Nationalpark Bike Etappe 3: Livigno – Zuoz !

Wir starten bei leichter Bewölkung und fahren erst durch das langezogene Livigno (1805m), bevor wir auf den Radweg ins Valle di Federia einbiegen. Obwohl ein improvisierter Wegweiser uns etwas anderes suggeriert, bleiben wir auf dem Wanderweg und nicht auf der Talstrasse. Auf der Pian dei Morti ein letzter Halt, bevor wir den Schotterweg zum Anstieg auf den Pass Chaschauna (2687m) in Angriff nehmen. Nomen est omen, die Auffahrt ist und bleibt mörderisch und der Pass ist in den letzten 17 Jahren nicht flächer geworden. Schon die ersten 100m sind kaum fahrbar, danach geht es mit Wille und Geknorze etwas besser.

Die zweite Hälfte des Aufstieges bis zum geschlossenen Rifugio Cassana ist dann sowieso nur noch eine Schiebestrecke. Wenigstens sieht man gut nach unten auf die zurückgelegten Höhenmeter und weitere bemitleidenswerte Mountainbiker. Gespannt bin ich auf einen e-Biker, der tatsächlich bis in die Hälfte alles fahren kann, dann leider zum Chrütlisammeln anhält. So sehe ich nicht, ob man per e-Bike den steilen Schotter fahren kann. Kurze Verschnaufpause beim Rifugio. Das Wegstück zur Passhöhe wurde neu angelegt und ist problemlos fahrbar, sehr schön.

Auf der Passhöhe zieht der Wind und wir verweilen nicht lange. Ich bin neugierig auf den neuen Flowtrail, der vor wenigen Wochen in den Hang gegraben wurde. Tatsächlich – ein wunderbarer Murmelbahntrail schlängelt sich die Bergflanke runter. Früher ging es, meist zu Fuss, in direkter Linie runter nach Margun. In weiten und kurzen Kehren geht es mit Flowgrinsen zur Alp Chaschauna (2208m) runter. Zwischenfazit: Der neue Trail wertet die Tour über den Chaschauna extrem auf!

Danach geht es auf einer endlosen Schotterstrecke bis Spinatsch, wo wir im kleinen Beizli beim Parkplatz (1690m) eine verdiente Glace essen. Leider habe ich bei der Punt Vaüglia verpasst die Talseite zu wechseln. Abseits der offiziellen Route kann man hier wohl auf Forststrassen und Singletrails der linken Talflanke entlang direkt nach Zuoz fahren. Da bleibt noch was für die To Do Liste. Wir fahren durch S-chanf auf den Dorfplatz von Zuoz (1716m), wo es im Hotel Chrusch Alva auf der schmalen Terrasse eine Portion Gnocchi und Ravioli gibt.

Damit haben wir genügend Futter um die letzten 100 Höhenmeter zum Hotel Castell (1802m) zu schaffen. Weil wir ‚von hinten‘ kommen, gibt es gar noch einen Singletrail direkt auf den Hotelparkplatz, wo die Limousinen stehen. Zwei, drei Worte zum Hotel im nächsten Beitrag, jetzt wird erst 4**** Wellness genossen. 😉

Statistik: 30.3 km, ca. 1066 Höhenmeter, Fahrzeit 3:36 h

Nationalpark Bike Etappe 2: Müstair – Livigno !

Wir starten nach einem guten Frühstück in Müstair (1274m) und wärmen uns bei blauem Himmel und der warmen Morgensonne bis Sta. Maria auf. Ein Stück auf der Hauptstrasse durch die engen Gassen bevor wir auf die Schotterstrasse nach Döss Radond (2236m) ins Val Vau einbiegen. Die ersten Höhenmeter folgen in direkter Linie der Aua da Vau und sind für nach dem Frühstück brutal steil.

Auf der Ebene von Vau (1778m) ist Zeit um beim Brückli kurz zu verschnaufen. Heute ist viel Volk unterwegs, besonders e-Biker. Als wir auf die nördliche Talstrasse kommen, steht dort tatsächlich ein Haltestellenschild für ein Postauto. Kann fast gar nicht sein, aber wer weiss. In jedem Fall ist einiges an Privatverkehr unterwegs. Die haben wohl alle eine Sondergenehmigung – Älpler, Forstwart, Alpkooperation, Gemeinde oder sonst was. 😉

Die Steigung zieht sich, dafür wird die Landschaft immer schöner. Wie kämpfen uns weitere acht Kehren nach oben bis zum Hof Las Clastras. Andere haben da schon kapituliert und nutzen jede sich bietende Gelegenheit zum Shuttlen. 😉 Noch ein Push und wir stehen endliche auf dem Döss Radons und haben rund 1000 Höhenmeter am Stück in den Beinen. Dafür gibt es nun blühende grüne Wiesen, schroffe graue Felsenberge und darüber der blaue Himmel. Toll!

