Beginn der Frühlingsferien – Ziel saisongemäss das Vinschgau. Die Anfahrt ist lange, sehr lange. Schön länger haben wir uns deshalb einen Zwischenstopp angewöhnt und dabei hat sich Zernez als idealer Halt etabliert. Bereits zum zweiten Mal schlafen wir dabei im Hotel Spöl. Die Zimmer sind stylisch eingerichtet und alles riecht standesgemäss nach Holz und Arven. Soweit alles gut, ausser, dass ich 30 CHF mehr bezahlte als auf booking.com. Ich unterstütze ja gerne das Direktbuchen, dann muss aber der Preis stimmen oder dann mindestens irgendein Zusatznutzen vorhanden sein.
Es bleibt noch Zeit für eine kurze Wanderung. Der Schnee ist nicht lange weg und überall spriesst es zaghaft. Ich geniesse den Geruch der jungen Arvenknospen und den typische Duft dieser alpinen Landschaft. Hinter dem Hotel rauf bis zur Kirche, wo man einen schönen Blick auf das Dorf und ins Oberengadin hat.
Ich entdecke ein uraltes Gemäuer, das eventuell eine Wasserfassung sein könnte. Für was ist wohl der Zeiger? Ich tippe auf einen Füllstandsanzeiger. Weiter geht es über die Wiesen nach Muottas mit der markanten Antenne. Auf der Karte ist der Ort mit ‚Colonia preistorica‘ angeschrieben. Angesichts der Aussicht war das früher sicher keine schlechte Idee hier zu siedeln. Beim Blick in die Landschaft fallen die vielen alten Terrassen auf. Damals musste jedes Frühjahr der runtergeschwemmte Humus wieder gleichmässig auf die Terrassen verteilt werden.
Danach wurde von Hand der Dünger eingebracht. Heute geht das mit schöner Präzision ‚in Linie‘ maschinell. Die Bikeroute führt ebenfalls über den Hügel, um die schöne Aussicht mitzunehmen. Das letzte Mal verzichtete ich auf die Höhenmeter. Oben hat man einen schönen Blick in Richtung Ofenpass. Hoch über mir zieht ein Bartgeier seine Kreise. Da sehe ich jahrelang keines dieser Tiere und nun bereits wieder eine Sichtung, vielleicht habe ich langsam den Blick dafür. 😉
Die Rhätische Bahn zieht in einer grossen Kurve den Kreis zum Bahnhof. Ein klassisches Fotosujet. Ab meinem Standort könnte man zur Seenplatte Macun aufsteigen. Irgendwann nehme ich diese Wanderung in Angriff, von Zernez über Macun nach Lavin ist aber eine richtige Hausnummer für den Gelegenheitswanderer in mir. Es geht über das Nationalparkzentrum zurück ins Dorf, vorbei am Schloss Wildenberg, früher von Planta, heute Sitz der Nationalparkverwaltung zum Nachtessen. Der nächste Beitrag dann aus Meran.