Es hat die ganze Nacht geregnet und auf den Hängen liegt Schnee. Bei straffem Nordwind, 12°C und nassen Wegen habe ich keine Lust auf eine Talrunde nach Chiavenna. Sowieso wäre eine Stadtbesichtigung mit dem Mountainbike suboptimal. Also die Trenord App runtergeladen und so geht es mit dem topmodernen Zug in 20 Minuten für 2.60 EUR nach Chiavenna.
Der grosse Bahnhof zeugt von den früheren Träumen einer Splügen- oder Malojabahn. Ich schlendere durch die kleine Stadt mit spürbar historischer Vergangenheit. Die Lage als Drehkreuz zu den Alpenübergängen Splügen und Septimer führte mindestens für einige Zeit zu Wohlstand, der heute leider nicht immer an den Fassaden sichtbar ist. Im Städtchen läuft wenig, keine Touristen und viele Häuser sind unbewohnt oder stehen zum Verkauf. Der italienische Charme bleibt trotzdem!
Nach zwei Stunden habe ich jede Gasse gesehen. Interessant die Highlights, die Palazzi Pestalozzi und von Salis, der Kreuzgang und der Turm von San Lorenzo sowie das Castello. Leider hat der botanische Garten auf dem Burghügel heute nicht wirklich Lust Gäste zu empfangen, wäre sicher eine tolle Aussicht von dort oben auf die Stadt.
So warte ich bei Kaffee und Kuchen auf den Zug, der nun voller Oberstufenschüler ist, die an den folgenden Bahnhöfen aussteigen. Ich habe Glück gehabt, morgen streikt das Bahnpersonal in ganz Italien und ich denke, die Schüler haben als Kollateralschaden wohl schulfrei. 😉 Chiavenna ist ein kurzer Besuch wert, obwohl es sich aus meiner Sicht unter Wert verkauft, aber das macht vielleicht gerade seinen aktuellen Charme aus.