Val d’Hérémence – Lac des Dix: Tag 2 !

Spät zeigt sich die Sonne am Fusse der Staumauer Grande-Dixence (2137m). Gefrühstückt und ausgerüstet stehe ich in den ersten Sonnenstrahlen für die Rückfahrt aus dem Val d’Hérémence bereit. Eine Recherche im Internet zeigte, dass der Wanderweg entlang der westlichen Talflanke via Alléve keine echte Option für Mountainbiker ist. So vernichte ich auf der Strasse rund 600 Hm runter nach Praperrot (1537m).

Hier steigt ein Strässchen wieder auf 1989m an. Etwas heftig die Kombination aus Steilheit, Sonnenhang und Down and Up Mentalproblem am frühen Morgen. Ich lenke mich mit Alpenblumen am Wegesrand ab, bis die kalten Muskeln und der Schweinehund wieder im Rhythmus sind. Schon bald beweist ein Blick zurück auf die Staumauer am Talende, dass ich die Höhe wieder habe und damit ebenfalls die gute Laune.

Ab dem Felsband Pas de la Lé (2172m) öffnet sich der Blick über das Tal und weiter ins Rhonetal und zu den Berner Alpen. Die Steigung ist lange, aber angenehm zu fahren. Der Znünihalt ist ebenfalls im Blick, die Cabane d’Essertse.

Die Alp ist in fester Frauenhand und mindestens drei Generationen begrüssen den frühen Gast. Ich kriege einen Filterkaffee und eine Cola, während mit vereinten Kräften die urchige Terrasse vor dem Haus von Brennnesseln befreit wird. Was für ein Genuss hier zu rasten.

Weiter geht es zur kleinen Hochebene und Seenplatte La Grand – Tsa. Der Schotterweg wechselt zu einem mehr oder weniger befahrbaren Singletrail. Zu meinem Erstaunen hat es hier trotz schneearmen Winter noch einige Schneefelder. Echte Männer fahren (schieben) hier auf den 2490m hohen Mont Rouge.

Genussbiker fahren an den beiden Bergseen vorbei und stossen das Mountainbike einige Meter rauf zum kleinen Pass La Gouille d’Essertse (2380m). Noch ein kurzes Schneefeld und ab auf den Trail runter nach Thyon. Im oberen Teil muss man einige Male absteigen, danach wird es zunehmend flowiger, bis der Weg auf einem schottrigen Skipistenweg mündet.

Sie Skistation Thyon (2095m) ist nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer eine hässliche Bausünde nach französischem Vorbild. Die Lage ist trotzdem toll, Blicke aufs Matterhornmassiv inklusive. Zum Glück führt mich der GPS Track sicher über die Parkplätze zum Traileinstieg oberhalb von La Matse.

Es geht nun in einem grossen Zick-Zack über Waldbodenflowtrails runter zur Strasse nach Les Masses. Ein Riesenspass und sehr abwechslungsreich mit einigen kleinen Gegenanstiegen und Wurzelchallenges. Ich erweitere die Route mit der Ancien Bisse d’Hérémence. Eine gute Entscheidung. Zu Beginn ist die Suone verwachsen und handtuchbreit, bleibt aber immer fahrbar und was soll ich sagen – Suonenflow!

Ab hier folgt die direkte Abfahrt nach Vex auf einem uralten Karrweg, der wohl schon seit Jahrhunderten rauf auf die Alpen führte. Steil und mal ruppig führt er durch Wiesen und neue Quartiere hindurch, wie ein Relikt aus alter Zeit. Nicht alt ist die moderne Kirche von Vex. Keine Ahnung wieso viele Dörfer im Wallis moderne Kirchen haben. Auf dem Dorfplatz von Vex gibt es im Café de la Place eine Pizza Napoli für den Salzhaushalt. 😉

Doch die Rhonebene ist noch weit und ein weiteres Trailexperiment steht auf der Liste. Das Strava Heatmapoverlay in Locus zeigt, dass der Trail vom Kreuz bei Champlong runter ins Tal sicher schon von Mountainbikern befahren wurde. Der erste Teil ist erneut auf einem Karrweg bis der Singletrail rechts abbiegt und in fast unmöglicher Linie in die Schlucht der La Borgne abfällt.

Der Trail ist eine Herausforderung, mit etwas Fahrtechnik aber über grössere Strecken fahrbar. Einige Abschnitte sind richtig steil und selbst neben dem Bike ist der Abstieg nicht einfach. Die Spuren am Boden verraten, dass die Cracks die Stellen runterfahren und leider ist der Weg dadurch ziemlich ausgefahren. Am Schluss gibt es noch einen gröberen Absatz, bevor der Trail einige Meter entlang der Bisse de Champ-Sex verläuft, zwei Tunnel inklusive. Zum Glück ist die Brücke des Kraftwerkes zugänglich, sonst wäre man hier in einer üblen Sackgasse.

Der Trail hat mich auf den Geschmack gebracht und so fahre ich auf der anderen Talseite noch etwas die eindrückliche Schlucht hinauf. Der Weg wird zur Zeit durch die Gemeindearbeiter wieder instand gestellt und so kehre ich nach einem Kilometer um und fahre zurück zum Sportplatz, wo mein Auto glücklicherweise unversehrt und ungebüsst in der Wiese steht. 😉

Fazit: Eine ziemlich geniale 2500 Hm Abfahrt ins Rhonetal auf sehr abwechslungsreichem Untergrund. Die Walliser Südtäler sind ein Garant für eindrückliche Biketouren.

Weiter geht es über den Furkapass nach Andermatt ins Urserental. Was mitr nach einigen Jahren lokaler Abwesenheit auffällt: Den Rhonegletscher sieht man definitiv von der Passstrasse aus nicht mehr und die Furka ist zur Rennstrecke ausgebaut.

Statistik: 36.6 km, ca. 903 Höhenmeter, Fahrzeit 3:52 h, ca. 2486 Höhenmeter Abfahrt

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