Die Trails am Plan Monnay !

Jürg  Buschor hat mich so richtig neugierig gemacht und er sollte recht behalten. Wer im Val d’Entremont den etwas unscheinbaren Plan Monnay mit seinen 2111m nicht auf dem Mountainbike-Radar hat, dem entgehen einige perfekte Suonen – Flowtrails abseits der üblichen Touren. So kriegt mein Grosser St. Bernhard Downhill ein Zusatzloop. Der Einstieg ist in Dranse (1255m) unterhalb von Liddes. Über Wiesenwege geht es hinauf zum weitherum sichtbaren Roc de Cornet.

Weil ich gut drauf bin, sind heute Zusatzschlaufen machbar und so rocke ich zuerst einen alten Suonenweg nach Petit Vichères und verlängere bis Vichères selber. Dort folge ich der Strasse rauf bis zum Pt 1573 und weiter auf einem Forstweg via Les Torrents zur Torrent de l’A (Pt 1673). In einer weiteren Schlaufe fahre ich via Le Tommelley (Pt 1718) bis auf das Strässchen, welches in die Combe de l’Â führt.

Nach dem Pt. 1758 zweigt schliesslich der Wanderweg auf die Bisse de la Tour ab. Bevor ich den steilen Hang runtersteige muss ich erst die geleisteten Höhenmeter bei einem Snack verdauen. Die Hitze und speziell der Abschnitt auf der Teerstrasse gingen etwas an die Nieren. Beim Kartenstudium recherchierte ich noch die Möglichkeit die Combe de l’Â zu befahren. Das Tal ist aber eines der ältesten Schweizer Wildschutzgebiete und de facto Bikeverbotsgebiet. Zu Fuss, zB von La Fouly aus, muss ich dieses interessante Tal noch besuchen.

Wie alle Suonentrails ist die Bisse de la Tour einfach nur genial und Flow pur! Sie zieht sich richtig schön in die Länge und als sie zu Ende scheint und kein Wanderweg mehr markiert ist, heisst es einfach weiter der Rinne folgen und man kann bis Le Chapelet hinein fahren. Auf dem ganzen Weg kommt mir dabei kein Wanderer entgegen – richtig einsam hier.

Immer wieder gibt es durch den Wald hindurch geniale Ausblicke runter ins Val d’Entremont und auf die gegenüberliegenden Talseite zum Combin Massiv. Es fällt erneut schwer die Fotoauswahl zu reduzieren und deshalb gibt es in diesem Beitrag das eine oder andere Zusatzfoto. Aber jeder Trail hat ein Ende und dann heisst es: Aufwärts! Wie immer ist es sinnvoll die längere, aber weniger steile Variante zu fahren. In meinem Fall von Le Chapelet (1642m) zum Pt. 1706 und danach stetig nach oben bis Bavon auf 2025m.

Ich kämpfe nach all den Singletrailkilometer mit den Höhenmetern und muss mir den Aufstieg im Kopf einteilen. In der Waldpartie lenken die Bauarbeiter, welche die Zufahrtsstrasse instand stellen, ab. Oberhalb der Waldgrenze lenkt das Panorama vom Krampf ab. Bei der Alp Bavon ist das Gröbste geschafft und ein Wiesentrail quert hinüber zur Plan de la Vuardette. Dort gibt es Probleme der anderen Art. Mein Weg führt direkt durch eine Herde mit Erdinger Kühen. Ich trau mich nicht mittendurch und schleppe das Mountainbike querfeldein über eine Hügelkuppe und zwei Zäune.

Die restliche Steigung auf den Plan Monnay ist keine grosse Herausforderung mehr. Einzig die Schafe schauen den Biker blöd zwischen den Bäumen durch an. Die ganze Alp inklusive der Plan Monnay ist fest in Schafshand – Konsequenz: Ich habe noch nie in meinem Leben in freier Natur eine solche Dichte von Schafsscheisse gesehen. Interessant sind ebenfalls die Bäume, welche auf ‚Schafshöhe‘ abgefressen sind und deshalb alle eine sehr spezielle Form haben. Aber es gibt noch mehr zu sehen – beispielsweise ein Traumpanorama mit sehr tiefen Blicken aufs Val Ferret. Top!

Nun muss man sich für die Abfahrt zwischen besseren und noch besseren Singletrails entscheiden. ich bevorzuge die lange Variante und fahre via die Punkte 1823, 1737 und 1575 runter nach Vichères. Das ist einfach eine Abfahrt, die jedes Mountainbike Herz höher schlagen lässt. Im oberen Teil tolle, kurvige Wiesentrails, danach flowige, manchmal knifflige Waldbodentrails und schliesslich ein rasanter Waldweg als Endspurt. Da lohnt sich jeder Höhenmeter des Aufstieges.

Aber Vichères ist nur der Boxenstopp. Es geht nahtlos in den ‚Himbeerentrail‘ runter nach Forney. Der Trail hätte sowohl den Untergrund wie die Neigung um Vollgas zu geben. Zu beiden Seiten ragen jedoch meterhohe Büsche mit Himbeeren in der Trail hinein, welche zu einem Stopp einladen. Ich spreche da nicht von einigen Büschen, fast der ganze Trail ist gesäumt von roten, reifen, süssen, fruchtigen Himbeeren – ein Leckerbissen in jeder Beziehung!

