Andermatt – Urschner (Urseren) Höhenweg !

Ich übernachte im Hotel Badus, alteingesessen, bezahlbare Preise und das gleich vis-à-vis des Chedi in Andermatt. Das Dorf verändert sich bei jedem Besuch, Sawiris Ortsteil Reuss gewinnt an Formen, zwei neue Hotels und ein Baustilmix, der stark mit dem Dorf und der Kaserne kontrastiert. Start zu heutigen Tour, doch erst gibt es eine kleine Bikereparatur. Ich will die Sattelstütze auf 250 PSI pumpen. Mit dem Minitool ist das ein endloses Gefrickel, besonders um das Ventil zu lösen. Irgendwie kriege ich es hin. Leider hat die Stütze immer noch so 0.5 – 0.7 cm Spiel und muss wohl bald ersetzt (oder gewartet) werden.

Los geht es in Richtung Schöllenenschlucht, welche seit meinem letzten Besuch eine richtige Generalüberholung erhalten hat. Dazu mehr in einem separaten Beitrag. Trotz dem neuen Radweg durch die Schöllenen muss man rund 200m durch die Galerie fahren, bis der Abzweiger (1400m) zur Militärstrasse erreicht ist. Der Aufstieg auf den Bäzberg ist heftiger als gedacht: Steil, heiss und trotz neun Stunden Schlaf habe ich gefühlt müde Beine.

Ab dem ersten Meter taucht man ein in eine alpine Welt eines strategischen Passüberganges. Davon zeugen die zahlreichen militärischen Befestigungen aus verschiedenen Jahrhunderten. Zum Glück ist der Aufstieg damit interessant, ebenfalls wegen den fantastischen Aussichten in die Schöllenen und runter nach Göschenen und ins Reusstal. Beim alten Fort (1824m) lohnt sich ein kurzer Ausflug in die Wiese, wo früher die Geschütze aus dem Berg gerollt wurden, um eine wunderbare Aussicht auf Andermatt und das Urserental zu haben.

Ich fahre an der alten Kaserne vorbei und erkunde im Entdeckermodus zu Fuss das Artilleriefort Bäzberg, von unten, von der Seite und von oben. Interessant was hier gebaut wurde. Der Anstieg ist noch nicht zu Ende. Begleitet von Geissen und weiteren alten militärischen Anlagen geht es auf der Fahrstrasse bis zur Truppenunterkunft Rossmettlen (2092m). Hier beginnt der eigentliche Höhenweg, welcher der Tour den Namen gibt.

Tipp: Bei Rossmettlen nicht den Weg rauf zum alten Fort nehmen, sondern nach den Häusern gleich links den Einstieg in den ausgebauten Weg nehmen. Der Ursenen Höhenweg wurde 2018 für Mountainbikes ausgebaut. Besonders im ersten Abschnitt bleibt er anspruchsvoll und ich muss einige Male absteigen – mit viel Kraft und Technik wäre sicher mehr fahrbar.

Im Rücken erhebt sich eine mächtige, plattige Felswand und beim längeren Hinschauen entdecke ich zwei Kletterer. Zeit um die beiden Seen und die Aussicht zu geniessen. Obwohl der Weg gefühlt auf der 2000er Höhenlinie verläuft, geht es in der Praxis stetig auf und ab, der höchste Punkt irgendwo bei 2160m, wo ich eine längere Pause einlege.

Immer wieder wechseln Flowabschnitte mit technischen alpinen Passagen. Es ist einer dieser Höhenprofile, wo man gefühlt zu 80% aufwärts fährt. Ein welsches Pärchen kommt mir mit Mountainbikes in Gegenrichtung entgegen und ich sinniere darüber, ob dies die bessere Variante wäre. Es ist wohl beides interessant. In der Gegenrichtung gibt es ebenfalls eine Trailabfahrt nach Andermatt auf der Höhe von Rossmettlen.

Ab dem Blauseeli geht es zunehmend abwärts und die Freude am Weg steigt weiter an. Vorbei am Lochbergbach, der hier für den Göscheneralpsee gefasst wird. Ich verzichte auf die ruppige direkte Linie und fahre auf einem moorigen Waldweg runter in Richtung Bannwald ob Realp.

Noch ein steiles Stück Wanderweg und danach folgt ein absoluter Traumtrail auf weichem, duftenden Tannnadelboden in langen Kehren runter nach Realp. Was für ein Genuss – die Tour lohnt sich schon nur wegen dieser Abfahrt. Am Dorfausgang gibt es im Bikerstopp Beizli eine Cola.

Entlang der MTB Route fahre ich das ganze Urserental zurück nach Andermatt. Durch wunderbare Blumenwiesen, auf schönen Singletrails entlang der Reuss, parallel der Furka – Oberalpbahn und überhaupt durch eines der faszinierendsten Alpentäler weit und breit.

Was gibt es nicht alles zu sehen: Die alten Orte Hospental und Realp mitsamt ihrer Geschichte, verbunden mit den grossen Alpenpässen. Den Golfplatz, wo die Reichen Hochgebirgsgolfen und die Bergbauern statt zu Heuen das Green pflegen. Den kunstvollen Lüftungsschacht des Gotthard-Strassentunnels, der Abgase rauslässt und frische Bergluft ansaugt. Bei einem Bauernhof vorbei, wo der Tierarzt per Helikopter eingeflogen wird, um sich um eine (wohl tote) Kuh zu kümmern.  Vorbei an Bäumen, welche vollständig durch Tausende von Raupen eingespinnt sind und Halloween in den Sommer bringen.

So vergehen die Kilometer im Flug und Andermatt und seine gemischte Silhouette als Alt und Neu kommen rasch entgegen. Der Radweg wird einige Male umgeleitet und schliesslich entlang der Hauptstrasse geführt. Hoffentlich nicht die definitive Lösung. Dafür fahre ich zum Schluss noch die brandneuen Eingeweide des Bahnhofs Andermatt, der zu einem kleinen Terminal ausgebaut wird und sowohl die Gondelbahn, wie die beiden Ortsteile miteinander verbindet.

Fazit: Eine harte 1000 Höhenmeter Bergaufchallenge, die mit einem schönen Höhenweg auf 2000m belohnt wird und mit einem Supertrail runter nach Realp endet. Die Gegenrichtung, zum Beispiel mit einem Start ab dem Furkapass, kommt jedenfalls auf meine To Do Liste.

Statistik: 30.5 km, ca. 1055 Höhenmeter, Fahrzeit 3:39 h

2 Kommentare zu “Andermatt – Urschner (Urseren) Höhenweg !

  1. Ventoux
    Antworten

    Da hatten wir ja die gleiche Idee. Ein Supertrail, einfach herrlich. Du hast Recht, von hinten nach vorne zu fahren wäre sicher auch nicht schlecht. Andererseits werde ich wohl nochmal in Deiner Richtung fahren und dann den Weg von Tiefenbach runter zur Bahnlinie und dann dieser entlang bis Realp ausprobieren. Du sagst es, ein wunderschönes Tal mit vielen noch zu entdeckenden Biketrails.

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