Es folgt die Abfahrt durch das Val Mora – in jeder Hinsicht ein Genuss! Das Val Mora ist sicher eines der grösseren, quasi unberührten Tälern der Region und die Szenerie hat immer einen Anstrich von Alaska oder anderen verlassenen Weltgegenden. Nun, ja, wenn man die Schotterstrasse ausblendet.

Noch besser wird es, wenn man ab der Alp Mora nach Süden in Richtung Italien abbiegt. Ein genialer Singletrail, glattgebügelt durch die vielen Mountainbiker, führt entlang von Schotterhängen dem wilden Bergbach entlang. Einzig eine kürzere Strecke wurde wohl im Hinblick auf den Bikemarathon ausgebaut. Ohne Covid Zertifikattests gelangt man mitten im Busch über die Landesgrenze. Via bekannte Pfade geht es nun über den grossen Schwemmkegel leicht hinauf zum Passo di Fraéle (1952m) und zum Lago di San Giacomo.

Wir machen eine kurze Pause, obwohl sich scheinbar ganz Italien hierher zum Picknick verzogen hat – die nächste Strasse kann nicht weit sein. Kurz dem See entlang und erneut geht es auf einem steilen Karrweg rauf in Richtung Passo di Valle Apisella (2268m). Während mein Sohn etwas schlapp macht und ich die ersten Reserven mobilisiere, zieht ein italienisches Bikepaar mit Kleinkinder in den Sitzen an uns vorbei. Wir schauen zwei Mal, nein es sind keine e-Bikes. Später werden wir sie wieder überholen, das es bei der Abfahrt immer wieder die schlafenden Kinder aus den Sitzen schüttelt – hab ich auch noch selten gesehen. 😉

Auf der steilen Schotterstrasse runter zum Lago di Livigno haben all die Schönwetterbiker keine Chance mehr – wir und besonders ich geben Gas und überholen links wie rechts. Besonders Freude macht das Zurücküberholen der e-Biker, welche mit der Abfahrt und der Bremstechnik überfordert sind. Aber genug des Wettkampfs, wir kehren im Ristoro Val Alpisella (1810m) zu Bier und Spaghetti Bolognese ein.

Hier im Gartenrestaurant, rundherum und auf dem Weg dem See entlang, ist die Hölle los. Zwischen all den Kinderwagen, Wanderern und Radfahrern ist kaum ein Durchkommen. Ein Vorgeschmack auf das was uns im Zentrum von Livigno erwartet – Volk à go-go! Da sind wir froh in unser Hotel verschwinden zu können. Etwas viel Kontrast zwischen dem Val Mora und der Tourismushochburg Livigno.

Wir übernachten im Hotel Lac Salin im Ortsteil San Rocco (1852m), sehr edel, mit einem guten Spa und einem tollen Zimmer mit Blick über das ganze Valle di Livigno. Zum Abendessen und Frühstück gibt es sehr viele lokale Produkte. Fazit: Sehr schön und Preis-Leistung natürlich besser als auf der anderen Seite der Grenze!

Statistik: 42.2 km, ca. 1468 Höhenmeter, Fahrzeit 4:44 h

Nationalpark Bike Etappe 1: Scuol – Müstair !

Vor rund 17 Jahren hatte ich die Viertagestour rund um den Nationalpark, auf der Route des Nationalpark Bike Marathons, schon mal gefahren. Damals noch mit einem Migros Crosswave Hardtail und in der Budgetvariante. Nun bin ich mit meinem erwachsenen Sohn auf derselben Strecke unterwegs und die Hotels sind eine Kategorie besser. 😉 Wir starten um 0830 Uhr in Scuol (1196m) und füllen unsere Trinkflaschen am Brunnen im Unterdorf mit Mineralwasser direkt ab Quelle auf.

