In der Nacht regnete es so richtig heftig und ich ahnte für den heutigen Tag Schlimmes. Doch oh Wunder, zum Frühstück zeigte sich am Horizont das Matterhorn im Sonnenschein! Statt eines Ruhetages gab es wieder einen Biketag. Der geplante Meidpass (2790m) war aber bei diesem Wetter keine Option. Ich folgte erneut auf meinem GPS der Variante ‚aussenrum‘ und sollte so unfreiwillig zur einer Königsetappe auf meiner wöchigen Queralp kommen.
Doch zuerst sei der grandiose Frühstückraum des Hotels Le Beausite gelobt. Rasch zeigte sich beim z’Morge, dass nur noch ganz hinten im Val d’Anniviers, bei den 4000er, die Sonne schien. Der Rest des Tales war bereits mit dickem Nebel belegt und diese Wolken würden mich den ganzen Tag begleiten. Um 0830 Uhr nahm ich die Tignousa Bahn und profitierte vorher vom Bikewaschplatz des Bikeparks St-Luc. Oben angekommen (2186m) musste ich erst die vordere Bremsscheibe etwas genauer anschauen. Schon gestern klapperte es verdächtig und siehe da, der DT Swiss Lockring und damit auch die Bremsscheibe waren locker. Wenn man an einem neuen Bike nicht jede Schraube selber anzieht! Leider ist es nicht so einfach von Hand das Rädchen mit 40 Nm anzuziehen. Als Konsequenz muss ich die nächsten Tage alle 500 Hm wieder die Scheibe anziehen. 🙁 – das nervt…
Endlich geht es los, auf bekannten Singletrails fahre ich runter nach Chandolin (1979m). Bei der Post weiss das Wetter nicht was es will und ich montiere wieder mal Regenjacke. Nach einem steilen Aufstieg führt ein Waldweg hinüber zum Illgraben. Etwas verwirrend ist die Bikeverbotstafel beim Wasserreservoir ob Chandolin, die ich mir nicht wirklich erklären kann. Spätestens bei Pramarin hat es nämlich bereits wieder Bikewegweiser. Unterhalb des Illgrabenabbruchs (2060m) steige ich rasch rauf und sehe ausser einer Nebelwand wenig vom Abgrund. Trotzdem etwas unheimlich hier bei nassem Wetter zu stehen, im Wissen, dass der Untergrund langsam aber unablässig nach unten gleitet.
So bin ich rasch wieder auf dem Bike und fahre auf der Schotterstrasse durch die verlassene Gegend bis zur Alp Ponchet (1870m). Ab hier beginnt der bekannte Trail und 1302 Hm Downhill runter bis zum Ende der Autobahn nach Sierre (568m). Bei nassen Verhältnissen ist für mich der Bereich Le Couquelle noch weniger fahrbar als beim letzten Mal. So schiebe ich das Bike einige Höhenmeter über viele nasse Wurzeln runter.
Wer langsam unterwegs ist, hat dafür den besseren Blick für die schönen Aussichten runter ins Val d’Anniviers und nach Sierre. Die Regenfälle haben die Luft klar gemacht und manchmal fühlt man sich mit den wabernden Nebelschwaden im Tal ein wenig in den Urwald versetzt.
Dieses Mal wähle ich den Abzweiger runter nach Niouc und quere auf einem morschen Holzbrücklein die Druckleitung vom Kraftwerk Chippis. Im unteren Teil nehme ich einen Diretissima Abzweiger, der jedoch nicht fahrbar ist. Wäre wohl besser entlang der Suone nach Niouc auszurollen. Beim Punkt 841 zweigt ein alter Felsenweg, den man keinesfalls verpassen sollte, in Richtung Pfynwald ab.
Hoch über dem Fabrikgelände von Chippis und unterhalb der Ruine ‚Château de Beauregard‚ führt dieser abenteuerliche Weg mit Blick auf Sierre bis runter zum Autobahnende. Vorher geniesse ich noch den Ausblick während einem kleinen Znünirast. Danach folgt ein wirklich toller und langer Singletrail im welligen Auf- und Ab durch den Pfynwald. Es gilt Büsche, Geröllhalden und die Sprachgrenze zu überwinden, bis ich schliesslich bei den vielen Rhonebrücken in Susten-Leuk im Oberwallis ankomme.
Auf der anderen Rhoneseite gibt es einiges zu entdecken. Da ist nichts mit gemütlichen Wegen am Talgrund. Das Wallis wäre nicht das Wallis, wenn nicht auch hier schon bald ein spannender Karrweg, teilweise dem Felsen abgerungen, der Rhone entlang führen würde. Vor Turtmann gibt es dann doch noch etwas flache Strecken und zu meinem Erstaunen sogar Rückenwind. Bei Getwing wechsle ich wieder die Talseite.
Ich habe noch etwas vor, schliesslich will ich bei meiner Queralp die südlichen Wallisertäler queren und bei Turtmann gibt es wieder so ein unbekanntes Tal, das Turtmanntal. Wenn ich schon nicht via Meidpass ‚von hinten‘ komme, dann wenigstens aus dem Rhonetal ‚von vorne‘. Dazu mehr im 2. Teil dieses Etappenberichts.
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Hi Spoony,
jetzt bin ich dabei. Sehr schöne Berichte bis hierher. 🙂
Auch dir Respekt fürs Durchhalten. Von unserem Fahrzeugshuttler bekam ich hinterher die Information, dass viele ihre Alpenüberquerung in diesem Jahr abbrachen. Aber Abbrechen kommt nicht in Frage! Und es bleibt ja immer die Hoffnung, dass das Wetter am nächsten Tag besser wird. 😆
Übrigens denke ich mir beim Durchlesen wieder, dass wir unbedingt mal eine Tour in der Schweiz machen sollten. Tolle Fotos – tolle Berge. 🙂
Jetzt warte ich gespannt auf Fortsetzung und muss ja auch selber noch ein paar Tage dokumentieren. 😉
Viele Grüße
Thorsten
Super Berichte bis jetzt!!! Solche Mehrtagestouren faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Bin schon gespannt auf die Fortsetzung