Vals – Lampertschalp Wellness Tour !

Ab heute ist meine Frau mit dabei und zu Zweit macht das Mountainbiken gleich viel mehr Spass. Natürlich will ich die Tour zum Zervreilasee nicht für mich behalten und fahre den Loop heute nochmals. Den Anstieg erspare ich mir und nehme das Postauto rauf zum Restaurant Zervreila, wo ich bei Kaffee und Gipfeli nach der E-Bikerin Ausschau halte, die nicht lange auf sich warten lässt.

Wie bei anderen Stauseen trägt die Kapelle hoch über dem See die Glocke der Kirche des im Stausees versunkenen Dorfs. Hinter oder besser in jedem Stausee stecken menschliche Schicksale und interessante Geschichten der umgesiedelten Bauern. Wir sind mittlerweile auf der Lampertsch Alp und machen es uns in den sonnigen Liegestühlen bei Bündnerfleisch, Salzis und Bier gemütlich. Übrigens: Unbedingt die Spanische Torte der Gastgeberin probieren, sehr lecker!

Rassig geht es zurück nach Vals und ins Hotel für den nächsten Termin: Einen Besuch in der berühmten Therme Vals des Architekten Peter Zumthor. Dank Corona dürfen nur Übernachtungsgäste in die Therme und zusätzlich gibt es noch günstige Tickets unseres B&B. Fazit: Architektonisch wirklich beeindruckend und das Wasser ist nach meinem Geschmack, mehr heiss als warm! Ein Besuch der Kategorie ‚Muss man mal gesehen haben‘. Wellness- und saunamässig gibt es sicher besseres. Ein Besuch im Winter wäre was, am Besten im 5* Hotel mit 3* Essen. Angesichts der Preisliste bin ich mit unserer Budgetvariante sehr zufrieden.

Statistik: 23.4 km, ca. 413 Höhenmeter, Fahrzeit 1:53 h, ca. 974 Höhenmeter Abfahrt

Vals – Die Zervreilatour !

Heute geht weiter in die Berge hinein, wieder zu einer Alp und wieder zu einem Stausee. Es handelt sich um die offizielle Valser Tour Nr 1 ‚Lampertschalp‘. Ich starte in Vals (1251m) und fahre entlang des Valser Rheins in Richtung Schlucht. Der Bach hat sich hier tief eingegraben, zu beiden Seiten ragen steile Felswände auf. Wo heute Autos durch einen einspurigen Tunnel fahren, halten Mountainbiker rechts und fahren entlang der alten Zervreilastrasse. Ab dem ersten Meter ist die Strasse, wie die Schlucht, ziemlich spektakulär.

Es wundert nicht, dass dieser Abschnitt aufgegeben wurde. Überall bröckelt der Fels und ich würde mir echt bei Regen zweimal überlegen, ob ich hier durchfahren möchte. In jedem Fall ist der Weg genau nach meinem Geschmack! Wieder auf der Talstrasse fährt man in gemütlicher Steigung in Richtung Staumauer. Die letzten Meter sind etwas steiler und so bin ich froh um einen zweiten Frühstückskaffee im Restaurant Zervreila.

Beim grossen Berghaus-Parkplatz steigt ein Strässchen steil zur Staumauer und anschliessend zur Kapelle auf 1984m an. Ab hier hat man einen wunderbaren Blick über den blaugrünen See Zervreilasee und das markante Zervreilahorn. Ich bin erstaunt einen solchen Berg in der Schweiz zu sehen, bisher mir unbekannt, erinnert er mich an die patagonischen Ikonen.

Weiter geht es runter auf Stauhöhe, gut sichtbar der tieferliegende aktuelle Wasserstand des Sees. Hier trennen sich das Canaltal und das Läntatal, beides unberührte alpine Hochtäler. Eine optisch ansprechende Brücke führt auf die andere Seite des Seearms. Der folgende ‚Seeuferweg‘ ist absolut flach und ein richtiger Bikegenuss.

Bei der Ochsastafel (1883m) geht es zum Schluss einige Meter aufwärts, um dann auf der Hochebene zur Lampertsch Alp (1991m) auszurollen. Überall warnen Schilder vor der Mutterkuhherde und geben Verhaltensanweisungen. Beim Weidebeginn gibt es gar Kuhabwehrholzstöcke für die Wanderer. Ich denke schon an die schlimmsten Geschichten. Auf Anfrage winkt der Älpler ab, noch nie etwas Gröberes passiert. Tatsächlich lässt sich die Herde, welche natürlich mitten auf dem Weg liegt, unaufgeregt durchfahren.

