Am letzten Tag des langen Auffahrts-Weekends im Tessin zog es uns ins Malcantone. Ich wollte gerne den Trail entlang der Tresa im Val Tresa befahren. Das heisst ab Tesserete je 18 km An- und Rückfahrt. Entgegen der Origlio Bike fahren wir runter nach Taverne und dann auf dem Radweg entlang der Vedeggio bis Agno an den See. In Taverne die erste Überraschung, Verkehrskollaps auf der Kantonsstrasse und völlig entnervte Autofahrer.
Einige Meter weiter scheint der Grund klar – die Autobahn A2 ist in beide Richtungen gesperrt. Wir rätseln. Als dann schwarze Limousinen mit Helikopterschutz und Eskorte an uns vorbeirauschen ist alles klar – der US Aussenminister Pompeo besucht in Bellinzona Bundesrat Cassis und ist wohl auf dem Flughafen Agno gelandet. Ziemlich unglaublich, weil man am Sonntag nach Auffahrt dafür die Autobahn sperrt und weil das Polizeiaufgebot bis und rund um den Flughafen Agno schlicht gigantisch ist. Die armen Kerle hätten wohl an diesem schönen Sonntag Besseres zu tun.
Ob mein GPS wegen diesem Besuch keinen GPS Fix kriegt? Erst als ich später auf der Tour GLONASS und WAAS ausschalte, zeichnet das Garmin wieder auf. Ab Agno empfehle ich in jedem Fall auf der ausgeschilderten Bikeroute zu bleiben, die führt relativ elegant entlang des Sees bis Rompada. Die letzten zwei Kilometer nach Ponte Tresa sind dafür der Horror – enge Strasse und dazu noch das Trassee des Lugano – Tresa Bahn. Mit Blick auf die beiden Zollstationen machen wir eine verdiente Pause.
Es lohnt sich sowohl die Geschichte der Eisenbahn wie auch jene des wichtigen Grenzdorfes nachzulesen. So mit Hintergrundinformationen versorgt machen wir uns auf ins Kernstück unserer Tour. Durch den alten Stadtteil von Ponte Tresa gewinnen wir an Höhe und fahren auf einer wenig befahrenen Strasse durch alte Dörfer bis nach Castelrotto, scheinbar der Ursprungsort des Merlots.
Ich suche mir auf der Karte einen Weg runter nach Molinazzo di Monteggio. Der kurze aber knifflige Trail durch den Wald macht mir viel, meiner Frau weniger Spass. Dafür gibt es am Trail entlang der Tresa zurück nach Ponte Tresa gar nichts auszusetzen. Spannend ist auch der Grenzverlauf entlang der Tresa. Weder die Flussmitte, noch die alten Grenzsteine und schon gar nicht der Blick auf die Karte machen den Grenzverlauf eindeutig. Ich bin zudem über die Fliessrichtung der Tresa erstaunt und realisiere erst jetzt, dass die Tresa den Lago di Lugano zum Lago Maggiore in gefühlter falscher Richtung gegen Westen entwässert.
Leider nimmt noch ein kleines Unheil seinen Lauf. Nach langem Warten auf meine Frau fahre ich zurück und finde sie beim Sammeln von jungen Bambussprossen. Dabei knickt sie unglücklich mit dem Fuss ein und überdehnt die Bänder. Tapfer fährt sie noch 20 km zurück aber am nächsten tag kann sie kaum mehr gehen. Es folgen Krücken und zu Hause eine unfreiwillige Verlängerung der ‚Ferien‘ wegen Unfalls. Als Rache essen wir die wild gesammelten Sprossen in einem guten Curry. 😉
Nach einem Kaffeehalt auf der italienischen Seite von Ponte Tresa fahren wir noch einen Umweg über Caslano. In der herrlich gelegenen Osteria del Battello gibt es noch ein spätes Mittagessen. Genug Kalorien um die teils steile Rückfahrt via Lamone – Origlio – Vaglio nach Tesserete zu überstehen.
Fazit: Das Malcantone scheint einiges zu bieten und darf gerne ein nächstes Ziel sein – natürlich mit dem Monte Lema als must have!
Statistik: 51.3 km, ca. 549 Höhenmeter, Fahrzeit 3:14 h