VexLaax14 (Day 7): SAC Corno-Gries – Passo del Sole – Disentis ! (Teil 1/2)

Sonnenaufgang Corno-GriesSonnenaufgang SAC Hütte

Nach dem gestrigen Hüttenregentag ist die Morgensonne beim Frühstück ein tolles Signal! Der Tag wird einige Herausforderungen bieten und deshalb gibt es diese Etappe wieder in zwei Blogbeiträgen. Etwas ungewohnt geht es mit kalten Knochen gleich abwärts bevor ein toller Trail die ganze Bergflanke in Richtung Alpe San Giacomo quert.

Panorama in Richtung Nufenen

Der Blick zurück fällt auf die Nufenenpassstrasse und auf den heutigen Startpunkt, die SAC Hütte Corno-Gries. Der Blick nach Vorne schweift ins Bedrettotal und auf die rechte Bergflanke, wo ich auf Trails bis nach Airolo und weiter fahren werde. So auf Distanz sieht das vielversprechend aus – wir werden sehen…

Trail rüber nach San GiacomoVal BedrettoAlpe San Giacomo di Manie

Der erste Zwischenhalt mache ich auf der Alpe San Giacomo di Mano (2240m). Auf einer kleinen Hochebene strahlt im schönsten Weiss eine kleine Kapelle. Ich schaue hinauf zur Landesgrenze beim Passo San Giacomo und bereue es ein wenig nicht die Runde  nach Riale gemacht zu haben – aufgeschoben auf später.

Passo San GiacomoKapelle San Giacomo

Der Passübergang war früher durchaus wichtig und die Kapelle datiert noch aus dieser Zeit. Interessante Infos gibt es bei Wikipedia. Ich schaue mir den Innenraum an – himmlischer Beistand kann dem einsamen Mountainbiker auf seiner Reise schliesslich nicht schaden.

Kapelle San Giacomo - InnenKapelle San Giacomo - Altar

Im Anschluss untersuche ich näher die militärischen Anlagen auf dem Berg. Was auf den ersten Blick wie ein Berghaus aussieht, ist in Wahrheit ein Infanteriewerk mit Kaserne, Seilbahn und diversen Bunkern. Ziemlich eindrücklich die grosse Anlage.

San Giacomo - BunkerblickBunkeranlage San Giacomo

Ich muss weiter und fahre, oder ’schiebe‘, runter zur Alp im Val d’Olgia. Hier mache ich erstmals Bekanntschaft mit dem Ärgernis des Tages. Im Bedrettotal scheint man den Wanderweg grundsätzlich direkt vor den Alphütten durchzuführen. Das bedeutet, dass man immer mitten durch eine Sumpflandschaft aus Matsch und Kuhschei..e laufen muss. Dazu kommen meistens noch zwei Zäune welche zu übersteigen sind.

Val d'Olgia - interessante BachüberquerungAusblick auf das Trailmonster bei StabbiascioPanorama Pizzo Rotondo

Die folgenden Kilometer auf dem Wanderweg bis zur Schotterstrasse im Val Piana sind zum Vergessen. Ich kann kaum etwas fahren und der schmale matschige, steinige Pfad geht richtig ans Gemüt und in die Knochen. Anschliessend sind wenigstens grosse Teile fahrbar, aber viel Spass macht es trotzdem nicht. Einzig der Blick auf die Pizzo Rotondo Gruppe auf der anderen Talseite hellt die Stimmung etwas auf.

Blick hinüber zum San GottardoBlick auf Airolo

Nach weiteren Alphütten mit ‚Chüeblätterquerungen‘ bin ich froh endlich zur linken Hand die Gotthardpassstrasse zu sehen und schon bald stehe ich bei Culiscio weit oberhalb von Airolo. Das erste Fazit zu diesem Streckenabschnitt: Nicht empfehlenswert! Schade, die rechte Flanke des Bedrettotales hätte richtig Potential für einen wunderbaren Mountainbiketrail. Am Abend wird die Statistik zeigen, dass ich vom Corno-Gries bis Piotta ganze 3 1/2 Stunden Fahr- und Schiebezeit hatte.

Ritom Bahn in SichtAbfahrt Giof - Piotta

Anstelle der geplanten Abfahrt ins Tal, improvisiere ich bei Nante die weitere Route und fahre zuerst hinüber nach Giof. Dank der Karte auf meinem GPS gelingt dies gut, obwohl mir die kleinen Zwischensteigungen wegen dem schweren Mehrtagesrucksack bereits wieder in die Beine gehen. Auf der anderen Talseite sieht man zum nächsten Ziel: Der Ritom Bahn.