Betriebswirtschaftlich sinnvoll führt der Wanderweg mitten durch die Sitztische der Lampertsch Alp. Da muss man einkehren. Ich geniesse Bier, Salsiz, Alpenrose und die geniale Aussicht. Später werden einige Biker in Richtung Länta SAC Hütte weiterfahren. Da würde man bis ans Talende und zum Gletscher sehen. Ich hebe mir das für ein anderes Mal auf, umso mehr der Weg etwas verblockt scheint.

Zurück geht es auf gleicher Strecke, die spassig flowige Abfahrt zum See und der Gegenaufstieg zur Kapelle inklusive. Gemäss Ride gibt es hier links und rechts des Tales alternative ’schwarze‘ Singletrails runter nach Vals. Ich habe keine Lust auf Biketragen und nehme den direkten Weg durch die Schlucht. Ein Tipp trotzdem noch: Vor der Spitzkehre der Strasse auf den alten Zervreilaweg einbiegen, ist ein schöner Singletrail. Am Ende gleich noch die Broschüre mitnehmen und die Geschichte des Pfades und dessen Flurnamen lesen, sehr spannend.

Fazit: Schlucht, Abenteuerwege, Staumauern, Stauseen, Berge, Alpentäler und wunderbar fahrbare Wege! Eine relativ einfache Tour, die ziemlich glücklich macht, ausser man möchte ausschliesslich Singletrails fahren.

Statistik: 32.7 km, ca. 1029 Höhenmeter, Fahrzeit 2:53 h

Vals – Zur Fanella Alp !

Weiter geht die Suche nach Alpentälern. Während ich das Val Lumnezia bereits kenne, ist das Valsertal südlich von Illanz noch ein weisser Fleck auf meiner ‚Mountainbike‘-Karte. Tatsächlich zieht sich die Anreise in die Länge. Der Valser Rhein hat sich tief in die Landschaft eingegraben. Ohne die vielen Strassen-Kunstbauten wäre das Tal noch heute nicht aus Richtung Norden erschlossen.

Für Mittag sind Gewitter angesagt und so fahre ich eine kleine Runde auf der offiziellen Bikeroute ins Peil. Das Tal ist das kleinere von zwei Seitentälern und verspricht eine lockere Runde. Ich erkunde erst per Bike das Dorf Vals (1251m) – ins Auge fällt der extravagante Neubau der Truffer AG. Etwas weiter im Tal geht es vorbei an der Talstation der Seilbahn und weiter zum Steinbruch, wo der berühmte Valser Stein aus der Schluchtwand gewonnen wird.

Ein breiter Schotterweg führt durch den Peiler Wald und ich wundere mich über die Lastwagen. Die Route nimmt eine Zusatzrunde via Bodahus (1746m) auf einem sogenannten Polenweg. Wie drüben am Tomülpass wurde dieser Weg während dem 2. Weltkrieg durch internierte Polen gebaut. Scheinbar hatten sie Lust auf steile Wege, welche nur am Limit zu befahren sind. Ich fahre alles, muss aber öfters anhalten und den Puls runterbringen.

Beim Bodahus gibt es schöne Aussichten ins Tal, würden da nicht auf beiden Talseiten Lastwagen und schwere Baumaschinen stehen. Mit schwerem Gerät werden Alpwege zu kleinen Autobahnen ausgebaut. Keine Ahnung wieso die relativ guten Alpstrassen betoniert, geschottert und verbreitert werden müssen. In jedem Fall ist das entlegene Tal zur Zeit eine einzige grosse Baustelle.

Mit dem richtigen Fotowinkel lässt sich trotzdem die Bergidylle einfangen. 😉 Ein kurzer Zwischensprint runter nach Peil (1667m) und weiter in Richtung Fanellastafel (1868m) auf der gleichnamigen Alp. Nach der Wasserfassung geht es für Mountainbiker beim Punkt 1755 nicht mehr fahrend weiter. Schade, ich hätte gerne das menschenleere Tal erkundet, um einen Blick auf den Fanellgletscher zu erhaschen.

Im Mittelalter war das Motto: Geht nicht, gibts nicht! Der Talkessel von Vals war wegen der Schlucht des Valser Rheins von Norden nicht zugänglich. Die Walser wanderten also über den 2503m hohen Valserbärg ein und nutzen den Pass weiterhin, beispielsweise für das Vieh und den Handel. Unglaublich wenn man sich das im Gelände anschaut!

