Heute Freitag war ich wieder mal beruflich in der Innerschweiz und konnte eine wunderbare Feierabendrunde fahren, welche ich schon länger auf der Liste hatte. Start ist bei der Talstation der Dallenwil – Niederrickenbach Seilbahn. In wenigen Minuten fährt man von 502m auf 1158m über Meer. Heute hat es viele Gleitschirmflieger in der Gondel, die ebenfalls den schönen Abend geniessen wollen.
Oben angekommen, bestimmt das Benediktinerinnen-Kloster die Landschaft. Interessant, hier oben ein Kloster hinzubauen. Na Ja, mit einer solchen Aussicht in die Ob- und Nidwalder Landschaft lässt es sich gut leben. Unterhalb der Musenalp, die meine Generation natürlich an die Jugend und die legendäre Musenalp-Express Jugendzeitschrift erinnert, radle ich stetig aufwärts bis zur Alp Ahorn.
Ab hier gibt es nur noch einen Wanderweg, der aber mindestens im unteren Teil spezifisch für Mountainbiker ausgebaut wurde. Leider ist er in dieser Richtung nur für Biker mit sehr starken Beinen fahrbar. Ich muss einige Höhenlinien bis Marchboden und dann noch das letzte Stück zur Bärenfallen (1580m) schieben. Auf dem Weg hoch werde ich von einer jungen Mutter angeschnauzt, die mit ihrem störrischen Kind kämpft, das partout nicht mehr laufen will und den Tragekorb bevorzugt. Na Ja, ich machte eine gutgemeinte Bemerkung, was Sie zu einer Tirade gegen Mountainbiker nutzte – ist mir so noch selten passiert.
Bei Bärenfallen sieht man das erste Mal auf den Vierwaldstättersee hinunter – wie immer ein grandioser Anblick. Etwas weiter beim Punkt 1601 liegt die Beckenrieder Alp dem Mountainbiker zu Füssen und ab hier hat man die Routenwahl. Anstatt in Richtung Klewenalp zu fahren, mache ich einen kleinen Abstecher zur SAC Hütte Brisenhaus. Etwas irritierend ist das Fahrverbot bei der Obere Bühlhütte. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass damit Mountainbiker gemeint sind, führt doch ein etwa 4 Meter breiter Kiesweg ab hier zum Sätteli hinauf und weiter zum Brisenhaus.
Die Brisenhütte liegt völlig verlassen in der Landschaft und so treffe ich niemand, der sich am Mountainbiker stören könnte. Mir gefallen die schönen Felsformationen, die grünen Wiesen und der weite Blick. Schade nur, dass es tatsächlich nichts zu trinken gibt.
Auf dem gleichen Weg geht es wieder zurück in Richtung Sätteli (1757m), wo die grosse Abfahrt bis hinunter zum See beginnt. Zuerst fahre ich auf Schotter durchs Ängiloch und weiter quer hinüber ins Isital. Die Schatten werden länger und ich gebe an einigen Gegenanstiegen etwas Gas. Der Weg zurück zum Auto rund um das Buochserhorn ist noch weit.
Bei Ronen ist die Bikestrecke mit der Farbe schwarz deklariert und nur ‚für geübte Biker‘ ausgewiesen. Der Beginn ist harmlos und ein rassiger Singletrail führt ins Choltal. Die Serpentinen entlang des Ängibachs sind dann aber nicht ohne und ich muss öfters absteigen. Weiter unten wird der Trail wieder fahrbarer und bietet steinig – wurzligen Fahrspass.
Es folgt ein Highspeed-Strässchen aus dem Tal raus und runter nach Emmetten. Meine Bremsen hören sich gar nicht gut an. Da scheint Metall auf Metall zu schleifen. Zum Glück bin ich in Emmetten wieder in bekannten Gefilden und so wusste ich genau, wo ein schönes Plätzli zum Wechseln der Bremsbeläge ist.
In der untergehenden Sonne hole ich mir schmutzige Finger, dafür die nötige Bremspower für die weitere Abfahrt nach Beckenried. Die Bikeübungen im angrenzenden Wald von Lukas Stöckli lasse ich heute aus Zeitgründen weg und biege schliesslich auf den Seeblicktrail ein, der in direkter Falllinie runter zum See führt.
Leider bin ich hier mit meiner Fahrtechnik ziemlich überfordert. Die Strecke ist wirklich sehr schwierig, obwohl nur für Mountainbiker gebaut. Zudem sehe ich in der tiefen Sonne nicht mehr wirklich viel. Etwas frustriert stolpere ich die Piste runter, bis es wieder fahrbar wird. Doch bei einem solchen Ausblick kommt die gute Laune schnell wieder zurück.
Der Rest der Tour führt via Radwege dem See entlang über Beckenried – Buochs – Oberdorf zurück zum Auto. Zum Glück habe ich für den letzten Abschnitt in der eindunkelnden Nacht genügend Licht am Bike.
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Fazit: Für eine Feierabendrunde eine etwas zu anspruchsvolle Biketour. Nimmt man die Seilbahn zum Aufstieg, wird man mit vielen Höhenmetern Abfahrt und perfekten Aussichten auf den Vierwaldstättersee belohnt.
Statistik Tour: 39 km, ca. 1032 Höhenmeter, Fahrzeit 3:19h