Eisenbahnschiene über die A2?Talstation RitombahnBergstation Ritom - Flugplatz Ambri

Auf einer bautechnisch interessanten Strasse fahre ich mit Highspeed nach Piotta (1006m) runter und weiter über den Talboden. Bei der Unterquerung der Autobahn fällt mir auf, dass hier doch tatsächlich eine Eisenbahnschiene über die Autobahn A2 zum Kraftwerk führt. Das dürfte wohl einzigartig sein. An der Talstation bleibt Zeit für eine kurze Pause bevor ich auf der steilsten Standseilbahn Europas den Berg erzwinge.

Blick die Leventina hinunterLago Ritom in Richtung Staumauer

Ein tolles Erlebnis, das den nicht ganz billigen Fahrpreis der Bahn rechtfertigt. Auf dem Weg nach oben kann ich mit dem Betreiber der Gaststätte an der Bergstation über mein Mountainbike und meine Tour fachsimpeln. Man merkt sofort – hier sind Mountainbiker durchaus willkommen. Wieder auf dem Bike vernichte ich einige Höhenmeter bis zum  Lago Ritom (1850m), der türkisfarbig in der grünen Landschaft liegt. Herrlich!

Panorama Lago Ritom

Hochmotiviert ob der schönen Landschaft und dem tollen Wetter pedale ich entlang des Stausees in Richtung Passo del Sole. Dazu mehr im Teil II.

VexLaax14 (Day 6): Nufenen – SAC Corno-Gries !

Hotel Astoria - UlrichenObergoms - Nasser Nebel

Das gestrige Sonnenwetter muss ich heute gleich wieder büssen. Auf dem Programm stünde Griespass – Passo San Giacomo – Bedrettotal – Airolo. Nun, daraus wird wohl nichts. Der Blick auf den Regenradar und aus dem Fenster ist ernüchternd. Schon um 0700 Uhr türmen sich in den Alpen heftige Gewitter. Draussen nur grau in grau – ich wage es trotzdem. Das Postauto fährt in Ulrichen um 0735 Uhr. Zum Glück war das Hotel kulant und hat mir ein Frühstück ‚vor das Zimmer‘ gebracht (Toll!). Noch bevor das Postauto erscheint, beginnt es aus der grauen Wand zu regnen…

Nufenenpass - kein BikewetterNufenenpass - Postauto

Ich fahre mal prophylaktisch bis auf den Nufenen um dort im Bergrestaurant nochmals die Lage zu überdenken. Bei Kaffee und Nussgipfel studiere ich auf der Karte Varianten. Im Postauto hatte es zwei aufgestellte ältere Frauen, die irgendeinen Fernwanderweg abmarschieren und bei der Abzweigung Griespass ausstiegen, um ebendiesen zu begehen. Ich fühle mich ein wenig als gewitterphobisches Weichei!

Aufstieg zum Griessee - BähhhPanorama Griessee

Nach einem zweiten Kaffee bin ich bereit und fahre den Pass runter zur Abzweigung Griespass. Die Sichtweite ist bei 10m und angesichts meiner beschlagenen Brille bei de facto 2cm. Beim Griessee spuken Bilder aus den Internet vom See und vom Griesgletscher durch den Kopf. Es beginnt immer stärker zu regnen und ich montierte die Regenhosen, die wasserdichten Socken und die GoreTex-Handschuhe. Für solche Situation hat man ja die teure Regenbekleidung. 🙁

Blick ins Val CornoCornopass

Oberhalb des Windrades, dessen Flügel im Nebel verschwinden, führt der Weg zum Mändeli (2616m) und weiter zum Cornopass. Ich entscheide die Etappe abzukürzen und via Val Corno so rasch als möglich dem Regen und Nebel zu entfliehen. Der Trail runter zur SAC Hütte Corno-Gries ist nur streckenweise fahrbar. Das Gelände ist sehr schottrig und zusätzlich müssen einige Altschneefelder überquert werden.

SAC Hütte Corno Gries - von obenSAC Hütte Corno Gries - von untenPanorama SAC Hütte Corno Gries in Richtung Bedretto Tal

Bereits aus der Ferne sieht man die markante SAC Hütte in der Talmitte. Die originelle Konstruktion hat etwas von einem Kontrollturm. Der erste Anblick gefällt mir sehr und der zweite Blick in die Gaststube und der nette Empfang der Hüttenwirtin noch viel mehr. Spontan entscheide ich mich, den Tag hier zu beenden. So verbringe ich ab 1000 Uhr einen Tag in der Hütte und geniesse es sehr!

