Nach dem tollen Frühstück starte ich die Passo Gallo Tour an der Postautohaltestelle bei der Schule Sta. Maria (1386m). Ich und ein anderer Velofahrer sind gespannt auf den Veloanhänger und wie viele Plätze noch frei sind. Wir machen uns Sorgen um nichts, alles frei. Es folgt eine kurze Fahrt auf den Ofenpass (2148m), die 800 Höhenmeter spart. Ich bin etwas erstaunt, dass die Haltestelle nicht Pass dal Fuorn, sondern Süsom Givè, nach dem Hotel, heisst. Wenigsten hat die SBB App genügend Eigenintelligenz, um alle Namen zu erkennen. Die Postautofahrten von Müstair bis Zernez sind übrigens in der Gästekarte inkludiert, das Bike kostet separat noch 4.50 CHF.
Der Einstieg ist gleich ein echter Flowtrail runter nach Buffalora. Hier geht es rauf zur gleichnamigen Alp. Vor über zehn Jahren habe ich die Tour erstmals gefahren und in diesem Beitrag wurde im Prinzip schon alles gesagt. So fällt der Blick auf Aussergewöhnliches, beispielsweise auf das nachgebaute Butterhäuschen neben der Alp, wo man Getränke und frischgemolkene Milch kaufen kann. Früher wurde hier mit Wasserkraft die Butter zentrifugiert, clever.
Der anschliessende Anstieg auf die eigentliche Alp ist für mich weiterhin eine Schiebestrecke, mit dem e-Bike dürfte es gehen. Weiter geht es über die wunderbare Hochebene via Jufplaun zur Landesgrenze Schweiz – Italien beim Fuorcla del Gal (2278m).
Die Abfahrt zur Alpe del Gallo und weiter entlang des Lago di Livigno ist auch im Jahr 2023 immer noch ein Traum, sowohl landschaftlich wie trailtechnisch. Ein spassiger Weg führt entlang der Talflanke in Richtung Passo di Fraéle. Weiteres Highlight die Brücke über den Acqua del Gallo beim Pt 1861. Was für eine Aussicht auf die massive Schwemmfläche, Alaska lässt grüssen!
Mit etwas Höhenmeter gewürzt pedale ich zurück in Richtung Passo di Val Mora (1935m) und auf den bekannten Singletrails bis unter die Alp Mora. Das Auf und Ab zehrt etwas an meinen Kräften, irgendwie war ich schon fitter. 😉 So lege ich mich beim Punkt 2062 für eine halbe Stunde in den lichten Wald und geniesse die Stille des Tals.
Es folgt der lange aber moderate Aufstieg durch mein Lieblingstal bis zur Kontinentalwasserscheide Döss Radond (2234m). Das schöne Hochmoor entwässert auf Umwegen, rund um den Ofenpass in den Inn und das Schwarze Meer, während das Wasser des Val Müstair ins Mittelmeer fliesst – irgendwie unglaublich. Der Weg zieht sich, doch die Abfahrt nach Sta. Maria lockt.
Im oberen Teil ist die Abfahrt ein flowiger Trail, dazwischen Kiesstrasse und im unteren Teil eine Fahrtechnik-Herausforderung auf einem steilen Wurzel-Kempen-Trail. Im Hotel folgt ein kurzes Nachmittagsschläfchen. Später esse ich einen hervorragenden Hörnliauflauf mit Apfelmus im Barlaina. Den Abend verbringe ich anschliessend auf dem Dorfmärit, der zu einem veritablen Dorffest mutiert, Chorgesang und Musik inklusive.
Was soll ich sagen, die Tour ist ganz oben auf meiner Bestenliste oder anders gesagt: Schön ist es wenn es schön ist!
Statistik 38.7 km, ca. 829 Höhenmeter, Fahrzeit 3:39 h, 1568 Hm abwärts
Eine wunderschöne Tour, die Erinnerungen weckt. Bis auf den Gallo, der fehlt mir noch. Danke für den schönen Bericht.