Ich zivilisationsverwöhnter Warmduscher stört sich eher am nicht geöffneten Alpkiosk. Der Rückweg führt rechts des Tales, vorbei an der Alpwegbaustelle, über eine heftig steile Rampe bis Tschifera (1749m). Ab da gibt es einen Singletrail entlang der Talflanke, der spassig und fahrbar ist, aber durchaus etwas Technik braucht, um nicht mit anstellenden Pedalen abzufliegen oder sich die Reifen an spitzigen Steinen aufzuschlitzen.

Schon bald hat man eine grandiose Aussicht auf den Valser Talkessel und die Ortschaft selber. Noch heute müssen in Vals neue wie alte Bauten mit Steinplatten bedacht sein, was zum schönen Ortsbild beiträgt. Die Abfahrt nach Vals ist weniger spektakulär, weil auf Beton.

Ich fahre eine Zusatzschlaufe im Talgrund, vorbei an der St. Petersquelle, wo einerseits das Valserwasser herkommt und andererseits die weltberühmten Thermen gespeist werden. Beim Anblick der Valserwasserfabrik fragt man sich schon, ob es wirklich Sinn macht dieses Wasser mit Lastwagen durchs enge Tal raus in die ganze Schweiz zu transportieren. Auf der anderen Seite ist das Wasser kein unbedeutender Wirtschaftsfaktor im Tal.

Ich habe im B&B und Café Schnider gebucht. Die haben ebenfalls Zimmer im Gebäudekomplex der Therme. Diese wurden durch einen Schiffsarchitekt in den 60ern als 1-Zimmer Ferienwohnungen entworfen und haben wie der Rest der Gebäude einen sehr speziellen 60er Charme. Mit gefällt es richtig gut, besonders die vielen cleveren Wohnlösungen, die im Zimmer eingebaut sind, von der Küche bis zur Badewanne.

Fazit: Wo in Graubünden Mountainbiken draufsteht ist auch Mountainbiken drin. Die Tour war anspruchsvoller als gedacht, kurzweilig, steil und bietet (mal abgesehen der temporären Bauarbeiten) schöne Panoramablicke auf Vals und ein abgelegenes Alpental.

Statistik: 21 km, ca. 686 Höhenmeter, Fahrzeit 2:16 h

Die Göscheneralp Mountainbike Tour !

Ein weiteres Bergtal auf meiner To Do Liste ist die Göscheneralp, ein wenig beachtetes Seitental eingeklemmt zwischen dem Urseren- und Meiental. Mit dem Auto durch die Schöllenen ins Dorfzentrum von Göschenen (1101m), wo es für 6 CHF / Tag einen Parkplatz gibt. Kaum ausserhalb des Dorfes versperren massive Lawinenschutzdämme den Taleingang und die Kapelle steht sicher nicht zufällig hier. Das Tal ist wohl in schneereichen Wintern nicht sehr zugänglich.

Ich folge der Route 408 Göscheneralp Bike, bzw. der Variante des Ride, welche die Talstrasse zum Aufstieg und den Wanderweg zum Downhill nutzt. Die Strasse hat eine angenehme Steigung und mindestens heute wenig Verkehr. Der Riesenparkplatz am Talende zeugt jedoch von anderen Tagen. Schon aus weiter Ferne kündigt sich das Postauto mit einem langen ‚Tüütataaa‘ an. Schweiz pur! Ich steige ab und passe dem Chauffeur für ein Foto ab.

Bei Wiggen überwindet die Strasse (und ich auf ihr) auf einer abwechslungsreichen Linienführung mit Spitzkehren und kurzen Tunnels eine weitere Steilstufe. Bei Gwüest (1587m) öffnet sich das Tal. Hierhin wurden beim Bau der Staumauer die durch den See vertriebenen Alpbewohner umgesiedelt. In der Ebene, auf der Schwemmfläche der jungen Göschenerreuss, liegt der Campingplatz Mattli. Nicht selbstverständlich liegt dieser bereits in der Morgensonne. Im urchigen Gasthaus Göscheneralp gibt es den zweiten Kaffee des Tages.