SAC Hütte Corno Gries - ZimmerSAC Hütte Corno Gries - Blick zur Nufenenstrasse

Schon bald kann ich mein Kajütenbett im Dachgeschoss der Hütte beziehen. Zeit um mich etwas hinzulegen und die müden Beine zu entspannen. Mittag und Nachmittag verbringe ich im Gemeinschaftsraum mit Lesen und entdecke dabei das Magazin Transhelvetica. Sehr lesenswert das Teil! Der Regen hat aufgehört und so gibt es einige kurze Fotoerkundungen in der unmittelbaren Umgebung der Hütte. Auf der Terrasse hat man einen schönen Blick auf die Nufenenstrasse und runter ins Val Bedretto.

SAC Hütte Corno Gries - Abendstimmung

Während den Stunden auf der Hütte hatte ich etwas Zeit die neu eintreffenden Gäste zu beobachten. Ich denke die SAC Hütten befinden sich irgendwo in einer Komfort-Spirale. Das Problem ist nur, dass die Gäste damit immer höhere Ansprüche haben. Ich musste mich fast fremdschämen, als sich deutsche Mountainbiker über die fehlende Duschmöglichkeit beklagten (weil vorher ein anderer Gast das warme Wasser leergeduscht hat) und danach ihre Bikewäsche so wuschen, dass die Hüttenwartin den halben unteren Stock feucht aufnehmen musste. Da lob ich mir die alte Zeit als es vor der Hütte nur einen Brunnentrog mit Gletscherwasser gab…

Regenbogen - Val BedrettoRegenbogen - Val Bedretto

Am Abend dann noch ein tolles Schauspiel als die untergehende Sonne in ein Gewitter scheint und einen wunderbaren Regenbogen über dem Tal erscheinen lässt. Abende auf SAC Hütten sind einfach toll, egal wie das Wetter ist. Ich geniesse das einfache Nachtessen und schlafe trotz Zimmernachbarn sehr gut. Die Übernachtung kostet 28 CHF, die Halbpension 40 CHF. Am Ende hatte ich trotzdem 120 CHF auf der Gesamtrechnung.

SAC Hütte Corno Gries - Abendstimmung

Das war nun ein grosser Blogbeitrag für nicht mal 8 km Mountainbiken… 😉 Danke fürs Lesen!

Statistik: 7.7 km, ca. 264 Höhenmeter, Fahrzeit 1:07 h

VexLaax14 (Day 5): Rosswald – Saflischpass – Ulrichen !

Panorama Rosswald

Am Morgen scheint endlich wieder die Sonne ins Zimmer und ich kann die Regenkleider zuunterst im Rucksack verstauen und erstmals seit drei Tagen die Sonnencrème einstreichen. In Rosswald (1819m) gibt es blauer Himmel und ein Zimmerbalkonblick von den Schneebergen bis runter ins Rhonetal. Das ist natürlich die pure Motivationsspritze und genau was ich an diesem Tag brauche, schliesslich steht ein Mountainbike-Klassiker auf dem Programm: Der Saflischpass!

Blick auf Simplon und GanterbrückeStafel.

Ich verzichte auf die Direttissima die Skipiste hinauf zum Fleschbode und nehme stattdessen den moderat steilen Fahrweg nach Stafel. Richtiger Entscheid – die Aussicht runter ins Gantertal ist fantastisch. Zuunterst im Tal die schöne Ganterbrücke der Simplon-Passstrasse; weiter oben der Simplonpass und im Hintergrund das Fletschhorn (dort war ich auch schon). 😉

Trailstück AbeweidAuf dem Fleschbode

Ab Stafel führt ein Wanderweg hoch zum Fleschbode (2135m). Das obige Bild zeigt einige der wenigen fahrbaren Meter auf dieser Strecke. Immer wieder wechseln danach fahrbare Abschnitte mit Schiebepassagen. Ab Fleschbode steigt ein Schotterweg auf 2302m. Das gleiche Bild hier – schieben und fahren, je nach Steilheit der Schotterrampe und Kondition des Fahrers.

