Im letzten Jahr hatte ich irgendwie keine Zeit für eine weitere Etappe meines Projektes der Kantonsgrenzenumfahrung von Solothurn. Da muss in diesem Jahr was gehen, sonst werde ich nie damit fertig. Ein Pfingstsonntag ist dazu ideal, weil ich den Montag zum Ausruhen habe, denn bekanntlich beginnen diese Etappen erst so richtig, wenn die Krämpfe in den Oberschenkeln zucken – heute würde es nicht anders werden. Ausgangspunkt ist das Dorf Langenbruck hinter der ersten Jurakette. Zuerst fahre ich nach Bärenwil hoch, um noch ein Stück Grenze bis zu Etappe 8 zu vervollständigen.
Wieder in Langenbruck muss ich erst an den Ausgangspunkt der eigentlichen Tour fahren, nach Liestal. Von dort werden ich der Kantonsgrenze Solothurn – Basel Landschaft quer über den zerfurchten Jura zurück an den Ausgangspunkt folgen. Zum Einwärmen gibt es einige Höhenmeter rauf zum Oberen Hauenstein. Die Route liegt an der historischen (römischen) Achse vom Schweizer Mittelland durch die diversen Kluse nach Basel. Ein gut bewachter Durchgang ist beispielsweise Waldenburg. Bis hierher führt ebenfalls die (noch) Schmalspurlinie der Waldenburgerbahn.
Entlang dieser Bahn radle ich durch eine interessante Landschaft bis nach Liestal (327m). Zum Glück wird der Radverkehr auf kleinen Wegen abseits der breiten Strasse durch Tal geleitet. Etwas erstaunt bin ich über zwei Kantonspolizisten, die hier frühmorgens am Pfingstsonntag bereits Geschwindigkeitskontrollen machen. Da hat man es wohl auf die vielen Motorradfahrer abgesehen, die den heutigen schönen Tag für Ausfahrten über die kurvigen Jurastrassen nutzen. In Liestal wird am Bahnhof eingekauft und gefrühstückt. Danach folgt ein flowiger Trail entlang des Summerholden bis nach Neunuglar, wo ich endlich auf die Kantonsgrenze treffe.
Der Orisbach bildet ab hier die Grenze, bevor sie bei Lupsigen bis zur Schneematt aufsteigt. Dabei treffe ich auf den ersten Grenzstein des heutigen Tages, halb im Waldboden versunken. Ab hier scheint man den Grenzverlauf mit dem Lineal gezogen zu haben, was angesichts der stark gekammerten Landschaft ziemlich erstaunt. Für mich heisst das die steilen Juraflanken immer wieder im Zick-Zack zu überwinden. So fahre ich hinauf zum Chöpfli (756m) des Holzenbergs.
Die Höhenmeter werde gleich wieder in einer Abfahrt zum Engnis Strick vernichtet, einen kurzen spassigen Singletrail inklusive. Juratypisch wird der Durchgang nach Bretzwil durch eine Panzersperre gesichert und auf beiden Talflanken sitzen die dazugehörenden Bunker. Wer mit offenen Augen rumfährt, trifft überall auf die Betonzeugen der Vergangenheit.
Wie erwähnt ist die Kantonsgrenze heute nicht so sichtbar wie auch schon. Sobald sie mehr einer Luftlinie als einer Geländemarke folgt, wird es schwierig. Zum Glück habe ich die Grenze als Track ebenfalls auf dem GPS und kann so ihren Verlauf im Gelände erahnen. Trotzdem gibt es an markanten Punkten immer wieder mal einen jahrhundertealten Grenzstein zu sehen. Manchmal ist die Grenze auch sehr offensichtlich – scheint doch der Kanton Basel Landschaft Geld für Bürgersteige zu haben und der Kanton Solothurn nicht. 😉
Wie immer auf diesen Touren gibt es abenteuerliche Abschnitte. Meist sind es jene Strecken, die nicht als Wanderwege beschildert sind und so kämpft man sich öfters durch meterhohes Gras und durch dichtes Gestrüpp. Auf der Suche nach der Grenze fahre ich rund um den Brang bis zum schönen Wegkreuz beim Punkt 770. Etwas weiter geniesse ich beim Häxenblätz die Aussicht auf das mir unbekannte Tal von Bretzwil und esse das Mittagssandwich auf einem Bänkli.
Und genau dorthin geht es runter auf 637m, nur um auf der anderen Talseite den nächsten Jurariegel zu bezwingen, währendessen die Grenze selber lässig im ‚Direktflug‘ schnurgerade von der einen auf die andere Talseite zieht. Beim Punkt 917 auf dem Riedberg habe ich den Grenzstein wieder eingeholt – nun bereits mit den ersten Müdigkeitserscheinungen in den Beinen.
Die Landschaft wird zunehmend einsamer und ich umfahre die Ämmenegg durch eine Schlucht (mit einem tollen Wasserfall). Hier gräbt sich der Chollochbach stetig durch den Jurakalk. Umso erstaunlicher in dieser verlassenen Gegend auf eine alte Fahrstrasse zutreffen, die zuerst mit einem Tunnel durch einen Felsriegel führt und danach hoch oben einer Felsflanke entlang führt und schliesslich im nichts bei der Fäldmenegg endet – komisch. Die Gegend des Nunningenberg zwischen Portiflue, Hirnichopf und Ämmenegg muss ich mir für eine längere Wanderung merken.
Wieder aus dem Wald schweift der Blick beim Punkt 961 zwischen Ulmettli und dem Hof Ulmet über ein Gewirr aus Gräben, schroffen Fluhen und grünen Wiesen. Beim Hof hat es ein grosses Pfingstlager und es freut mich, dass diese Tradition bei der heutigen Jugend immer noch besteht. Ob die wohl auch mit dem Velo ins Pfila fuhren?
Soweit zum ersten Teil – der zweite folgt sogleich – härter, schroffer, steiler…
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interssant was man da alles erfährt, den Summerholden fahre ich schon jahrelang, wusste aber bis dato nicht dass der so heisst, für mich sind das einfach die Oristrails. übrigens werden die im moment gerade „geshappt“ und in der anderen Richtung, nach Liestal, ein richtiger Speed Trail mit ultra – Flow…
Ich kenne die lokalen Namen der Trails natürlich nicht und nehme einfach die Flurnamen aus der Landeskarte. Ihr habt da aber schon eine tolle Gegend rund um Liestal!
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interessantes projekt, da bist du ja quasi fast an meiner haustür vorbei gefahren. über die Schneematt führt eine meiner standard-feierabendrunden. auf alte befestigungsanlagen stösst man hier überall, stichwort Fortifikation Hauenstein.