Ein weiteres Bergtal auf meiner To Do Liste ist die Göscheneralp, ein wenig beachtetes Seitental eingeklemmt zwischen dem Urseren- und Meiental. Mit dem Auto durch die Schöllenen ins Dorfzentrum von Göschenen (1101m), wo es für 6 CHF / Tag einen Parkplatz gibt. Kaum ausserhalb des Dorfes versperren massive Lawinenschutzdämme den Taleingang und die Kapelle steht sicher nicht zufällig hier. Das Tal ist wohl in schneereichen Wintern nicht sehr zugänglich.
Ich folge der Route 408 Göscheneralp Bike, bzw. der Variante des Ride, welche die Talstrasse zum Aufstieg und den Wanderweg zum Downhill nutzt. Die Strasse hat eine angenehme Steigung und mindestens heute wenig Verkehr. Der Riesenparkplatz am Talende zeugt jedoch von anderen Tagen. Schon aus weiter Ferne kündigt sich das Postauto mit einem langen ‚Tüütataaa‘ an. Schweiz pur! Ich steige ab und passe dem Chauffeur für ein Foto ab.
Bei Wiggen überwindet die Strasse (und ich auf ihr) auf einer abwechslungsreichen Linienführung mit Spitzkehren und kurzen Tunnels eine weitere Steilstufe. Bei Gwüest (1587m) öffnet sich das Tal. Hierhin wurden beim Bau der Staumauer die durch den See vertriebenen Alpbewohner umgesiedelt. In der Ebene, auf der Schwemmfläche der jungen Göschenerreuss, liegt der Campingplatz Mattli. Nicht selbstverständlich liegt dieser bereits in der Morgensonne. Im urchigen Gasthaus Göscheneralp gibt es den zweiten Kaffee des Tages.
Der letzte Push rauf zum Berggasthaus Dammagletscher ist einfach und problemlos. Dabei übersehe ich beinahe die begrünte Gewichtsstaumauer – nach all den Betonmonstern der letzten Tage ein zu natürlicher Anblick. Neben dem Restaurant steht ein Souvenirshop sowie die alte Glocke der 1955 im Stausee versunkenen Kapelle der Göscheneralp. Vor der Abfahrt gibt es ein lokales und uriges Stiär Biär zum Apéro. Übrigens, die Göscheneralp ist ebenfalls ein interessantes Wandergebiet.
Weiter, einige Meter rauf zur Staumauer der Göscheneralpsees (1798m). Panoramabikeposing ist angesagt! Tatsächlich ist sowohl der Blick ins Tal, wie jener über den Stausee, äusserst fotogen. Türkisblau liegt das Wasser im mächtigen Stausee. Dahinter majestätisch der Dammastock mit dem Dammagletscher und dem von 3500ern umsäumten Talkessel. Ich bin das erste Mal hier und froh, diese Szene noch gesehen zu haben, denn gefühlt macht es der Gletscher nicht mehr lange. 🙁
700 Höhenmeter selbsterstrampelte Abfahrt liegen vor mir. Es beginnt mit einer spassigen und rassigen Abfahrt über die Staumauer runter zum Jäntelboden. Natürlich darf eine Mutterkuhherde nicht fehlen und so gibt es einen kurzen Umweg durch die Wiese. Immer wieder halte ich an und lasse den Talkessel auf mich wirken – einfach das Schönste an alpinen Hochtälern.
Nach dem Campingplatz wird die Route steiler und verblockter. Beim einen oder anderen ruppigen Abschnitt steige ich zur Sicherheit ab. Es folgt der sogenannte Jeepweg, ein Karrweg die rechte Talflanke runter, bis fast nach Göschenen. Der Alpweg führt immer wieder über querende Bachrinnen, die zum Glück gut verbaut sind. Der Weg macht Spass mit einer Ausnahme, angesichts der mit Matsch vermischten Kuhspuren dürfte er bei Nässe und in der Kuhsaison ziemlich Schei..e sein. 😉
Bei Bitzi verlasse ich die offizielle Bikeroute und folge dem Wanderweg der Talflanke entlang. Der Weg entpuppt sich als toller Waldfelsentrail, der im Dorf von Göschenen endet. Zugegeben, sicher kein Weg, der bei grossem Wandereraufkommen befahren werden sollte. Heute begegne ich nur einem freundlichen älteren Ehepaar.
Fazit: Eine sehr schöne Tour in ein abgelegenes Bergtal mit gemütlichen 700 Höhenmetern aufwärts, wunderbaren Aussichten über Stausee und Dammagletscher, gefolgt von einer immer besser werdenden Trailabfahrt zurück an den Ausgangspunkt. Passt genau zu meinem Hashtag #valleyhopping!
Statistik: 20.7 km, ca. 719 Höhenmeter, Fahrzeit 2:12 h
Andermatt und seine Seitentäler mutieren immer mehr zu einer meiner Lieblingsdestinationen. Dein schöner Bericht macht mich natürlich auch gluschtig, auch mal zur Göscheneralp hochzufahren, allenfalls sogar mal mit dem Camper. Einfach nochmal mein Hinweis, den ich bereits in mehreren meiner Berichte gemacht habe: In Göschenen in der Bäckerei neben der Brücke gibt es den besten Aprikosenkuchen, den ich je gehabt habe.
Ja ja der Aprikosenkuchen, jetzt wo du es wieder erwähnst. Habe die Chance leider verpasst! 😉