Aufstieg in Richtung SaflischpassTrails zum Saflischpass bei Oflini

Danach biegt man auf den Wanderweg zum Saflischpass ein. Der Weg steigt nun nicht mehr so stark an, aber tiefe Erosionsfurchen machen das Fahren zu einem Balanceakt. Immer wieder bleibt Zeit um das Panorama zu geniessen. Ich bezweifle übrigens, dass auf dieser Passseite in umgekehrter Richtung talwärts alles fahrbar ist, wie es im Internet teilweise beschrieben wird.

Panorama Giltgrabe unterhalb des SaflischpassesMorgentauSaflischpass - Soldatendenkmal

Total brauche ich etwas mehr als 90 min für den Aufstieg, wobei man mit etwa einer Stunde Schiebezeit rechnen muss. Auf dem Saflischpass (2563m) angekommen gibt es ein wunderbares 360° Panorama. Ich geniesse Stille, Bergwelt und Natur während einer längeren Pause. Einzig die Bergdolen und die zahlreichen Murmeli stören die Ruhe.

Saflischpass (2563m)Seelein Tanzbede

Schon wieder liegen 1370 Hm Abfahrt vor mir. Im Gegensatz zur Westseite des Saflischpasses ist bis auf 20m auf der Ostseite alles durchgehend fahrbar. Ich frage mich, wieso alle diesen Pass in Ost-West fahren. Mir gefällt die andere Richtung inklusive Lifthilfe via Rosswald viel besser. Im obersten Teil darf man das Wort Flowtrail sicher in den Mund nehmen.

Blick zurück auf BlattBlick und Abfahrt ins Saflischtal

Die Gegend ist ziemlich unberührt und mir sind speziell die blumigen Wiesen aufgefallen. Die ganze Ecke Binntal, Lengtal und Saflischtal ist so richtig ‚ab vom Schuss‘. Hier einige Impressionen:

Blumenmeer auf der AlpwieseMeirischbächWalliser Chalets bei Rufibort

Ab Brunegge (2336m) ist der Wanderweg zu Ende und macht einem Schotterweg Platz, der in langen Kurven das Saflischtal runter ins Lengtal bis nach Heiligenkreuz (1458m) führt. Es ist Mittagszeit und mir kommen viele Mountainbikefahrer entgegen. Da bin ich froh, nicht alles hinauffahren zu müssen – vom Binntal auf den Saflisch ist es ein ordentliches Stück Höhenmeter!

Auf Schotter ins LengtalBlick ins Binntal

Da geniesse ich lieber die nicht enden wollende Schotterabfahrt mit schöner Aussicht ins Binntal. Einzig die Bremsbeläge und meine nicht richtig fixierte Bremsscheibe müssen etwas leiden. Gelegenheit um zwischendurch ein Fotohalt zu machen. Besonders angetan bin ich von einer Kurve bei Grummela, wo man einen tollen Ausblick durch die Bäume hindurch auf die Berner 4000er hat, speziell aufs Finsteraarhorn.

Ausblick auf das FinsteraarhornFeuchter Weg aus dem Lengtal

Am Talgrund angekommen geht es das Lengtal auswärts in Richtung Binn. Da ich noch einige Kilometer das Obergoms hinauf vor mir habe, verzichte ich auf einen Abstecher ins Dorf Binn und fahre weiter nach Ze Binne in Richtung Talausgang.

Postkartenidylle bei Ze BinneZe Binne Dorf

Ze Binne mit seinem See ist eine Walliser Postkartenidylle in Reinform. Bei diesem Anblick erstaunt es nicht, dass eines der Häuser vor 1500 erbaut wurde und immer noch steht. Ein idealer Ort um zu rasten und die Umgebung etwas einwirken zu lassen.

Alte Strasse durch die Twingi SchluchtHistorische Strasse durch die Twingischlucht

Der Grund für die Abgeschiedenheit zeigt sich am Ende des kleinen Sees. Nur durch eine lange Schlucht kann man das Obergoms erreichen. Auf der historischen Strasse aus den 30ern fahre ich durch die eindrückliche Twingischlucht. Der Strassenabschnitt ist ein historischer Verkehrsweg von nationaler Bedeutung und wurde umfassend restauriert. Entlang der Strasse gibt es zahlreiche ‚Outdoor-Kunst‘  zu bewundern. Mehr Infos beim Landschaftspark Binntal.

Walliser Plättli im St. Georg in ErnenErnen - Oberwallis

Am Talausgang geht es bei Ausserbinn nochmals hoch nach Binnegga. Es lohnt sich, wegen der Aussicht ins Rhonetal und wegen dem Trail runter nach Ernen. Das Dorf hat einen wunderbaren Dorfkern, den ich bei einer Walliser Platte im Restaurant St. Georg ausgiebig geniesse.