Es beginnt der lange Anstieg und die noch längere Anfahrt nach S-charl (1808m). Das Val S-charl ist wild und urtümlich wie eh und je. Einzig der Verkehr stört immer noch und heute fahren gleich zwei Postautos hintereinander, um die Wanderermassen ins Tal zu schaufeln. Im Gasthaus Mayor kehren wir ein und essen einen frischen Aprikosekuchen. Mein Sohn muss etwas büssen, dass er den ersten Anstieg zum Val Minger in einem grossen Gang raufgedrückt hat.

Den restlichen Anstieg zur Alp Astras (2131m) nehmen wir deshalb gemütlich und lassen die e-Biker und die Marathonisti an uns vorbeiziehen. Die tolle Landschaft mit den grünen Alpwiesen, den Arven und besonders der berühmte God Tamangur haben ein langsames Fortbewegen durchaus verdient.

Nach einem kurzen Stopp in der Alp und einem Picknick gibt es den letzten Push zum Pass da Costainas (2250m). Die steile Abfahrt ist im Vergleich zu früher mit einem Fully und absenkbarem Sattel problemlos fahrbar. Danach geht es auf Schotter bis Lü (1916m).

Da wir in Müstair (1274m) im Hotel Liun übernachten, möchte ich auf dieser Höhe die Bergflanke queren. Bei Craistas lassen wir es dann angesichts weiterer Höhenmeter sein und rasen das Alpsträsschen runter nach Müstair. Im Hotel sehe ich den GPS Track von Sergios Geheimtipp und da gibt es einen Singletrail der unteren Talflanke entlang. Wäre wohl eine Variante für das nächste Mal.

Das Hotel Liun hat übrigens einen echt schönen Wellnessbereich und das Abendessen mit Pizza war ebenfalls gut. Fazit: Das Val S-charl ist und bleibt schön. Das Val Müstair hat noch einige Trailvarianten für die ansonsten wenig spannende Abfahrt vom Costainas bereit. Es wird Zeit mal länger in Müstair zu verweilen!

PS: Der Gepäcktransport hat super geklappt, just in time war das Gepäck um 1430 Uhr vor dem Hotel bereit. Weniger lustig ist ein mittiger Felgenriss am Mietbike meines Sohnes bei zwei Speichen. Da heisst es nun beten und die nächsten drei Tage ‚auf rohen Eiern‘ weiterfahren. 🙁

Statistik: 40.9 km, ca. 1294 Höhenmeter, Fahrzeit 4:20 h

Der Motta Val Tasna Trail !

Mein Sohn, der die nächsten Tage mit mir zusammen die National Bike Tour macht, ist in Scuol eingetroffen. Wir checken im Hotel Bellaval ein. Das Hotel hat eine super Lage gleich neben der Bergbahn auf Motta Naluns. Wie überall im Engadin sind die Bergbahntickets in der Übernachtung inbegriffen. Für den Sohnemann gibt es vom Adventure Bikeshop Scuol, direkt an der Talstation, ein gemietetes Trek Fuel EX 8. Kosten: 170 CHF für fünf Tage, scheint mir ein fairer Preis. Reminder to myself: Das nächste Mal das Mietbike etwas genauer inspizieren. 😉 Das Wetter ist schön, auf zu einer Testfahrt auf die Tour Val Tasna.

Die Bikes sind einfach per Gondel zur Bergstation (2152m) transportiert. Wir ziehen zuerst das schöne Wetter in die Lunge, seit Wochen das erste Mal richtig blauer Himmel in diesem verregneten Sommer. Es folgt ein grober Anstieg auf Schotter bis zum Speichersee auf 2347m. Ziemlich heftig und ich muss bereits einige Meter absteigen. Danach geht es über Kuhmatschtrails, geschuldet dem durchnässten Boden, entlang der Bergflanke des Piz Clünas zum höchsten Punkt der Tour beim Muot da l’Hom auf 2502m. Kurz die Aussicht geniessen und dann runter zur Alp Laret.

Der Weg ist durch die lokale Trail Crew wirklich sehr gut ausgebaut und hat besonders in der Abfahrt viel Flow. Auf der Terrasse der Alp Laret (2188m) steppt an diesem schönen Tag der Bär und die Tische sind bis auf den letzten Platz besetzt. Es trifft sich, dass wir unabsichtlich am Tisch des Musikers absitzen und unmittelbar zum Terrassenmittelpunkt werden. Nun geht es ins schöne und einsame Val Tasna, teils flowig, teils matschig, bis zur Alp Valmala (1979m). Wir lassen eine Familie mit Miet-e-Bikes rasch hinter uns, die wohl von den alpinen Wegabschnitten etwas überrascht sind.

