Lust auf flache Kilometer. Da bietet sich das Gäu an, DER Logistikhub der Schweiz. Wohl kaum ein Produkt, das der Schweizer einkauft, welches nicht eines der Hochregallager dieser Region gesehen hat. Hintenrum über Riedholz und Hubersdorf schleiche ich mich via Wiedlisbach in die weite Ebene zwischen Niederbipp und Egerkingen. Entlang der Dünnern sieht man schon von weitem neue Hochregallager in die Höhe wachsen. Die Regale selber sind die Gebäudestruktur und werden am Schluss nur noch ummantelt.

Es ist kühl und eine leichte Bise braucht mehr Kraft als gedacht. Am etwas trostlosen Bahnhof von Egerkingen gibt es zum verspäteten Frühstück ein warmes Kaffee mit einem Schoggigipfeli. Aus Erfahrung bleibe ich draussen stehen, ist die bessere Idee als mit durchschwitzten Kleidern wieder im Wind zu starten. Ich überquere die Autobahn A1 in Richtung Härkingen – Neuendorf.

Dabei fällt mir die freistehende St. Stephans Kapelle auf. Ich fahre leider daran vorbei, die Internetrecherche nach der Tour ist umso interessanter. Die Kapelle stammt aus dem beginnenden 16. Jahrhundert und scheint beliebt bei Hochzeiten und Taufen zu sein. Schnurgerade führt die Strasse durchs Mittelgäu, am Wegesrand die Zahnwehkapelle, gewidmet der Apollonia, Schutzheilige der Zahnärzte und Helferin gegen Zahnschmerzen. Diese Wegmarke bei Kestenholz stammt ebenfalls aus dem 16. Jh. Das Inventar der historischen Verkehrswege hat dazu einiges zu sagen. Spannend.

Beim Linisacker geht es genau über diesen Acker, weil zwischen Autobahn A1 und der Eisenbahn, die sich den Weg durch die Landschaft runter an die Aare schneidet, aus Platzmangel kein Weg mehr in Ost – West Richtung führt. Über Wangen an der Aare fahre ich mit Rückenwind direkt zurück nach Solothurn. Eine lange, flache und modern-historische Tour mit radelnder Langsamkeit entlang einer Achse, die meist nur aus der Autobahnsicht bekannt ist.

Statistik 55.6 km, ca. 323 Höhenmeter, Fahrzeit 2:48 h

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