Oberwallis - MühlebachEntlang der Rotten im Obergoms

Die restlichen 20 Kilometer hinauf nach Ulrichen sind dann nur noch Genussbiken. Im welligen Auf- und Ab führt der Rhoneradweg linksufrig entlang der frischen Rotte. So bin ich bereits um 1530 Uhr im Hotel und kann entspannt den Tag ausklingen lassen. Die Zeit reicht noch für einen Dorfbummel durch Ulrichen. Wallis pur und dazu gehört natürlich eine Kirche, die fast grösser als das Dorf selber ist. Übrigens sehr empfehlenswert der Rad – Sport – Bistro – Bäckereiladen am Dorfeingang (Im Winter das Langlaufcenter).

Panorama Ulrichen

Ich übernachte im Hotel Astoria, Ulrichen, für 135 CHF Halbpension. Zum Abendessen gab es Fondue Chinoise und eine freundliche Bedienung. Gut war’s! Das Zimmer war schön, inkl Bad. Der Preis scheint mir deshalb fair. Das Astoria ist ein bekanntes Bikehotel, obwohl eher für die motorisierten Bigbikes. Entsprechend konnte ich am Abend das Bike abspritzen und in einer Garage einstellen.

Statistik: 52.5 km, ca. 1104 Höhenmeter, 1670 Hm Abfahrt, Fahrzeit 4:24 h

VexLaax14 (Day 4): Gärlich – Gibidum – Rosswald !

Aufstieg zur MossalpRestaurant Moosalp

Vorbemerkung: Tolle Tour – spektakuläre Wege – Es war schwierig die besten Bilder zu selektieren. Deshalb hier eine Warnung: Hohe Bilddichte in diesem Beitrag. 😉

Neuer Tag, neues Glück. Ich spüre alle Knochen. Irgendwo habe ich auf einer Transalp Seite gelesen, dass die Kondition im Verlauf der Tour von alleine kommt. Das stimmt für mich schon. Den Rucksack spüre ich nur noch während langen Downhills in den Schultern und Sitzbeschwerden habe ich nur morgens in den ersten 10 Minuten. Zudem gehen am Morgen die Höhenmeter trotz erneut extrem feuchtem Wetter wie von alleine. So auch heute mit den ersten 400 Hm rauf von Gärlich (1652m) zur Moosalp (2048m). Trotz schmaler Strasse fährt hier das Postauto rauf – direkt von Visp! Heute morgen merkt man davon nichts, im originellen Restaurant Moosalp sind nur zwei Personen.

Schon wieder neue BremsbelägeEntlang der alten Augstbordsuone

Ich warte drinnen bei Kaffee und Gipfeli bis der Nieselregen vorbei ist. Der Meteo Schweiz Regenradar war in den letzten Tagen mein bester Freund. Trotz Landregen-Prognose wurde ich kein einziges Mal richtig verregnet. Irgendwann musste ich trotzdem in die Kälte und die Bremsbeläge am Vorderrad wechseln. Ich wechsle das erste Mal die neuen XT Beläge – Learning by doing. Um die Kolben zurück zu drücken suche ich im ganzen Rucksack nach meinem Sackmesser – erfolglos (Am Mittag fand ich es in der Riementasche des Rucksacks). 🙁 Ein Stück Holz erledigte den Job dann auch. Nochmals die Bremsscheibe angezogen und los geht es auf dem Höhenweg der alten Augstbordsuone bis Pletsche.

Wie in Spanien - aber echt...Walliser Kühe im NebelPanorama ins Matteral bei Hoflüe

Wie bei Höhenwegen üblich, hätte man eine tolle Aussicht ins Mattertal, die lässt sich heute leider nur zwischen den Nebelschwaden hindurch erahnen. Von meinen Skiferien in Grächen weiss ich zum Glück wie es aussehen würde. So suche ich etwas nähere Motive, beispielsweise die kräftigen und stolzen schwarzen Walliser Kühe. Da gibt es noch richtig spitzige Hörner auf dem Kopf, nicht wie bei unseren Flachlandkühen.

