Wer vor 10 Jahren durch die von Hügeln umgebene Stadt Sarajevo lief, musste entweder blind oder sehr uninteressiert sein, um nicht auf Schritt und Tritt an den Krieg erinnert zu werden. Von 1992 bis 1996 wurde die Stadt von allen Seiten belagert und mit Allem beschossen, das zur Verfügung stand – Artillerie, Moerser, Granaten und vielem mehr. Seither ist einige Zeit vergangen und die grössten Mahnmale an den Krieg in Form zerstörter und ausgebrannter Hochhäuser wurden renoviert oder abgerissen. Wer ein wachsames Auge hat, wird aber heute noch permanent ein beklemmendes Gefühl haben. Es gibt fast kein Haus, das nicht irgendwo Schrapnellspuren oder Einschusslöcher besitzt.
Obwohl Bosnien-Herzegowina sich äusserlich verändert hat, herrscht weiterhin der politische Stillstand. Die Frustration über mangelnde Perspektiven ist in der Bevölkerung entsprechend gross. Die permanente optische Erinnerung an den Krieg hebt die Stimmung auch nicht.
Um so schöner ist zu sehen, wie die junge Generation die Abende geniesst und den entstressten Lebensstil pflegt, der die Stadt liebenswert macht. Schön zu sehen, dass mindestens in der Hauptstadt, ein Nebeneinander (nicht Miteinander!) der verschiedenen Religionsgruppen wieder möglich ist. Der Mix aus orthodoxen, muslimischen, jüdischen und katholischen Religionsstätten auf engstem Raum ist einzigartig. Sarajevo trieft von tragischer Geschichte und mit Blick auf die nahende Unabhängigkeit des Kosovos ist diese weiterhin nicht zu Ende.