Erster Tag unserer Bikeferien, grandioses Wetter, das ganze Umfeld in Torbole und in unserem Hotel hat nur eine Botschaft: Mountainbiken! Am Gardasee wird man buchstäblich von Mountainbike-Angeboten und Mountainbiketouren erschlagen und da ich das Revier nicht persönlich kenne, bin ich auf der ersten Tour mal vorsichtig. Ich habe ja meine liebe Frau mit dem e-Bike dabei und möchte ihr den Spass nicht mit einer unfahrbaren Tour verderben. 😉 So wähle ich die Angewöhnungstour 750 Marocche, angereichert mit einigen Tracks aus dem Internet.
Auf dem Radweg fahren wir entlang der Sarca ins Dorf Arco. Der erste Eindruck ist klar – hier haben nicht die Mountainbiker, sondern die Kletterer ihr Hauptquartier. In der Altstadt reiht sich ein Outdoor-Shop an den anderen. Während meine Frau auf eine kurze Shoppingtour geht, geniesse ich den italienischen Kaffee auf dem Dorfplatz. Arco ist angelehnt an eindrucksvolle Kletterfelsen, die in mir Erinnerungen an die Felsen in Krabi, Thailand, aufkommen lassen. Nicht weniger beeindruckend ist die Burg, die hoch über dem Ort auf einem Felssporn thront.
Wir fahren weiter der Sarca entlang auf einer abgelegenen Nebenstrasse ohne jeglichen Verkehr. Links und rechts des Weges blüht der Frühling in voller Pracht. Wo es keine Reben hat, hat es sicher Apfelkulturen, welche aktuell in voller Blust sind.
Die Touren im Trentino und speziell im Raum Gardasee sind hervorragend ausgeschildert. Ich bin trotzdem froh um mein GPS. Auf der Höhe von Dro verlassen wir die Teerstrasse und durchqueren auf Schotterwegen idyllische, uralte Olivenhaine. Der Naturgenuss wird nur durch das Crossodromo ‚Il Ciclamino‘ unterbrochen, wo man etwas Lärm und Motorradabgase schnuppern kann (was auch seinen Reiz hat). 😉
Wir sind nun mitten im sogenannten Marocche, einem relativ jungen Bergsturzgebiet von riesigen Ausmassen. Vor einigen Tausend Jahren kam hier der ganze Berghang runter und füllte das halbe Tal. Viele der Felsblöcken sind noch heute kaum überwachsen und die Abrisskante am Berg ist gut sichtbar. Geologisch ist die Gegend sowieso interessant und ein Werk des Etschgletschers, der sowohl für das Tal, die senkrechten Kletterwände und den Gardasee selbst verantwortlich ist. Der Ort ist Anschauungsunterricht dafür, was passiert, wenn sich grosse Gletscher aus den Tälern zurückziehen und die Talflanken nicht mehr stützen.
Nach einigen Singletrails und mehr oder weniger steilen Schotterstrassen erreichen wir Pietramurata, dem Wendepunkt unserer heutigen Tour. Es ist 28° C und für den April ganz schön heiss. Die Suche nach einem Restaurant ist leider vergebens und so kaufe ich im lokalen Kiosk neben der Kirche etwas Wasser ein.
Der Rückweg folgt auf dem Radweg Valle di Sarca bzw Valle di Laghi. Der Radweg ist eigentlich eine Radautobahn und entsprechend ausgebaut. An diesem Tag sind echt viele Radler und Mountainbiker unterwegs, wie im ganzen Gebiet des Gardasees. Etwas Aufmerksamkeit und vorsichtiges Fahren ist ratsam. Zum Glück haben die Biker von Dro parallel zum Radweg einen tollen Singletrail in die Büsche geschaufelt, den wir natürlich zu 100% mitnehmen.
Da wir etwas ausgehungert und durstig sind, kommen zwei Besenbeizen wie gerufen. Wir halten und rasten gleich bei beiden und geniessen die schöne Szenerie. Die erste ist die Bike&Wine Bar ausserhalb des Dorfes Dro. Es stehen bereits wohl hundert Mountainbikes im Garten und ein Sitzplatz ist nicht zu ergattern. Meine Frau isst etwas Kleines und ich geniesse ein kühles Cola. Etwas weiter, in der Nähe von Arco, lockt der Chiosco per Matteo zur Einkehr. Direkt an der Sarca satteln wir auf ein grosses kühles IPA Bier um und schauen dem Treiben zu.
Nach Arco verlassen wir die offizielle Route und fahren links der Sarca durch Reb- und Apfelplantagen in Richtung Torbole. Eine alte Schotterstrasse klettert die Bergflanke nach Nago empor, mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht auf den Gardasee und den Monte Brione schöner. Höhepunkt ist der Aussichtspunkt an der Hauptstrasse Nago – Torbole.
Da unser Hotel in einem kleinen Tal zwischen Nago und Torbole liegt, schleichen wir uns quasi ‚von hinten‘ an. Dazu durchqueren wir das mittelalterliche Dorf Nago und steigen bis zum Übergang zwischen den Hügelketten. Mittlerweile schleift bei meiner Vorderradbremse so penetrant Metall auf Metall, dass ich kurz die Bremsbeläge wechseln muss. Gute Idee, denn es geht steil runter zum Busatte Aventure Park. Hier ist an diesem schönen Sonntag die Hölle los und kaum ein Quadratmeter nicht zugeparkt. Wie auch immer, die Aussichten sind top!
Gemütlich lassen wir es ausrollen und klingen die Tour bei Bier und Chips in der Bar alla Sega am Strand von Torbole aus. Wenn die ganze Woche wie diese Tour wird, dann wird es top!
Statistik: 30.8 km, ca. 885 Höhenmeter, Fahrzeit 3:44 h