tramelan (887m). Die enge Strasse ist nicht wirklich radkompatibel und bereits gibt es kritische Kommentare meiner Frau von wegen Tourenplanung und so… 😉 Während der Abfahrt nach Tramelan halten wir unglaubliche vier Mal für den gleichen Zug an. Beim Bahnhof sind wir wieder auf der Bikeroute und fahren erst das Tal entlang und gewinnen danach ziemlich rasch an Höhe.
Beim Hof Le Beuchat (1114m) wechselt der Untergrund wieder auf Wiese. Ein schöner Singletrail verläuft auf dem Rücken des Montagne du Droit in Richtung Col du Mont Crosin (1227m). Die mächtigen Windräder bestimmen nun das Landschaftsbild und fügen dem dominanten Grün und Blau etwas weisse Farbe dazu. An Auffahrt unter COVID-19 Bedingungen einen Platz in einem Restaurant zu kriegen wird die nächste Herausforderung.
Wir fahren weiter zum Mont-Soleil, wo der Solarpark heute tatsächlich Strom produziert. Zudem sehe ich nun das Panorama, welches bis zum Mont-Blanc reicht. Letzte Woche im Nebel war mir nicht bewusst, dass wir uns genau hinter dem Chasseral befinden und so immer einen schönen Blick auf die mächtige Antenne haben. Meiner Frau gefällt es und mir ebenso!
Die Buvette Les Sorbiers hat heute geöffnet und wir diskutieren nicht lange und bestellen leicht ausgehungert ein Mittagessen. Derweil schwärme ich meiner Frau vom nächsten Restaurant, der Auberge Chez l’Assesseur. Natürlich will sie das mit eigenen Augen sehen und so verschieben wir das Dessert einige Kilometer nach Westen. Zum Glück finden wir auf der Sonnenterrasse einen Platz. In der nächsten Stunde wird ein Gast nach dem anderen abgewiesen.
Vorsichtig fahren wir über einen frisch geschotterten Weg in Richtung der Ortschaft Les Bois und damit zurück auf der Route 712. Bei der Auberge du Peu-Péquinot ist die Hölle los. Hunderte von Besucher, meistens mit Kinder, amüsieren sich an der Pferdeherde und besonders den Jungtieren. Die Pferde nehmen es mit stoischer Gelassenheit und werden nicht mal durch aggressive Hunde nervös. Bei Le Boéchet, mitten im Nirgendwo, fährt man übrigens an einem der besseren Restaurants der Gegend vorbei, Le Paysan Horloger – kommt auf die To Visit Liste.
Über kleine Strässchen führt uns die Route via Le Noirmont zurück nach Saignelégier. Und weil an diesem Wochenende das Motto ‚Bike & Gourmet‘ gilt, verweise ich gerne auf eines der besten Restaurants der Schweiz, das Maison Wenger in Le Noirmont. Ich hatte am Samstag Mittag einen Tisch gebucht und so verbrachten wir einen Regenhalbtag bei einem denkwürdigen Menü. Wie schon anderswo erwähnt, der Jura ist nicht zu unterschätzen! Doch zurück zu unserer Biketour, die uns entlang der Bahnlinie zurück nach Saignelégier führt.
Wir haben für drei Nächte im Hotel Cristal einquartiert. Der ganze Wellnessbereich ist noch geschlossen und eher etwas für den Winter. Die Anlage versprüht den typischen Sportressort-Charme vergangener Zeiten. Die Zimmer sind aber grosszügig mit Blick auf die lokale Kuhherde. Wir sind müde und geniessen ein gutes Abendessen auf der sonnigen Terrasse.
Fazit: Was ich im Nebel andeutete hat sich heute bewahrheitet – die Tour zum Mont-Soleil ist zwingend an einem Sonnentag zu machen. Ich hatte doppelt Freude, konnte ich doch die schöne Runde diesmal mit meiner Frau teilen.
Statistik: 57.2 km, ca. 975 Höhenmeter, Fahrzeit 3:51 h