Kleine Warnung, dies wird ein ziemlich langer Artikel, wie es sich für einen epischen Singletrailtag mit über 3400 Hm Abfahrt gehört. Der Tag kombiniert die Touren ‚Weisshorn Direttissima‘ und ‚Illgraben‘ aus dem Buch ‚Singletrails in den Schweizer Alpen‘ mit einem Schuss aus der Illhorn Tour der Ride 02/2012. Wenn man auf 2336m übernachtet hat dies den Vorteil, dass am Morgen der Tourbeginn zuerst mal abwärts geht. In diesem Fall auf einem wirklich tollen Trail runter nach St-Luc (1676m), nicht aber ohne Fahrtechnikherausforderungen in Form frischer und tiefer Entwässerungsgräben.
Zu meinem Erstaunen fuhr ich zufällig am Mittelpunkt des Kantons Wallis vorbei. Dabei hatte ich jüngst über ein Projekt – Mittelpunkte der Schweiz nachgedacht. Im unteren Teil führt der Trail dann nochmals ruppig bergwärts entlang einer alten Suone. Die Suonen (oder Bisses auf französisch) sind die uralten Zeugen der Walliser Landwirtschaft in diesen unwirtlichen Bergtälern. Nach einer kleinen Brücke geht es entlang einer immer noch genutzten und unterhaltenen Suone wieder mit viel Flow weiter.
Immer wieder sieht man, dass Suonen auf kunstvolle Art und Weise irgendwelche Bäche queren. Da frag ich mich dann immer, wieso man das Wasser nicht gleich hier abfasst. Aber irgendein Grund wird es schon haben. Auf der restlichen Fahrt zurück zur Bergbahn nach Tignousa ergeben sich einige famose Panoramen, welche den Charakter des Mountainbikens im Val d’Anniviers sehr schön wiedergeben.
Ab der Bergstation Tignousa (2186m) führt nun ein sehr gut fahrbarer Singletrail über Wiesen und Wälder hinüber nach Chandolin zur Talstation (1930m) des Sesselliftes nach Tsapé (2475m). Unkompliziert wird das Bike einfach auf eine Decke eines Sessels gelegt und ich sehe schon mein Bike im freien Flug, aber alles kommt heil oben an. Nun könnte man wohl diese Runde wie eine Acht mit der Aufstiegshilfe der beiden Lifte den ganzen Tag so weiterfahren, aber ich möchte noch etwas höher hinaus.
Von Ruhe ist auf 2500m nichts zu spüren. Schwere Lastwagen fahren die Alpstrasse hoch und bringen Beton für die Reparatur der Illsee Staumauer nach oben. Hier, wie auch in fast allen Skigebieten, wird im Sommer repariert und ausgebaut und wenn wir Mountainbiker ehrlich sind, so dürften die Höhen zwischen 2500m und 3000m fast ausschliesslich wegen den Skianlagen für Fahrräder zugänglich sein.
Nach einem Blick auf die technisch interessante Baustelle am Illsee wende ich und fahre in Richtung Illhorn. Tatsächlich ist die Strecke hinauf zum Illseepass (2544m) fast vollständig fahrbar. Danach muss das Mountainbike auf das Illhorn (2716m) getragen werden. Ich lass das Bike auf halbem Weg liegen und erklimme den Gipfel ohne Räder. Das unscheinbare Illhorn bietet schliesslich das beste Panorama dieser Woche. So schweift der Blick von den Berner Alpen, über das Wallis hinüber zu den bereits bekannten Gipfeln der Matterhorngruppe.
Ich verzichte auf die im Ride Magazin vorgestellt Abfahrt ins Wallis via Illalp. Was im Ride mit Fahrtechnik Stufe 4 angegeben ist, wäre für mich sonst wohl zu einem Abstieg im eigentlichen Wortsinn geworden. Dafür wende ich mich wieder gegen das Val d’Anniviers und fahre direkt ein Skilifttrasse runter. Es folgt erneut ein wunderbarer Singletrail mit tollen Aussichten in Richtung Illgraben.
Der Trail windet sich ganz schmal durch dichtes Buschwerk. Nach einem kurzen Aufstieg steht man schliesslich am Schweizer Grand Canyon – dem Illgraben. So direkt am Abgrund ist der Graben wirklich äusserst eindrücklich und in seiner Art sicher einzigartig in der Schweiz. Es folgt eine sehr steile Tragepassage auf einem rutschigen Pfad, der alleine nur schwierig zu bewältigen ist. Zu zweit sollte der kurze Abschnitt machbar sein, richtige Absturzgefahr besteht übrigens nicht.
Nach diesen Abgründen gibt es eine tolle Fahrt hinüber zur Alp Ponchet (1870m), welche man wieder so wie früher nutzen möchte. Ich geniessen einen der besten Eistees meines Lebens. Es folgt die lange Abfahrt nach Sierre und ich muss sagen, dass sie dem Brasilianer in nichts nachsteht. Einige Abschnitte sind mir etwas zu steil und ich muss schieben. Schon etwas müde verzichte ich bei Beauregard auf die Falllinie und nehme dafür einen schnellen Schotterweg ins Tal.
Doch ein letztes Abenteuer wartet. Ab dem Ochsenboden verläuft die Tour mitten durch den abgebrannten Pfynwald auf einem nicht mehr unterhaltenen Spitzkehrenweg runter zum Talboden. So ist der Schluss ein Kampf mit Felsbrocken, Schotter, im Weg wachsenden Bäumen und immer wieder kriegt man Schrammen an Armen und Beinen. Der Weg hätte wirklich eine Kettensäge und einige Schaufeln nötig, aber der Naturschutz hat hier wohl etwas dagegen. Bei 33° komme ich in Siders glücklich an. Was für eine Traumtour!
Statistik: 46.1 km, ca. 762 Höhenmeter aufwärts, 3406 Höhenmeter abwärts, Fahrzeit 4:36 h
Hi suche gerade ne schöne fette Geburitour für diesen Freitag (solo) das tönt gut könntest Du mir das GPX bitte senden?
PS Immer wieder toll Deine Tourenberichte!
PPS aktuell schwanke ich zwischen dem hier und dem Saflisch 🙂 beide hab ich nich auf der muss ich mal fahren Liste
LG Sascha
Hoi Sascha
Hast eine Mail mit dem Track. Die Tour ist ja schon älter und deshalb Befahren auf eigene Gefahr. Bin nicht sicher ob der letzte Abschnitt noch befahrbar ist bzw überhaupt befahren werden sollte. Start ab Weisshorn und inkl Standseilbahn und Sessellift. Wenn du die Tour fährst viel Spass und kannst ja hier ein Update geben.
Gruss Spoony
Guete morge spoony,
ganz tolle Tour, schöne Bilder und glutschtiger Bericht. Hast du einen GPS Track davon?
Hoi Thomas
Hast eine e-Mail!
Gruss Spoony
hi spoony.
hast du ev. einen gpx-file zu dieser tour? =D
tönt seeehr verlockend!
liebe gruess,
miho
Danke Miho für das Interesse.
Du hast eine e-Mail.
Gruss Spoony
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Genial das Wallis. Da kriege ich gleich Heimweh
Super Tour hast du da unter die Stollen genommen. Der Illgraben ist schon sehr eindrücklich. Und auf das Weisshorn muss ich auch mal. Da war ich noch nie. Und schon wird meine todo Liste wieder länger 😉
Schöne Berichte und Bilder!
Danke Rotscher – aber Achtung, Hotel Weisshorn, das Weisshorn wäre als 4000er etwas schwierig mit dem Mountainbike. 😉