Zweimal wechseln wir über den Bach Tasnan bei unserer Fahrt durch das schöne Val Tasna. Bei Pra da Punt (1571m) verlassen wir den Bergbach und queren den Hang hinüber zur Strasse in Richtung Ftan. Es gibt noch einige zusätzliche Höhenmeter (1709m) rauf ins Dorf und rüber zur Gondelbahn. Weit schweift der Blick ins Unterengadin und zum Val S-charl, unserem morgigen Tourenziel. Auf Schotter geht es steil und relativ unspektakulär runter nach Scuol, wo wir bei Pizza und Bier diese kleine Tour beenden.

Der Hashtag #PureAlpineTrails bringt den Charakter der Tour gut auf den Punkt. Wir verzichten jedenfalls auf eine zweite Fahrt den Berg hoch, schliesslich geht es morgen auf die viertägige Nationalpark Bike Marathon Tour und da wollen wir nicht schon alles Pulver verschiessen.

Statistik: 25 km, ca. 566 Höhenmeter, Fahrzeit 2:26 h, 1466 Hm abwärts

Eine andere Sicht auf diese Tour gibt es drüben bei MTB Emmental.

Samnaun – Ischgl Flowtrails 2021 !

Mein letzter Tag in Samnaun. Ich hatte wieder eine günstiges und gutes Zimmer im Engadin Wellness Hotel. Das gesparte Geld investierte ich in ein hervorragendes Gourmetmenü im Stübli La Miranda – sehr empfehlenswert, besonders wenn man als einziger Gast die Bedienung und den Sommelier für sich alleine hat!  Am letzten Tag in Samnaun brauche ich etwas Aktivität und habe Lust auf Liftshuttles und Flowtrails. Das Wetter ist für Mitte Juli echt mies. Das Thermometer zeigt 7 Grad auf 2730 m. Ich packe die Winterkleider aus und fahre zum Twinliner und damit auf den Alptrider Sattel.

Es sind kaum Biker unterwegs. Kein Wunder, auf dem Viderjoch liegen noch massig Schneefelder und der Gratrail zum Greitspitz ist damit keine Option. Der Start erfolgt auf bekannten Flowtrails, runter zur Alp Trida, mit dem Lift aufs Viderjoch und rüber zur Vellilscharte. Der Velill Trail ist nach dem Winter frisch zurecht gemacht und weiterhin mein lokaler Favorit, speziell der Abschnitt zur Vellialpe.

Der Regen hat auch Vorteile, die Kiesanlieger sind super griffig. Auf Schotter vernichte ich die Höhenmeter runter nach Ischgl, nur um gleich wieder auf 2730m hochzushutteln. Weiter auf dem Flimjoch Trail im Murmelbahnflow zur Idalpe. Hier möchte ich den einzigen Trail fahren, den ich bei meinem letzten Besuch verpasst habe – den Paznauer Taja Trail.

Es war eine schlechte Idee. Die Querung zum Höllboden ist schlammig, aber noch spassig. Der Aufstieg zum Sassgalunkopf auf einem Kuhmatschtrampelpfad dafür ein einziger Murks. Eingesaut von Kopf bis Fuss komme ich ausgepumpt beim Lift an. Kein Vergleich zu den anderen Flowtrails – die Bike Arena Paznaun zeigt Zähne. 

Ab hier geht es flowiger über Alpwiesen. Im unteren Teil ist wegen feuchten Wurzeln und stärkerem Regen an fahren leider nicht mehr zu denken. Erst auf der Alpstrasse durchs Fimbatal läuft es wieder, mit vollem Speed runter nach Ischgl. Zum Glück steht bei der Gondelbahn eine Bikewaschanlage bereit.

Erneut rauf auf den Berg. Mittlerweile ist die Sichtweite auf Null und auf dem Sessellift wird es empfindlich kühl. Zum Tagesabschluss fahre ich auf dem Schmugglertrail runter nach Laret. Ich werde langsam übermütig in den Anliegern und den Wellen. Aber es geht alles gut und es ist ein Riesenspass! 3800 Höhenmeter abwärts – Samnaun entschädigt mit Tiefenmetern für das miese Wetter. Bei einem Getränk im El Rico endet die Tour.

Fazit: Preis – Leistung ist weiterhin unschlagbar. Die Lifte sind im Übernachtungspreis inklusive.

Statistik: 46.6 km, ca. 297 Höhenmeter, Fahrzeit 2:32 h, 3831 Hm abwärts