Heute war es endlich soweit. Die guten Vorsätze wurden vorgezogen und trotz mindestens 5cm Raureif bei uns zu Hause breche ich auf zur ‚Weissenstein‘ Tour wie sie in diesem Buch beschrieben ist. Mit Schneeknistern unter den Rädern fahre ich ab Gerlafingen (449m) der Emme entlang bis nach Attiswil. Auf ca. 640m quere ich wunderbar der Nebelgrenze entlang via Rumisberg hinüber nach Wolfisberg. Die Stimmung morgens früh mit Nebel zur rechten Seite und blauem Himmel zur linken inmitten einer weissen Raureif-Landschaft ist märchenhaft.
Ab Wolfisberg (670m) beginnt dann der Aufstieg auf die erste Jurakette via Blaumatt, am Ankehubel vorbei zur Hinteregg (1079m). Jeder Hof hier oben ist auch ein Restaurant und eine ähnliche Tour wurde hier als Tour de l’Auberge (21 Bergrestaurants) beschrieben. Ich verzichtete die Schwängimatt noch anzuhängen, da ich keine Informationen über die Befahrbarkeit des Trails Schwängimatt – Höllchöpfli habe. Weiter geht es zur vorderen Schmidenmatt (1013m) und zum verdienten warmen Kaffee. Die Sonne wärmt Geist und Seele und so bike ich frohgemut über flache Wege zur hinteren Schmidenmatt, hinauf zum Hofbergli (1065m) und dann über einen ersten technischen Singletrail zum Balmberg (1078m). Der Blick über das Nebelmeer und die Alpen ist fantastisch. Via Schofgraben, der auf der kühlen sonnenabgewandten Seite liegt, geht es weiter zum Kurhaus Weissenstein (1284m).
Nach dem hinteren Weissenstein steigt der Weg steil in Richtung Hasenmatte. Bevor der kurze aber knackige Singletrail beginnt, gilt es noch einige Meter das Bike eine Treppe raufzutragen. Dass diese heute vereist war, machte das Unterfangen nicht einfacher. Auf 1315m verzichte ich darauf das Bike weiter auf die Hasenmatte raufzutragen und fahre direkt zum Althüsli (1317m). Damit ist dieses Blogversprechen auch eingelöst. Als ich so richtig in der Stimmung war die Tour als Traumtour zu bezeichnen, kommt der Rückschlag.Der empfohlene Weg via die Krete über die Stall- und Wandfluhe scheint mir bei diesen Wetterbedingungen als zu riskant. Der Einstieg zum Singletrail ist ein einziges Schneefeld. Also nehme ich den Weg via Stallberg, das Tobel runter und dann auf einem Wanderweg rauf auf den Oberen Grenchenberg. Haken dabei, der Wanderweg war erstens eher ein ausgewaschener Bach und zweitens steil wie die Hölle und drittens wohl im kältesten Loch der ganzen Jurakette. Es sind dies die Momente, in denen man sich und alle anderen verflucht und verzweifelt feststellt, dass es kein Mobiltelefonempfang gibt.
Bereits die Runterfahrt ins Tobel auf einem völlig vereisten, schneebedeckten Schotterweg war eine echte Herausforderung. Wenn man mit voller Konzentration in einer 20cm breiten, nicht vereisten Reifenspur fährt, bekommt das Wort Singletrail eine ganz neue Bedeutung. Nach dieser Abfahrt brauche ich im nächsten Frühjahr kein Techniktraining mehr! Mit Ach und Krach, nach 30 Minuten Bike raufstossen, ziehen, tragen, reissen, weichen Knien und einer Wut im Bauch, schaffe ich es bis auf die Anhöhe und kehre im Oberen Grenchenberg (1348m) ein.
Auf der Terrasse mit einem riesigen Älplerkaffee und einer grossen warmen Suppe für Fr. 4.50, wechselt die Stimmung sofort wieder. Trotzdem, dieser Weg ist auch im Sommer wirklich keinem zu empfehlen. Wer sich den Kretenweg nicht zutraut, sollte die Strecke via Schauenburg – Brüggli – Bettlachberg umfahren. Frisch gestärkt geht es zum Unteren Grenchenberg und dann über Strassen und Waldwege mit Schuss bis nach Vauffelin (707m). Hier beginnt die letzte Strapaze des Tages denn die 50 km Up- and Down machen sich langsam bemerkbar. Der Weg steigt 230m auf den Bözingenberg. Als i-Tüpfli der Tour führt ein technischer Singletrail runter nach Biel – Bözingen (438m).
Fazit: Die Tour verlangt einiges ab und sieht auf der Karte einfacher aus als sie ist. Speziell der Teil zwischen Hasenmatte und Oberer Grenchenberg ist anspruchsvoll. Wer das Ganze aber nicht im Winter macht, erhält eine fantastische Tour mit super Aussicht über das Mittelland und die Alpen. Bei Hochnebel hat die Route ihren ganz speziellen Reiz. Die vielen Einkehrmöglichkeiten und die zahlreichen Ausstiegsvarianten machen die Tour sehr flexibel. Unbedingt einmal nachfahren, besser aber nicht am 29. Dezember 😉
Statistik: 65 km, ca. 1500 Höhenmeter, Fahrzeit min. 5 h (bei Schnee und Eis etwas länger…)
Update 04.11.07: Der Abschnitt Hasenmatt – Grenchenberg umfährt man am Besten via Schauenburg – Brüggli – Bettlachberg und Unterer Grenchenberg. Die Beschreibung gibt es hier.