Der letzte Push rauf zum Berggasthaus Dammagletscher ist einfach und problemlos. Dabei übersehe ich beinahe die begrünte Gewichtsstaumauer – nach all den Betonmonstern der letzten Tage ein zu natürlicher Anblick. Neben dem Restaurant steht ein Souvenirshop sowie die alte Glocke der 1955 im Stausee versunkenen Kapelle der Göscheneralp. Vor der Abfahrt gibt es ein lokales und uriges Stiär Biär zum Apéro. Übrigens, die Göscheneralp ist ebenfalls ein interessantes Wandergebiet.

Weiter, einige Meter rauf zur Staumauer der Göscheneralpsees (1798m). Panoramabikeposing ist angesagt! Tatsächlich ist sowohl der Blick ins Tal, wie jener über den Stausee, äusserst fotogen. Türkisblau liegt das Wasser im mächtigen Stausee. Dahinter majestätisch der Dammastock mit dem Dammagletscher und dem von 3500ern umsäumten Talkessel. Ich bin das erste Mal hier und froh, diese Szene noch gesehen zu haben, denn gefühlt macht es der Gletscher nicht mehr lange. 🙁

700 Höhenmeter selbsterstrampelte Abfahrt liegen vor mir. Es beginnt mit einer spassigen und rassigen Abfahrt über die Staumauer runter zum Jäntelboden. Natürlich darf eine Mutterkuhherde nicht fehlen und so gibt es einen kurzen Umweg durch die Wiese. Immer wieder halte ich an und lasse den Talkessel auf mich wirken – einfach das Schönste an alpinen Hochtälern.

Nach dem Campingplatz wird die Route steiler und verblockter. Beim einen oder anderen ruppigen Abschnitt steige ich zur Sicherheit ab. Es folgt der sogenannte Jeepweg, ein Karrweg die rechte Talflanke runter, bis fast nach Göschenen. Der Alpweg führt immer wieder über querende Bachrinnen, die zum Glück gut verbaut sind. Der Weg macht Spass mit einer Ausnahme, angesichts der mit Matsch vermischten Kuhspuren dürfte er bei Nässe und in der Kuhsaison ziemlich Schei..e sein. 😉

Bei Bitzi verlasse ich die offizielle Bikeroute und folge dem Wanderweg der Talflanke entlang. Der Weg entpuppt sich als toller Waldfelsentrail, der im Dorf von Göschenen endet. Zugegeben, sicher kein Weg, der bei grossem Wandereraufkommen befahren werden sollte. Heute begegne ich nur einem freundlichen älteren Ehepaar.

Fazit: Eine sehr schöne Tour in ein abgelegenes Bergtal mit gemütlichen 700 Höhenmetern aufwärts, wunderbaren Aussichten über Stausee und Dammagletscher, gefolgt von einer immer besser werdenden Trailabfahrt zurück an den Ausgangspunkt. Passt genau zu meinem Hashtag #valleyhopping!

Statistik: 20.7 km, ca. 719 Höhenmeter, Fahrzeit 2:12 h

Andermatt – Schöllenen !

Wie versprochen ein Nachtrag zum Beitrag Urseren Höhenweg. Ich bin immer wieder von der Schöllenen fasziniert. Das liegt sicher an der Sage zur Teufelsbrücke, die wohl in der Schweiz jedes Kind kennt. Später lernte ich die Bedeutung der Schöllenen und des Suworow-Denkmals kennen, für die Schweiz und für Russland. Schliesslich ist und bleibt die Schöllenen eng verbunden mit dem alpinen Handel über den Gotthard, der Alpentransversale und zum Platz Schweiz im Zentrum Europas.

In den letzten Jahren wurde die Strasse durch die Schlucht gesamtsaniert und damit der Ort trotz viel Schluchtschatten weite aufgewertet. Ab Andermatt gibt es nun einen neuen Radweg, der erst über die Strassengalerie führt und danach auf der alten Strasse die Kantonsstrasse umfährt. Schön gemacht! Zusätzlich wurde ein kurzer Rundwanderweg durch die Schöllenenschlucht eröffnet. Gag dabei: Er führt über einen alten Militärstollen direkt durch die Teufelswand.

Es lohnt sich deshalb zu Fuss oder per Bike etwas länger die Schöllenen zu erkunden und die verschiedenen Geschichtsschichten des Ortes aufzudecken. Und dann gibt es noch die eindrückliche Natur der Schlucht selber, die steilen Felswände, die tosende Reuss und die eindrücklichen Kunstbauwerke von Strasse und Schiene.

Fazit: Empfehlenswerter Ausflug (statt nur Durchfahren)!