Und wieder das neue Bike reparierenTrail durch das Tschongtobel

Nach einem kurzen Wiesenstück geht es schliesslich runter (ganze 1270 Höhenmeter) – auf einem tollen Trail, der mit viel Gefälle in Richtung Embd führt. Wenn die Walliser etwas können bzw konnten, dann spektakuläre Alpsaumwege zu bauen. Schon bald schlängelt sich der Weg – alles fahrbar – durch das Tobel des Tschongbachs. Irgendetwas klappert am Mountainbike und ein Blick nach unten zeigt ein loses Bremskabel. Da hat wohl wieder jemand etwas Kabelbinder gespart… Ich habs ja schon erwähnt: ‚Wenn man an einem neuen Bike nicht alle Kabelbinder selber anzieht…‘ Zum Glück habe ich eine halbe Werkstatt dabei. 😉

Panorama runter in Richtung EmbdEmbdAlter Karrweg unterhalb Embd

Nach der genialen Abfahrt quert man das Dorf Embd (1358m). Das Dorf ist übrigens sehr beeindruckend – keine Ahnung wie man eine Siedlung nur in einen so steilen Hang bauen kann. Nicht minder beeindruckend ist der alte Weg, der vom Talgrund ins Dorf führt – und genau diesen Trail fahre ich nun runter – mit Tiefenblicken runter zu den Geleisen der Zermattbahn.

Spitzkehrenflow ob KalpetranEindrückliche alte Talstrasse nach Stalden

In vielen Serpentinen geht es bergab – einige Schiebepassagen wegen den nassen Steinen inklusive. Etwa hundert Meter über dem Talgrund zweige ich auf den ehemaligen Talweg nach Stalden ab. Der Weg fasziniert mit alter Handwerkskunst in Form von Trockenmauern. Ich bin immer wieder begeistert wie früher mit einfachsten Mitteln und riesiger Arbeitskraft die Täler und Berge erschlossen wurden. Leider scheint das heute niemand mehr zu können und viele Wege zerfallen oder werden mit Beton hässlich geflickt.

Seilbahn Stalden - GsponGspon über dem Nebelmeer

In Stalden (799m) gibt es am Bahnhof erst ein kleine Pause bis zur nächsten Fahrt der Seilbahn Stalden – Staldenried – Gspon (PS: Seit 2019 brandneu und mit viel mehr Platz). Die Seilbahn ’schenkt‘ mir 1100 Hm, die ich dankbar annehme. Der Preis von 12 CHF nur für das Velo scheint mir etwas hoch, aber schliesslich füllt das Bike die Gondel fast vollständig aus. Zum Glück komme ich in Gspon (1893m) knapp über die Wolken, welche bereits den ganzen Tag durch die Täler wabern.

Fussbalplatz Gspon auf 1922mAufstieg nach Gibidum vor Sädolti

Etwas befremdend ist der planierte Fussballplatz hier oben – Höhentraining? Es ist übrigens der höchste Fussballplatz Europas. Ein teilweise ruppiger Höhenweg führt nun in Richtung Gibidumpass. Immer wieder muss ich bei einigen kurzen Rampen das Bike schieben. Spass macht es trotzdem und bisweilen lichten sich die Wolken und geben den Blick ins Mattertal frei.

Pause und Panorama Alp SädoltiFlowtrail vom GibidumGibidumpass

Etwas unterhalb des Gibidum grüsst noch ein frisch gepflegter Trail, den ich leider aufwärts zurücklegen muss. Oben am Gibidumpass (2201m) angekommen, verzichte ich auf einen Rast, ziehen doch sehr kühle und feuchte Wolken über die Bergkuppe.

Gibidumsee

Natürlich muss ich erst noch hinüber zum Gibidumsee, aber auch hier gibt es ausser Nebel nicht viel zu sehen. So verweise ich gerne auf diesen Blogbeitrag von Rotscher, der den See in seiner vollen Pracht zeigt.

Panorama ins NanztalDrei MurmeliWildes Nanztal bei Mättwe

Für mich ist klar, dass ich heute die Diretissima runter ins Nanztal nehme. Bei schönem Wetter wäre die Heidosuone, die den Gibidumsee speist, eine Alternative gewesen. Es macht aber sowieso mehr Sinn, die Suone in umgekehrter Richtung zu fahren. Ich nehme mal folgende Tour auf die ToDo Liste: Brig – Postauto – Simplon, danach rauf zur Nanzlicke, in grossem Bogen via Fulmoos zur Heidosuone und durchs Nanztal zurück nach Brig. (PS: Its done!)

