Valposchiavo – Granpanoramica !

Mitten in den schlimmen Unwettern mit zahlreichen Todesopfern im Bergell, im Val Bavona und im Wallis hatte ich eine Sommerurlaubswoche. Immer noch zieht ein Regenband nach dem anderen über die Südschweiz. Ich suche mir den einzigen trockenen Flecken aus, das Valposchiavo oder Puschlav. Die Anfahrt ist lang und trotzdem steige ich ziemlich müde nach dem Einchecken und einem kurzen Dorfrundgang im Borgo von Puschlav auf das Mountainbike. Übrigens mit neuen Specialized Handschuhen, die alten haben sich nach vier Jahren aufgelöst.

So eine kurze Panoramatour, die offizielle Route 431, wäre doch ideal (Die Tourendaten der ansonsten tollen Valposchiavo Webseite seien hiermit in Frage gestellt). Start auf dem Dorfparkplatz (1015m), durch das Dorf, über den friedlich fliessenden Poschiavino talaufwärts, wo mich die ikonische Berninabahn erstmals begleitet. Schon beim ersten Bänkli muss ich staunend das grüne Tal geniessen. Was für ein Panoramablick, die Wiesen und Wälder dampfen von der letzten Regenphase. Rasch schraubt sich das Strässchen in die Höhe – Wer Panorama will, muss es sich erst verdienen.

Bei Braita Dasott geht es auf den ersten Singletrail aufwärts, der alsbald in einer kurzen Schiebepassage zum Maiensäss Braita Dasura (1727m) mündet. Hier gibt es schon lange keine Landwirtschaft mehr, die Maiensässe sind allesamt zu Ferienhäuser umgebaut. Trotzdem muss noch einer die Wiesen mähen. Ein schön flacher Singletrail führt nach Pradell und weiter ins Val d’Ursé. Der Charakter der Trails im Valposchivao scheint klar – alpine naturbelassene Pfade, die gerne in schottrigfelsige Karrwege ausarten. Genau wie es mir gefällt!

Auf der Weide beim Findling I Plazzin stehen gleich hinter dem Gatter zwei Pferde, die gespannt auf den Mountainbiker äugen. Nun, ich bin jetzt nicht der Pferdeflüsterer und nehme mal mit einigen Streicheleinheiten über den Zaun Kontakt auf. Dann heisst es Gatter auf und sich und das Mountainbike irgendwie zwischen den beiden Gäulen durchdrücken, definitiv nicht jedermanns Sache, aber eine Umgehung war nicht wirklich eine Option. 😉 Es folgt dafür die erste lange Singletrailabfahrt auf dem Wanderweg nach Urgnasch (1474m).

Beim Weiler Selva (1450m) sind auf wenigen hundert Meter Distanz zwei Kapellen sichtbar, Zeugen des ziemlich heftigen Konfessionenstreits, der im Vaposchiavo wütet(e). Der Nachmittag streitet voran und ich verzichte auf eine Einkehr im Albergo Selva. Der Aufstieg zum Punkt 1512m ist harzig, zu viel an einem Tag gemacht, dazu nichts gegessen! Auf einem Baumstrunk esse ich einen Notriegel. Es folgen Hundert Höhenmeter Abfahrt nach Torn, die laut Tourenbeschrieb ‚atemberaubende‘ Abfahrt von La Prese zum Puschlaversee vor dem geistigen Auge.

Eine Bauabschrankung holt mich aus den Träumen. Die Strecke ist seit Vorgestern wegen Sanierungsarbeiten gesperrt – keine Alternative und der Weg durch die steile Wand lässt wohl auch keine Umgehung zu. Wer lesen kann und den Hinweis weiter oben nicht ignoriert hätte, wäre im Vorteil. Es folgt ein kleiner mentaler Breakdown und aus Frust schiebe ich das Bike 110 Höhenmeter zurück auf die Waldstrasse. Nach der Abfahrt auf Schotter und Asphalt nach Li Curt ist das Gemüt wieder lockerer und ich geniesse die Rückfahrt entlang des Poschiavino zurück ins Dorf. Bei Bier und Plättli auf der Terrasse des Hotels versöhne ich mich mit der Tour – morgen ist auch ein Tag und der erste Eindruck des Valposchiavo ist hervorragend!

Statistik 29.1 km, ca. 1158 Höhenmeter, Fahrzeit 3:23 h

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