Ende Oktober und eine Woche Ferien. Wir planen rund ums Haus, aber irgendwie zieht mich das schöne Wetter nach Süden. Spontan buchen wir zwei Nächte in Montreux – man muss ja nicht immer durch die Alpen fahren um südliches Flair zu erleben. Wir sind im Golf Hotel René Capt einquartiert, einem Hotel der Belle Epoque, im positiven wie im negativen Sinn, dazu später noch mehr.
Obwohl es für die richtigen goldenen Reben bereits zu spät ist, möchte ich heute eine Velotour durch das Lavaux machen. Das Fahrrad ist sicher das geeignetste Fortbewegungsmittel um das UNESCO Weltkulturerbe in seiner ganzen Länge zu erleben. Wir checken ein und steigen auf unsere Mountainbikes. Entlang der Seepromenade fährt es sich wunderbar durch Montreux und weiter in Richtung Vevey.
Der Uferweg ist in dieser Saison wenig begangen und so stören wir keine Spaziergänger auf dem Weg nach Clarens und La Tour de Peilz. In Vevey muss die berühmte Gabel im See des Alimentariums ein weiteres Mal für ein Foto herhalten – im Vordergrund der Lac Léman und im Hintergrund die Walliser Alpen. Hier verlassen wir den See und steigen hinauf in die ersten Reben, die sich bereits oberhalb von Vevey rostgelb vom blauen Himmel abheben.
Diese Farbkombination bleibt das bestimmende Element auf den folgenden Kilometern durch die Rebgebiete des Lavaux. Ergänzt wird die Palette durch die ockerfarbenen Trockensteinmauern durch welche das Lavaux berühmt ist. Es ist wirklich beeindruckend wie hier an steilster Lage Terrassen für den Weinbau erstellt wurden. Fahrtechnisch sind die manchmal etwas giftig steilen Rebwege problemlos.
Der Panoramablick ist überwältigend und ich kann mir gut vorstellen, wie die Szenerie im goldenen Herbst geleuchtet hat. So bleibt die Bildauswahl in diesem Artikel schwierig und deshalb lasse ich gerne die Bilder auf den Leser einwirken. Die Ausblicke auf die kleinen Dörfer und Winzereien stehen ebenfalls für die berühmtesten Waadtländer Weine – mir nicht unbekannte Tropfen aus St. Saphorin, Dézaley, Epesses und weiteren.
Es ist Mittag und wir versuchen irgendwo ein Restaurant zu finden. Leider ist das zu dieser Jahreszeit fast unmöglich. Die unzähligen Caves haben alle geschlossen und das einzige Restaurant in Epesses hat auf der winzigen Terrasse keinen freien Stuhl mehr. So gedulden wir uns bis zum Tourenziel in Lutry wo es eine feine bretonische Crêpe mit dem dazu passenden Glas Cidre gibt. Mit dem Zug fahren wir zurück nach Montreux und erleben das Lavaux nochmals aus einer anderen Perspektive – für diese Strecke sind die 5.60 CHF ein echtes Schnäppchen.
Noch zwei Worte zu unserem Hotel. Das Golf Hotel René Capt ist ein stilechtes Belle Epoque Hotel direkt an der Riviera. Wer hier übernachtet sollte zwingend ein Zimmer auf der Seeseite nehmen, da auf der anderen Seite die Bahnstrecke auf halber Hotelhöhe durchführt. Das Zimmer ist schön eingerichtet und der kleine Balkon ein Buchungsgrund für sich alleine. Ebenfalls top ist der wunderbare Hotelgarten mit viel südlichem Flair. Negativ: Die Wände sind dünn und so hört man in der Nacht das halbe Hotel. Zudem spürt man auf Schritt und tritt, dass das Hotel die besten Zeiten hinter sich hat. Das Frühstück ist Ok, der Saal aber wenig gemütlich und einige Gäste aus anderen Kulturkreisen können echt nerven. Preis – Leistung ist jedoch sehr gut und so gibt es für ein oder zwei Nächte eine Empfehlung.
Statistik: 27.8 km, ca. 435 Höhenmeter, Fahrzeit 2:13 h
Den blick über die weinberge und den genfersee hast du hier super eingefangen. An Montreux rausche ich immer nur vorbei wenn ich ins unterwallis fahre, eigentlich schade, hat doch eines meiner idole hier einen grossteil seiner schaffenszeit verbracht.