NanztaltrailFelsenweg Nanztal - hinter dem Wasserfall

Vom Gibidumpass bis nach Brig-Gils werde ich nun ganze 1430 Höhenmeter am Stück abfahren – Mountainbikeglück! Tatsächlich ist die Abfahrt der Hammer. Zu Beginn auf Schotter bis zur wilden Gamsa und danach immer dem Bach entlang bis Mittlihüs. Ab hier behält der Weg die Höhe während die Gamsa sich eine tiefe Schlucht gräbt.

Felsenweg NanztalFelsenweg Nanztal - Stockgräbe

Ich brauche in den nassen Waldabschnitten die volle Konzentration damit das Vorderrad nicht auf einem glitschigen Stein abrutscht. Aber alles geht gut und bald folgt eine spektakuläre Felsenpassage in den sogenannten Stockgräben, wo man zweimal einen Wasserfall hinterqueren muss – kann – darf. Dank dieser Betonverbauungen ist der Weg überhaupt noch begeh- und fahrbar. Einige Fundamente zeugen von früheren Brückenkonstruktionen um die Wildbachtobel zu umgehen.

Nanztal Impressionen 1Nanztal Impressionen 2Nanztal Impressionen 3

Gegen Talende, bei Schratt, öffnet sich der Blick aufs Rhonetal. In die andere Richtung blickt man auf eine Felswand mit einem schmalen Band. Der in die Felsen gehauene Weg verspricht einiges an Abenteuer und Nervenkitzel. Es handelt sich um die Suone Rohrbergeri vom Nanztal nach Steinegga – Rohrberg. Das wäre etwas für zu Fuss. Auf dem Bike geht es nun weiter und scheinbar endlos fährt man rasante Schotterstrassen ab bis nach Brig.

Auf der anderen Talseite - Felsenweg unterhalb ÄntschiaentschiOb BrigBlick ins Rhonetal bei Schratt

Bei der Saltinabrücke aka Napoleonsbrigga (770m) heisst es erst das Adrenalin runter zu fahren und die Arme zu lockern. Teilweise auf dem alten Stockalperweg fahre ich in der ungewohnt heissen Sonne rauf in Richtung Simplonstrasse. Es sind die letzten Höhenmeter für heute bis zur Talstation der Rosswald Bahnen. Mit der Bergfahrt ist die Tagesetappe zu Ende und der Bahnangestellte gibt mir noch den entscheidenden Tipp für eine Übernachtungsgelegenheit.

Napoleonsbrigga und SaltinaRosswald - Restaurant Parkplatz

Ich übernachte im Restaurant – Pizzeria Parkplatz in Rosswald. Das Zimmer kostet gerade mal 40 CHF inkl Frühstück. Das Zimmer ist relativ neu, Etagendusche, Balkon mit Aussicht. Natürlich kein Bikehotel und so wird das Mountainbike an der Veranda angebunden. Wieder mal ein gutes Preis-Leistung Verhältnis, besonders wenn man sich das Frühstück anschaut.

Fazit der heutigen Etappe: Die Abfahrt durch das Nanztal ist episch und genial. Da kann ich gut auf den Bistinepass und die Abfahrt vom Simplon verzichten.

Statistik: 51.3 km, ca. 1252 Höhenmeter, 2985 Hm Abfahrt, Fahrzeit 4:32 h

VexLaax14 (Day 3): St-Luc – Turtmanntal – Gärlich ! (Teil 2/2)

Blick nach TurtmannLuftseilbahn TalstationMeine Idee ist, in Turtmann (637m) mit der Seilbahn bis nach Oberems zu fahren. Die nächste Bahn fährt erst in 40 Minuten und so habe ich Zeit um im Restaurant Wasserfall ein Sandwich zu essen. Die Gondelbahn hat kaum Platz für das Bike und als noch vier ältere Wanderinnen auftauchen wird es spannend. Irgendwie quetschen wir uns alle in die Bahn und warten auf die ferngesteuerte Bergfahrt.

Luftseilbahn Turtmann - Unterems - OberemsMalerischer Wasserfall bei Turtmann

Gleich zu Beginn sieht man aus der Gondel in den Kessel des Wasserfalls bei Turtmann. Das sieht doch ziemlich idyllisch aus und könnte bei richtigem Licht auch als ‚Traumwasserfall‘ sonstwo auf der Erde durchgehen. Die Gondelbahn vernichtet massig Höhenmeter und bei der Mittelstation bei Unterems steigen die Mitfahrerinnen aus. Weiter geht es hinauf bis Oberems auf 1336m. Sofort ist man wieder in einer anderen Welt.

