Downhill nach Martigny via den Pierre Avoi !

Heute fahre ich zurück nach Hause, jedoch nicht ohne eine weitere Tour von meiner ‚To Do Liste‘ zu streichen. Es ist die legendäre Abfahrt vom Pierre Avoi bzw vom Col du Lein nach Martigny. Die erste Herausforderung ist eine logistische. Ich deponiere erst das Mountainbike etwas versteckt auf dem Parkplatz des Terminals bei Le Châble. Im Moment ist hier eine riesige Baustelle um die Gäste künftig effizienter nach Verbier zu transportieren. Anschliessend fahre ich mit dem Auto runter zum Bahnhof Martigny-Bourg, parkiere und fahre mit Zug und Bikeausrüstung für 4.90 CHF zurück nach Le Châble.

Die Seilbahn katapultiert anschliessend Bike und Mann für 20 CHF via Verbier nach les Ruinettes (2192m). Irgendwie werde ich aus der Preisstruktur der Bahnen Verbier nicht ganz schlau und die Information vor Ort ist echt verwirrend. Aber die Aussicht auf über 2000 Höhenmeter Abfahrt sind mir die 25 CHF allemal wert. Es folgt der aus früheren Touren bekannte, wohl schönste Panoramafeldhöhenweg der Schweiz hinüber zum Croix de Coeur. Wunderschöne violette Blumen begleiten meine Fahrt.

Vom Croix de Coeur zur Bergstation Savoleyres (2345m) ist ‚Bike schieben‘ angesagt. Man mag über die Skigebiete im Sommer denken was man will, eines ist klar, nur deswegen kann man hierhin biken. Das Panorama in Richtung Rhonetal wie in Richtung Val de Bagnes und Grand Combin bleibt  mit oder ohne Seilbahnen beeindruckend.

Es beginnt die eigentliche Tour zum Pierre Avoi, einem steil aufragenden und weitherum sichtbaren Felssporn ob Verbier bzw Saxon. Ein schöner Trail führt zum Col de la Marlene. Wer will, kann nun das Mountainbike zum Pierre Avoi rauftragen, was zwei Biker vor mir tun, oder aber den handtuchbreiten Singletrail durch die Südflanke des Berges nehmen. Ich würde unbedingt die zweite Variante empfehlen.

Ein weiterer Mountainbiker überholt mich und zeigt mir einmal mehr, was mit Fahrtechnik und harten Waden so alles fahrbar wäre. 😉 Glücklicherweise bin ich nicht auf der Jagd und nehme es etwas gemütlicher. Ganz ohne Tragepassage kommt man nicht aus (gut so, das hindert die E-Biker daran diese Tour zu fahren). Unterhalb der Comba Plâne muss das Bike für ca. 50 Höhenmeter auf die Schulter.

Auf der Comba Plâne (2325m) lege ich bei einer Ruine etwas windgeschützt eine Pause ein. Rechts gut sichtbar der Pierre Avoi auf dessen Besteigung ich verzichte, die Aussichten ins Unterwallis sind schon imposant genug. Die folgende Abfahrt durchs Grand Luy ist für mich nur teilweise fahrbar und ich steige einige Male ab.

Nach etwas Strecke auf Schotter beginnt unterhalb von Les Blisiers auf ca. 1840m der Trailspass. Mal auf Schotter, mal auf Singletrails, mal auf Waldwegen fährt man rassig runter zum Col du Lein. Nebst der Buvette springen der grosse Brätliplatz und das kleine Hochmoor ins Auge. Der Ort scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. In der Nähe verläuft der Sentier des Mines, welcher Informatives über den frühen Bergbau in dieser Gegend vermittelt. Ein Schild weist zudem auf drei lokale Biketouren hin: Col des Planches Bike Nr 778, Levron Bike Nr 779 und Vens Bike Nr 780.

Der Singletrailanteil wird deutlich grösser und in beinahe direkter Linie führt der alte Wanderweg quer durch die ganze Bergflanke runter nach Martigny. Immer wieder wechselt der Untergrund und je tiefer man kommt umso kniffliger wird die Strecke. Im unteren Teil bin ich über den Schwierigkeitsgrad etwas erstaunt – der Trail ist an einigen Stellen abgerutscht und im steilen Gelände sind keine Fehler erlaubt. Darüber wird in den Tourenberichten in den Magazinen und im Internet wenig gesprochen und ich könnte mir vorstellen, dass da der eine oder andere Hobbybiker an seine Grenzen kommt.

Der Trail zeigt ebenfalls deutliche Spuren von Überbeanspruchung durch Mountainbiker. Ausgefahrene natürliche Wallrides in jeder dafür geeigneten Kurve sind Zeichen dafür. Hoffentlich kümmert sich jemand um die Instandhaltung, ansonsten diese tolle Abfahrt nicht mehr lange bestehen dürfte. Zum Schluss gibt es noch einen flachen Singletrail entlang des Canal de Guercet, vorbei am römischen Amphitheater, zurück zum Parkplatz beim Bahnhof.

Fazit: Eine Traumtour welche mit (oder ohne) Liftunterstützung sowohl vom Panorama, wie auch von der Abfahrt her weit oben in der Bestenliste der Region fungieren dürfte. Für mich war das genau der richtige Abschluss meiner kurzen Bikewoche im Val Ferret.

Statistik: 22.6 km, ca. 323 Höhenmeter, Fahrzeit 2:16 h, 2014 Höhenmeter Abfahrt

4 Kommentare zu “Downhill nach Martigny via den Pierre Avoi !

    1. Spoony Beitragsautor
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      Sei doch nicht so empfindlich, ich hab doch nichts gegen e-Biker. Meine Frau hat ja auch eins. War nur ein Spruch, der eben die Realität im Gelände darstellt. …und keine Angst, die Zeit wo ich hier die Touren mit einem E-MTB fahre kommt jedes Jahr näher! 😉

  1. ROTSCHER
    Antworten

    Ja, super Tour über den Pierre Avoi. Der Bergzahn ist einfach wunderschön.
    Die Abfahrt bin ich letztes Jahr auch gefahren. Sie ist in der Zwischenzeit sehr bekannt, womit natürlich auch der Untergrund leidet. Die hohe Frequenz vom Trail, verdankt er trotz ein paar Höhenmeter Biketragen, den Bergbahnen. Man kommt zu einfach zum tollen Abfahrtsspass. Auch im Wallis müssen sie langsam begreifen, dass man durch die Biker nicht nur verdienen kann, sondern auch etwas davon wieder in den Unterhalb investieren muss.

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