Schönes Wetter am Samstag, obwohl der Morgennebel nicht darauf schliessen lässt. Ich plane eine erneute Etappe meiner Grenztour um den Kanton Solothurn. Heute will ich die Grenze der solothurnischen Enklaven Kleinlützel und das Schwarzbubenland umfahren. Ein guter Teil der Strecke bildet gleichzeitig die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich. Nach der Passwang lichtet sich der Nebel und ich parkiere das Auto in Kleinlützel. Gleich zu Beginn pflüge ich in der tiefen Erde quer durch die Felder und den Wald. Entweder meine Planung oder die Karte waren suboptimal – ein Vorgeschmack auf die Herausforderungen dieses Tages.
Doch der Blick auf den blauen Himmel und der goldene Blätterwald entschädigen für die ersten Mühen. Das Gelände hier ist anspruchsvoll und eines gibt es definitiv nicht, flache Passagen. Nach einer kurzen Schiebepassage sehe ich auf 700 m.ü.M den ersten Grenzstein des Tages zwischen Solothurn und dem Laufental (heute Basel-Landschaft, obwohl von den meisten Grenzsteinen noch der Bärner Bär grüsst). Ich ignoriere ein Holzschlagfahrverbot und hoffe, dass die Waldarbeiter am Samstag Pause haben. Tatsächlich stehen die Maschinen still, aber der tiefe Morast auf den umgegrabenen Waldwegen ist für Mountainbiker echt mühsam.
Auf der Challmatten berge ich den ersten von vier Grenzgeocaches und geniesse den Ausblick in Richtung Süden und die verschiedenen Juraketten. Die rasante Abfahrt runter zur Burg im Leimental in der zerklüfteten Landschaft ist spannend. Die Gegend trieft wieder einmal von Geschichte und die vielen Burgruinen zeugen davon. Die Burg bewacht die Klus der Brisig, die sich danach in einem bedeutungslosen Tal verliert. Früher führte hier wohl ein relevanter Juraübergang durch. In jedem Fall zeugt die heute private Burg von einigem Reichtum.
Hier treffe ich auf die Grenze der solothurner Amtei Dorneck-Thierstein oder umgangssprachlich dem Schwarbubenland. Leider zieht die Grenze in direkter Linie gleich wieder den ersten Jurakamm hoch. Ich nehme den Umweg auf der Strasse via die sogenannte Felsplatte, wo es nicht nur ein kleines Restaurant, sondern auch ein geniales Panorama ins Sundgau zu bestaunen gilt. Kein Wunder, dass sich hier im 1. und 2. Weltkrieg militärische Beobachtungsposten installiert haben.
Ab dem Challpass folgt der biketechnisch beste Abschnitt der heutigen Tour. Ein schöner, nicht zu schwieriger Trail führt via Mätzlerchrüz – Renzenboden auf rund 800m über den Blaueberg. Dabei kommen mir einige Mountainbiker und ebenfalls der eine oder andere Wanderer entgegen. Schliesslich steche ich links den Wald runter, vorbei an der Ruine Fürstenstein und durch Obstgärten hindurch nach Ettingen. Nun im flacheren Gelände treffe ich am Zoll Benken erstmals auf französischen Boden.
Weiter geht es nach Bättwil, das französische Schloss Landskronberg immer im Blickfeld. Nach erneuten Höhenmetern geniesse ich auf einer Bank ein Sandwich und entspanne meine Beine. Langsam nagt die Grenzfahrt wieder an der Psyche und ein weiterer ’sinnloser‘ Abstecher folgt sogleich. Das Gemeindegebiet von Rodersdorf ragt ins französische Staatsgebiet hinein und das heisst für mich – Berg runter, Berg rauf. In einem Waldgebiet entlang der Grenze muss ich angesichts des vollgematschten Grenzweges etwas abkürzen. Die vielen Meter Singletrails am heutige Tag fordern einen ersten Tribut.
Die Grenze zu Frankreich ist im Gelände natürlich besser sichtbar als die Kantonsgrenzen. In Waldgebieten ist entweder ein schmaler Weg, oder dann mindestens eine Schneise sichtbar. Die Grenzsteine sind deutlich dichter gesetzt und teilweise recht imposant. Natürlich weiss man auch dank unterschiedlichen Strassenbemalungen und -kennzeichnungen in welchem Land man sich befindet. Trotzdem ist die Grenze in dieser Gegend ziemlich durchlässig. So führt der schnellste Weg nach Rodersdorf definitiv nicht durch die Schweiz. In jedem Fall muss ich das Bike beim Rückweg auf die erste Jurakrete wieder einen Abschnitt schieben und tragen.
Zurück bei Burg im Leimental muss ich angesichts der tiefen Sonne eine Entscheidung treffen. Die Batterien sind leer und der nächste Abschnitt wäre ein heftiger Grenzgrattrail zurück zur Enklave Kleinlützel und danach noch deren Umrundung. Der Entscheid fällt mit leicht krampfenden Oberschenkeln leicht – Übungsabbruch und via Challpass und Röschenz zurück zum Auto. 😉
Somit muss ich die Etappe 11 meiner Kantonsumrundung nochmals in Angriff nehmen. Es ist schon erstaunlich, wie herausfordernd die Umrundung einer vermeindlich so kleinen Enklave sein kann. Dabei habe ich es wieder sehr genossen. Die Spannung fährt immer mit – die untenstehenden Grenzsteine sind für mich sprechende Geschichte. Ein grosser Teil der Strecke verläuft übrigens auf dem 5. Solothurner Waldwanderweg mit vielen informativen Schautafeln. Soviel für heute – der zweite Teil folgt hoffentlich bald.
Statistik: 69.1 km, ca. 2001 Höhenmeter, Fahrzeit 6:05 h, Geocaches: Drei-Länder-Blick; Challmatten; Burg im Leimental; Hochspannung
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