Panorama OberemsSträsschen TurtmanntalTurtmanntal - Wegweiser

Zwischen alten Walliser Ställen hindurch steigt ein Strässchen stetig ins Tal hinein. Zuerst gebe ich auf der angenehmen Steigung ziemlich Gas, muss aber zunehmend einen Gang runterschalten. Der Weg ins Tal hinein zieht sich hin und nach endlosen Kilometern habe ich bei Pletschu (1776m) mein Zwischenzeit erreicht. Hier wäre ich vom Meidpass runter gekommen.

wfallttalTurtmanntal - Holzbrücke

Ich folge dem roten Singletrail auf der Singletrailmap talabwärts. Das Turtmanntal ist wild und relativ unberührt und so sieht auch der Weg aus. Er ist in ziemlich schlechtem Zustand und die Nässe tut das Übrige dazu. So gibt es über weite Strecken viele Schiebepassagen und ich bin langsam müde und entsprechend genervt. Wieso tue ich mir das an? Zum Glück entschädigt die Natur in Form schöner Wasserfälle und grüner Wildnis für die Strapazen.

Kapelle FollutschuggeTrail durchs Turtmanntal

Bei Follutschugge thront eine schöne Kapelle auf einem riesigen Fels. Leider habe ich keine Lust mehr für eine Besichtigung und schiebe das Bike weiter eine Steilstufe runter. Erst ab Hübschweidi beginnt der Weg Spass zu machen und ab hier ist der Trail empfehlenswert. Ich lasse es laufen und zum Schluss gibt es gar noch einen kurzen Suonenabschnitt bis auf die Strasse Unterems – Ergisch. Auf der Asphaltstrasse fahre ich wieder hoch in Richtung Ergisch (1086m).

Suone Ausgang TurtmanntalBlick auf Gampel - Steg

Das Turtmanntal hat viel Zeit und Kraft gekostet und nun stehen 800 Hm bis zur Undri Eischollalp (1868m) an. Verzweifelt suche ich auf der Karte nach einer Route, bei welcher ich ohne Höhe zu gewinnen in Richtung Bürchen queren kann. Keine Chance – die Tobel lassen sich nur untenrum oder obenrum queren. So beisse ich in den sauren Apfel und fahre los. Das wird definitiv ein Kampf und ich motiviere mich von Kurve zu Kurve und von Höhenlinie zu Höhenlinie. Zwischendurch muss ich mal ein Zimmer buchen. Gärlich ob Bürchen scheint mir ein guter Standort zu sein. Bis Embd zu kommen ist Illusion. Ein Blick auf die Statistik bestätigt meine Befürchtung – ich laufe schon länger am Limit

Alp TschorrBrandalp

Die Buchung, das Tagesziel nun greifbar, gibt mir wieder etwas Kraft. Die Schatten werden länger als ich an der Alp Tschorr vorbei und schliesslich bei der Undri Eischollalp ankomme. Nun scheint es nur noch runter zu gehen und bei der Brandalp ist das Tagessoll fast geschafft. Etwas unvorbereitet kommen dann nochmals über 100 Höhenmeter bis nach Gärlich. Der Atem geht flach, die Beine sind sowas von leer… Irgendwie schaffe ich es trotzdem bis zur Unterkunft. In der Pizzeria gibt es als Sofortmassnahme gleich eine Portion Spaghetti Carbonara als Vorspeise. Danach ging es sofort ins Bett, nicht ohne vorher noch die tägliche Wäsche gemacht zu haben. Der Schlaf war tief…

Pizzeria Mamma Mia Grälich

Übernachtet habe ich in der Pizzeria Mamma Mia, Bürchen – Gärlich, 95 CHF inkl Frühstück. Die Zimmer sind neu und am Abend gab es tolle Pasta und eine Pizza zum Nachtessen. Die Pizzeria ist natürlich kein Bikehotel, ich konnte das Rad in den Skiraum stellen.

Reminder: Die Ergischsuone habe ich ausgelassen. Einerseits ist dies kein Terrain für Mountainbikes und andererseits hatte ich keine Lust mein Bike bei diesen feuchten Verhältnissen über einen handtuchschmalen Weg hoch über dem Abgrund zu schieben. Ich glaube ich werde diese Suone mal als Wanderung planen. Mit der Seilbahn nach Oberems und dann via Hübschweidi nach Ergisch – runter per Postauto.

Statistik: 78.3 km, ca. 2175 Höhenmeter, 3295 Hm Abfahrt, Fahrzeit 7:15 h