Nach dem gestrigen Wandertag mit obligatem Muskelkater in ungewohnten Beinmuskeln, geht es heute nochmals auf die Trails von Samnaun und Ischgl. Ich bin alleine unterwegs und hänge einfach alles was ich die letzten Tage gefahren bin aneinander. Den Start kenne ich bereits im Schlaf – rauf auf den Alp Trida Sattel und runter auf dem Flowtrail zum orangen Sessellift.
Während ich auf der Bahn sitzend das Mountainbike studiere, fällt mir der fehlende Splint im hinteren Bremsbelag auf. Zu Hause analysiere ich die Fotos der vergangenen Tage und stelle fest, dass ich mindestens seit dem ersten Tag und 6000 Tiefenmetern so unterwegs bin. Jetzt wird mir ebenfalls klar, wieso sich die Hinterradbremse etwas ‚rucklig‘ anfühlte. 😉 Bremsbeläge kontrollieren vor jeder Mountainbike Tour – nun ja, machen müsste man es. Zum Glück ist die moderne Technik ziemlich idiotensicher. Wenigstens kann ich nun mal den mitgeführten Ersatzsplint nutzen.
Es ist noch früh am Morgen und auf dem Flimjoch sind nebst den üblichen Ischgl-Shoppingtouristen nur wenige Wanderer unterwegs. Die Gelegenheit um nochmals den Wanderweg vom Speichersee, über das Alptrider Eck, runter zum Alp Trida Sattel abzufahren. Mit etwas mehr Speed und keinen Wanderern ist der natürliche Trail nochmals eine Klasse besser.
Wieder den Flowtrail runter und rauf zum Flimjoch. Es folgt zum dritten Mal der Aufstieg auf der Landesgrenze zum Greitsspitz und entlang des epischen Grattrails zum Salaaser Kopf. Schon fast zum Ritual wird der kleine Znünistop am Gipfelwegweiser.
Etwas unterhalb des Salaaser Kopfes gibt es eine markante geologische Spezialität, die sogenannten Gipslöcher. Ich erkunde die beinahe vulkanisch anmutende Kraterlandschaft aus der Nähe. Die Murmeltiere scheinen den weichen Boden gerne für ihre Höhlensysteme zu nutzen.
Etwas unterhalb, im Ravaischer Salaas, liegt ein wunderschöner flacher See in der Berglandschaft. Die Ränder sind gesäumt von Wollgras, welches aus Prinzip tolle Fotosujets abgibt. Wenn sich dann noch die Landschaft im windstillen See spiegelt, sind tolle Bilder garantiert.
Ich wende mich wieder dem Trail zu. Die Strecke Ravaischer Salaas – Salaaser Eck – Planer Salaas und rauf zum Alp Trida Sattel bin ich noch nicht gefahren. Sehr flowig, mit einigen Gegenanstiegen, schlängelt sich der Singletrail durch die zwei Bergmulden. Auch diese Variante ist sehr empfehlenswert. Es folgt erneut die Flowtrail – Abfahrt zur Alp Trida und langsam haue ich so richtig rein und kenne jeden Stein und jeden Anlieger persönlich.
Auf dem Flimjoch angekommen, wende ich mich der österreichischen Seite zu. Gestern wurde hier noch geschaufelt, heute ist der neue Singletrail vom Flimjoch zur Idalpe geöffnet. Ich bin definitiv einer der ersten Mountainbiker, der den Trail befährt. Wie eine Murmelbahn schlängelt sich der meist breite Singletrail die Skipiste hinunter. Noch hat sich keine echte Spur gebildet und so ist es streckenweise etwas holprig. Im unteren Teil fährt man auf einem schmalen, griffigen Kiesband durch grüne Alpwiesen. Ein Retortentflowtrail für eine Retortengegend. Trotzdem genial!
Ich lasse mich von der Bahn erneut aufs Flimjoch shuttlen und fahre gleich hinüber zur Velillscharte. Voller Freude geht es ein weiteres Mal den Velilltrail runter nach Ischgl. Speziell der obere Teil macht extrem Laune und der untere Teil ist auch heute noch holprig steil. Ich verzichte auf das Wurzelmassaker und fahre auf dem Weg runter nach Ischgl.
Auf dem grossen Parkplatz am Dorfrand wurde bereits das Start- und Zielgelände des Iron Bike Ischgl aufgebaut. Ich schaue mich kurz bei den Ausstellern um – nichts was berichtenswert wäre. Am Samstag ist hier sicher einiges los. Die Bahn bringt mich in kürzester Zeit rund 1400 Höhenmeter nach oben zum Viderjoch.
Runter geht es auf dem gleichnamigen Flowtrail unterhalb der Sesselbahn zur Alp Trida. Langsam habe ich ein schlechtes Gewissen und es fehlen noch einige Höhenmeter. So fahre ich von der Alp Trida (2263m) hinauf zur Alp Bella (2385m). Nach diesem harten Anstieg kommt die Terrasse der bewirteten Alp für ein kühles Hopfengetränk einer unbekannten Biermarke gerade richtig .
So erfrischt geht es entlang eines Schneefeldes runter zur Unteralp und auf bekannten Singletrails bis nach Laret. Bei der Rückfahrt nach Samnaun Dorf kommt zum ersten Mal an diesem Tag das Adrenalin wieder etwas runter. Bei über 4500 Höhenmetern abwärts in guten drei Stunden ist das nicht erstaunlich. Nach diesem Trailoverload habe ich erstmal genug, man soll es ja nicht übertreiben. 😉
Statistik: 49.8 km, ca. 675 Höhenmeter, Fahrzeit 3:23 h, ca. 4514 Höhenmeter abwärts