Bormio: Wanderung zum Monte Scorluzzo !

Zusammen mit meinem Sohn steht heute eine Männerwanderung auf dem Programm, da bietet sich das ehemalige Frontgebiet aus dem 1. Weltkrieg auf dem Stilfserjoch an. Von Bormio fahre ich erneut die zahlreichen Kurven rauf bis zur Passhöhe auf den Umbrail (PS: Ein guter Tipp, da man bei Start ab Stilfserjoch am Schluss sonst die Passstrasse raufwandern muss). Von da geht es zum Warmwerden auf dem Schweizer Nachschubweg bis auf die Dreisprachenspitze. Ich habe habe bereits mehrfach auf meinen Biketouren über diesen besonderen Ort berichtet. Überall werden auf Schautafeln die Geschehnisse zwischen 1914 und 1918 erklärt und mit dem Gelände verbunden.

Wir wandern heute auf und rund um den 3094m hohen Monte Scorluzzo, der wegen seiner ‚Feldherrenposition‘ über dem Stilfserjoch und der Frontlinie eine besondere Bedeutung hatte. Sämtliche Informationen sind auf der Webseite des Vereins Stelvio-Umbrail zu finden.  Der Weg inklusive eines steilen Serpentinenabstieges ins Braulio-Tal ist im Netz ebenfalls als Mountainbiketour zu finden, jedoch (aus meiner Sicht gerechtfertigt) mit durchwachsenen Kommentaren.

Wir machen uns auf der hässlichen Schotterskipiste vom Stilfserjoch auf in Richtung Gipfel, der schon bald erreicht ist. Wir befinden uns hier auf der Seite von Österreich-Ungarn, das im Krieg den Gipfel unter Kontrolle hatte. Überall sind die Hinterlassenschaften des Krieges noch zu erkennen, wenn auch weniger gut wie auf der italienischen Seite. Grund: Die Italiener können einfach Trockenmauern für die Ewigkeit bauen!

Auf dem Gipfel geniessen wir die gute Aussicht und das Panorama auf die ganze Region und besonders runter ins Dreiländereck. Weiter geht es den flachen Bergrücken entlang, den Filone del Mot. Gut sichtbar die letzte österreichische Stellung, Resten des Drahthindernisses, gefolgt von wenigen hundert Metern Niemandsland und dann rein in die erste italienische Stellung. Da die Italiener am Vorderhang die Höhe nicht hatten, verwundern die umfangreichen, tiefen Schützengräben, teils überdeckt, nicht.

Es folgt das Highlight, das sogenannte Alpinidörfchen, auch ‚Kleines Machu Picchu‚ genannt. Am Hinterhang, ausserhalb der österreichischen Artillerie, schweben die Reste der Häuser eines grossen Lagers am steilen Hang. Hierhin lief die italienische Versorgung, über einen abenteuerlichen Weg durch die Felswand und mit einer Seilbahn. Sehr beeindruckend! Wir suchen etwas länger nach dem richtigen Weg runter auf die Piano di Scorluzzo, wo nebst weiteren Stellungen, die Natur uns wieder in die Gegenwart zurückholt.

Zum Abschluss wandern wir rund um einen weiteren Bergrücken des Scorluzzo und anschliessend im weiten Bogen runter zur Passstrasse und hinüber auf den Umbrailpass zum parkierten Auto. Eine wirklich tolle Tour für alle, welche nur ein wenig militärhistorisch interessiert sind. Mit dem Mountainbike würde ich sie nicht machen, da gibt es mit dem Goldsee und dem Forcola ganz andere Klassiker in der Region.

Statistik: 14 km, 3:30 h reine Wanderzeit, 993 Höhenmeter

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