Das Ti29-40 will wieder bewegt werden. Auf meiner Tourenkarte über die erste Jurakette hat es noch viele weisse Flecken. Ich bin im Entdeckermodus und fahre durch den Rüttenenwald in Richtung Balmberg. Kürzlich stand in der Zeitung, dass der bekannte Weg zwischen Niederwiler Stierenberg und dem hinteren Hofbergli beim sogenannten ‚Gschliff‘ nicht mehr gegen Steinschlag gesichert werden kann. Das wäre für die Mountainbike Route über die erste Jurakette ein echtes Problem, da der Weg über den Chamben wenig fahrbar ist.
So schaue ich mir heute die Variante via die Längmatt an (hier geht ebenfalls die steile temporäre Umleitung des Wanderweges durch). Wie befürchtet ist der Weg durch die Gräben leider ein Murks, wenn auch machbar. Während rund der Hälfte der Strecke ist schieben angesagt. Zusätzlich ärgern mehrere Viehzäune beim Längmatthof (Bevor es hier eine Polemik gibt – immer alles aus der Ego-Sicht des Mountainbikers). 😉
Ich kehre zu einer Erfrischung im Hinteren Hofbergli ein, die brauchen die Gäste. Das nächste Abenteur heisst Horngraben: Dieser durchschneidet schräg abfallend die ganze nördliche Juraflanke vom Rüttelhorn bis nach Matzendorf. Im Internet habe ich nichts zur Fahrbarkeit mit dem Mountainbike gelesen und ich stelle mich auf eine grössere Bergab-Tragetour ein. Erst muss ich jedoch zum Einsteig kommen. Ich versuche den direkten Weg und fahre durch eine Kuhmatschpiste der übelsten Sorte – lehmige, schleimige Gülle. Bähhh! Da würden sich die zusätzlichen Höhenmeter via Hinteregg lohnen.
Kurz vor dem Einstieg in den Horngraben kommen mir tatsächlich zwei schiebende Biker entgegen. Es gibt also noch Verrücktere als ich, weil das Bike den Horngraben raufzuwuchten scheint mir relativ sinnlos. Auf dem Hirschmätteli bewundere ich die aus der saftigen Wiese spriessenden Pilze. Danach geht es los – ein Schild warnt ausdrücklich vor dem rot-weissen Bergweg – die Spannung steigt.
Nach wenigen fahrbaren Metern folgt eine eindrückliche Felsenschlucht und eine Treppe über welche das Bike getragen werden will. Danach beginnt zu meiner Überraschung der Spass. Der Rest der Abfahrt ist kein Flowtrail, jedoch mehrheitlich fahrbar. Im unteren Teil des Grabens wartet mit der St. Antonius Kapelle ein echter Pilgerort. Die leicht mystische Umgebung lädt zu einer kleinen Pause ein. Die Abfahrt nach Matzendorf war über den Pilgerweg geplant, ein explizites Bike- und Reitverbot hält mich davon ab.
Beim ‚Eisenhammer‘ habe ich die Talsohle des ‚Thal‘ erreicht. Die Flurnamen sagen viel über die Geschichte der Region aus: Schmelzi, Eisenhammer, Kalkofen und Cholgrueben. Matzendorf war schon früh ein Zentrum der Industrialisierung. Ich habe keine Zeit für historische Erkundungen und wende mich der zweiten Jurakette zu – dem Aufstieg zum vorderen Brandberg. Auf halber Höhe, kurz nach Mittag, bricht der Regen aus den dunklen Gewitterwolken. Fortan habe ich die persönliche Regenwolke über mir obwohl im ganzen Mittelland die Sonne scheint. Zum Glück bin ich minimal ausgerüstet und komme einigermassen trocken in Richtung Wolfschlucht.
Das nächste Ziel ist das Bäreloch, eine riesige und gut sichtbare Höhle oberhalb von Welschenrohr. Der Fluhweg, ein Wanderweg entlang der steilen Felswand, entpuppt sich als technisch interessanter Singletrail mit einigen unfahrbaren Passagen. Unterhalb des Bärelochs lasse ich das Mountainbike stehen und wandere den ausgesetzten Weg hinauf zu Höhle.
Das Bäreloch hat beeindruckende Felsformationen und Felsbögen, die entfernt an den Arches Nationalpark erinnern. Eindrücklich ist ein hoher Baum, der in der Höhle steht und via ein Felsloch durch die Decke ans Tageslicht findet. Ich lasse die Szene auf mich wirken – ein schöner Ort!
Angesichts des Regens verzichte ich auf den ursprünglichen Plan via Malsenberg nach Gänsbrunnen abzufahren. Die einfache, aber nicht minder mühsame Variante, führt runter nach Welschenrohr und auf der leicht ansteigenden Hauptstrasse zum Bahnhof Gänsbrunnen. Der Rest ist Standard – ab durch den Tunnel und von Oberdorf nach Hause.
Statistik: 47.8 km, ca. 1449 Höhenmeter, Fahrzeit 05:02 h
Im Hinteren Hofbergli kehrten blackCoffee und ich kürzlich auch ein als wir in deinem homerevier unterwegs waren, ein schönes plätzchen dort oben und das zvieriplättli mundete auch vorzüglich 🙂 Zum Bärenloch haben wir noch rüber geschaut und gerätselt, schön hier jetzt auch reinschauen zu können, muss ich auch mal einen besuch abstatten.