Nachdem gestern eine offizielle Bikeroute die Erwartungen erfüllt hat, wage ich mich heute mit Frau mitsamt e-Bike auf die Tour 351 – Vicania Bike. Die Route führt rund um die Monte Arbòstora Halbinsel südlich von Lugano. Erst müssen wir von Tesserete nach Lugano kommen. Wir fahren erneut zum Schwimmbad, am kleinen Pumptrack vorbei, rauf zum historisch interessanten Torre di Redde mitten im Wald.
Ich zeige meiner Frau kurz die Kirche und die Aussicht in Comano bevor wir alternativlos die Hauptstrasse runter zum Bahnhof von Lugano nehmen. Ein Tunnel am Strassenrand gibt erste Hinweise auf die ehemalige Lugano – Tesserete Bahn, dazu mehr später im Beitrag. Das Häusermeer von Lugano lässt sich übrigens kaum abseits nicht befahrener Strassen durchqueren, was echt schade ist.
Wenige Ampel später sind wir in Lugano Paradiso (279m) und nach einigen Höhenmetern macht das Panorama dem Ortsnamen alle Ehre. Bei der Talstation der San Salvatore Bahn beginnt die eigentliche Vicania Bike mit einem Aufstieg durch das Villenquartier nach Pazzallo (421m).
Es folgt ein längerer Singletrail durch den Wald bis hinauf nach Carabbia (518m). Entgegen der Annahme führt der (breite) Singletrail nicht nur bergauf, sondern auch bergab. Flowige und steinige Passagen wechseln sich ab. Die Strecke wird in beide Richtungen befahren und am Ende bin ich mir wirklich nicht sicher, welche Richtung den die Bessere ist.
Nach Carabbia tauchen wir in den nächsten, noch längeren Singletrail ein, der sich durch die ganze Flanke des Cima Pescia zieht. Typisch Tessin fährt man durch mehr oder weniger lichten Wald, der aber trotzdem dicht genug ist um jede Aussicht auf den See zu verhindern. Plötzlich kracht es hinter mir und meine Frau folgt nach wenigen Minuten mit leicht geschocktem Gesichtsausdruck. Ein Baum scheint ziemlich zufällig auf den Weg gefallen zu sein und das ohne Wind. Glück gehabt!
Mitten im Wald öffnet sich plötzlich die Lichtung der Alpe Torello (526m). Wir rasten kurz, geniessen die Aussicht und wundern uns über die grosse Kirche im Nirgendwo. Ein Blick ins Internet bringt die Lösung, es handelt sich um ein im 14. Jh aufgegebenes Kloster. Nach einem kurzen e-Bike-Stufen-Tragen geht es auf Schotter- und Waldwegen rund um den Monte Abòstora zur Alpe Vicania (659m), tolle Ausblicke auf den Lago inklusive.
Im Ristorante Vicania wollten wir einkehren, an Auffahrt war das leider schwierig. Da man mit dem Auto raufkommt, war die Terrasse gut mit ‚Städtern‘ besetzt. Mehr störte uns, dass wir als Mountainbiker wie Gäste zweiter Klasse behandelt wurden und zwei Mal aus fadenscheinigen Gründen von einem nichtmarkierten Tisch weggewiesen wurden um irgendwelchen gutangezogenen Schnöseln Platz zu machen. Wegen dem Hunger und Durst sind wir geblieben und haben schliesslich doch noch etwas bekommen.
Ein teilweiser steiler Schotterweg führt hoch über Morcote via Baslona zurück in Richtung Lugano, diesmal mit dem Blick nach Osten. Auf der anderen Seite des Sees liegt Brusino und der Monte San Giorgio. Im botanischen Garten von San Grato wird der Boden fluffig und wir tauchen in ein exotisches, mediterranes Pflanzen- und Blumenmeer ein.
Beim Ristorante San Grato muss man einfach anhalten – die Aussicht zum Damm von Melide und nach Norden über den See und den San Salvatore ist einfach zu schön. Zudem gibt es eine öffentliche Toilette und das nächste Mal werden wir hier etwas Essen. Das Lokal erscheint uns einiges sympathischer. Die Tour ist noch nicht zu Ende. Über steile Strässchen und einen alten Weg fahren wir via Carona – Ciona runter zum See.
Anzumerken ist die fantastische Lage des Schwimmbades von Carona. Wir lassen den letzten Trail nach Pazzallo aus und nehmen die Strasse. Ein mehr oder minder markierter Radweg führt entlang der schönen Uferpromenade ins Herzen von Lugano (272m), wo wir an einer kleinen Bar das verdiente Bier trinken. Zurück nach Tesserete habe ich keine Lust auf Hauptstrasse und so fahren wir erst auf dem Radweg entlang des Cassarate. Beim Piano Stampa geht es nach Westen den Berg hinauf nach Canobbio (401m). Dabei ist das ultrasteile Strässchen ein echter Absteiger-Test während mich meine Frau mit dem e-Bike wieder mal lächelnd überholt. 😉
Auf der aktuellen Landeskarte nicht ersichtlich ist der im letzten Jahr eröffnete Radweg auf dem alten Trassee der Lugano – Tesserete Bahn. Der Weg beginnt in Canobbio und führt über alte Brücken und neue Quartiere durch den Wald bis direkt vor unser Hotel in Tesserete. Dabei wurden keine Kosten gescheut und entlang der Trassee sind Schautafeln zur Geschichte der Bahn angebracht. Wie immer bei solchen Wegen – superfahrbare Steigung.
Fazit: Erneut eine sehr schöne Tour mit viel Asphaltanfahrt aber auch, für eine offizielle Bikeroute, sehr viel Trailanteil. Ein alternative Variante gibt es bei der Ride.
Statistik: 49 km, ca. 1159 Höhenmeter, Fahrzeit 4:26 h
Hallo Spoony, es hat mich gefreut das Dir (Euch) meine ehemahligen Heimattrails gut gefallen hatten. Ich lebte hier gut 43 Jährchen, 29 in Pazzallo, arbeitete 25 Jahre an der San Salvatorebahn, darnach in Lugano bis zu meiner Pension. Mein , unserer neuer Lebensort ist jetzt in Spanien in Alicante und komme in die CH in die Ferien…
Hoi Shilaty
Toll wieder etwas von dir zu hören. Ich hatte bei unserem Aufenthalt im Tessin an dich gedacht und schon befürchtet, dass es dich (im Internet) nicht mehr gibt. Freut mich, dass du (ihr) in Alicante den Ruhestand geniessen könnt.
Alles Gute
Spoony
freue mich ausserordentlich über deinen tollen bericht über mein ticino revier. tja das vicania… 🤔
Haben wir vor etwa fünf Wochen auch gemacht,die erfahrung in der Alpe Vicania haben wir auch gemacht,sehr schade war die Alpe doch früher ein richtiger Geheimtip🤔
Danke für die Bestätigung, ich bin ja sonst eher zurückhaltend mit Kritik, aber da haben wir uns echt nicht sehr willkommen gefühlt.