Es wird wettertechnisch ein grandioser Tag und die Temperaturen sind jenseits der 35°C auf 1000m Höhe! Ich fahren eine abgewandelte Version der Tour Nr 1 vom Hotel. Auf über 2000 Hm habe ich keine Lust und so wird der Loop um die Berneuse hoch über Leysin ausgelassen, die Abfahrt nach Yvorne umgeleitet und der Heimweg nach Le Sépey mit dem Zug gemacht. Nach dem vorzüglichen Frühstück werde ich vom Hotel mit einem riesigen Lunchpaket verwöhnt, das irgendwo im Rucksack Platz finden muss.
Die Tour startet ab dem Dorfplatz Le Sépey (976m) gleich mit einer brutalen Steigung zur Col des Mosses Strasse. Scheinbar habe ich den falschen GPS Track erwischt, die normale Strasse würde es auch tun. Dafür vermeide ich einige Meter Passstrasse. Bei Contour de la Mosse kann man zum Glück die Hauptstrasse wieder verlassen. Ein Alpsträsschen steigt nun stetig hinauf bis unterhalb die massiven Felsformationen des Tour de Famelon. Auf 1490m ob La Badause gibt es einen ersten Rast. Ab hier geht es ein gutes Stück entlang der letzten Etappe der Alpine BIke.
Der Hang liegt leider an der prallen Sonne und so wird es bald sehr unangenehm. Ein Singletrail, einige Schiebepassagen inklusive, quert die Alpweiden in Richtung Leysin. Später folgt ein Schotterweg bis oberhalb von Les Esserts. Ich quere die Downhillpiste Les 3 Tours des Bikeparks Leysin. Richtig hart wird der Aufstieg bis unterhalb (1644m) von Le Temeley. Einerseits schauen die Bikeparkgondler einem aus dem Lift beim Aufstieg zu, andererseits saugt der Schotter an den Waden. In einer Doppelkurve muss ich mich kurz hinlegen und etwas ausruhen. Dafür hat man heute tolle Blicke hinüber zum gestrigen Tourengebiet und später bis runter in die Rhoneebene.
Noch einige Höhenmeter und es ist geschafft. Auf Alpwegen und über Wiesentrails geht es runter zur Alpbeiz Prafandaz (1545m). Bidon und Ersatzgetränk sind schon lange leer und so leere ich ein Mineral und ein Bier in wenigen Minuten runter. Tut das gut! Dazu ein erfrischendes Zitronensorbet. Es folgt eine zuerst flowige, dann auch mal herausfordernde Abfahrt zum Friedhof Les Larrets. Interessant, dieser Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg, wo verstorbene alliierte Kriegsgefangene liegen, die man in Leysin gesundzupflegen versuchte, was nicht bei allen gelang.
Hier weiche ich von der Originalroute ab und nehme den Singletrail in Richtung Boveau. Der Trail entpuppt sich als nichts für schwache Nerven. Ein handtuchbreiter Weg, immer talwärts hängend auf teilweise feinem Untergrund schlängelt sich durch die Talflanke. Sturz verboten, da es weiter unten direkt über die Fluh raus geht. Eine Schlüsselstelle ist gar mit Seilen gesichert, welche ich aber im Flow fahrend genommen habe und danach kurz eine ‚das hast du nicht gerade getan‘ – Pause einlegen musste. Trotzdem zeigt das Strava Heatmap, dass hier einige Biker unterwegs sind. Später sieht man deren Waldtrails in der direkten Falllinie. Ich verzichte und nehme den überwachsenen Weg.
Wenig Lust macht der Trail, welcher direkt nach Yvorne runter führt, der Einstieg ist von Holzarbeiten komplett zerstört. So lasse ich es sein und bleibe auf dem Waldweg, Singletrail inklusive. Später geht es auf die Serpentinenstrasse, welche Yvorne mit Corbeyrier verbindet. In den Reben angekommen ein wunderbarer Blick auf das Weingebiet von Yvorne.
Natürlich muss ich meine persönlichen Weissweinfavoriten kurz anfahren: Château Maison Blanche, L’Ovaille und Clos du Rocher. Auf eine Degustationsrunde verzichte ich, der Hitzschlag wartet nur darauf. Also durchs ausgestorbenen Dorf und runter nach Aigle (404m), wo ich die Bahn zurück nach Le Sépey nehme. Übrigens eine durchaus sehenswerte Fahrt hoch über der Schlucht der Grande Eau.
Fazit: Tolle Tour mit Aufstiegshilfe und einer abenteuerlichen Variante über Yvorne (Nachfahren auf eigene Gefahr wie immer!) mit einem wunderbaren Ausklang in einem der besten Weissweingebiete der Schweiz.
Statistik 30.6 km, ca. 984 Höhenmeter, Fahrzeit 3:31 h, 1520 Höhenmeter abwärts