Es ist immer noch  nicht ausgetrailt. Auf der Karte fällt mir ein alter Suonenweg zurück zum Pont de la Tsi ins Auge. So flowig wie er auf der Karte scheint ist der Trail in der Realität leider nicht. Das Höhenprofil ist eher Jo-Jo-mässig und am Ende bin ich wirklich unsicher in welcher Richtung man diesen Wanderweg besser befahren sollte. Zum Schluss überquere ich nochmals die Torrent de l’Â und die Dranse d’Entremont, um wieder auf der anderen Talseite in Richtung Orsière zu fahren.

Einziges Hindernis vor dem Ausrollen, nebst einem letzten Aufstieg nach Forney, ist der steile Wanderweg im Zickzack runter zum Fluss. Mit müden Beinen erklimme ich die letzten Höhenmeter und lasse es dann via Placuay ausrollen. Fazit: der Plan Monnay ist ein tolles Singletrailgebiet mit unberührten Suonen- und Wiesentrails. Ich muss da unbedingt nochmals zurück und einige Variante im Forêt de Montatuay fahren!

Statistik: 54.3 km, ca. 1416 Höhenmeter, Fahrzeit 5:46 h, 3011 Höhenmeter abwärts (Gesamttour inkl Grosser St. Bernhard Downhill)

Der Grosse Sankt Bernhard Downhill !

EPILOG
Das Val d’Entremont ist mit dem Passübergang des Grossen Sankt Bernhard das pure Gegenteil des Val Ferret, einer verkehrstechnischen Sackgasse. Mich interessiert, ob eine MTB-Abfahrt vom Grossen St. Bernhard runter nach Orsiére Sinn macht und erkunde die Lage mit dem Auto. Ich habe noch nie längere Zeit auf der Passhöhe verbracht und kenne den Tunnel besser. Umso überraschter bin ich vom Ausmass des 1050 gegründeten Hospizs auf der Passhöhe und irgendwie habe ich ebenfalls den grossen See unterhalb des Passes nicht realisiert.

Im Souvenirshop des Hospiz (Geschichte) gibt es viel zu entdecken und allgegenwärtig sind die Geschichten um die Chorherren mit ihren Bernhardinerhunden, welche früher manch einem Passgänger das Leben gerettet haben sollen. Ich wandere auf die angrenzenden Höhen und freue mich dem ‚Action‘ auf dem Pass zuzuschauen.

Überall spürt und sieht man die jahrtausendalte Geschichte dieses wichtigen Alpenübergangs. Es Begann mit den Römern und endete mit den strategischen Überlegungen von Napoleon und der Schweizer Armee im kalten Krieg. Die Spuren sind im Gelände zum Glück noch gut in Form der alten Saumwege erhalten, welche nun die Basis für eine tolle Mountainbikeabfahrt von fast 1560 Höhenmeter bildet. Ich freue mich auf Morgen.

TOURBESCHRIEB
Das Auto parkiert am Bahnhof Orsière nur wenige Meter entfernt von der Abfahrtsstelle des lokalen Buses auf den Grossen St. Bernhard. Die Fahrt kostet mit dem Halbpreis nur 8.30 CHF und der Biketransport ist kostenlos! Es ist zu beachten, dass es nur wenige Bikeplätze gibt und nur ein Bus am Morgen auf den Pass fährt, jener von 0900 Uhr. Heute bin ich zum Glück der einzige Mountainbiker.

Auf der Passhöhe gefällt mir das ‚Trail Tolerance‘ Schild am Hauptwegweiser ins Tal. Auf dem ersten Streckenabschnitt fährt man Saum-, Karr- und Fahrwegen aus verschiedensten Epochen. Wer sich wirklich dafür interessiert, dem sei das Studium der Beschriebe des nationalen Inventars historischer Verkehrswege an Herz gelegt – super interessant!

Biketechnisch haben die historischen Wege nicht nur Vorteile – es braucht etwas Geschick um eine gute Linie zwischen den groben Felsplatten und dem schottrigen Zwischenmaterial zu finden. Zudem startet man mit dem Busshuttle quasi ‚kalt‘ im alpinen Gelände. De facto ist aber alles fahrbar und macht Riesenlaune!

Während man bei anderen Alpenpässen immer wieder auf die eigentliche Passstrasse gezwungen wird, fährt man hier ausschliesslich auf alten Strässchen und Wanderwegen runter ins Tal. Oberhalb des Nordportals des Strassentunnels wechselt man in einem weiten Bogen zur Alp La Pierre. Die Verbauungen des Tunnelportals sind nichts schönes – aber wer mal schnell nach Aosta die italienischen Trails befahren will, ist froh über den Tunnel.

Verschwunden sind die alten Fahrwege in den Tiefen des Stausees des Toules. Zum Glück gibt es eine Alternative zur Galerie der Passstrasse. Ein wunderbarer Singletrail führt hoch über dem linken Seeufer durchs Tal und endet direkt an der imposanten Staumauer. Nebst den wechselnden Farben des Sees gefallen besonders die hohen violetten Blumen links und rechts des Weges.

Ich bleibe weiter auf der linken Talseite. Bei Brettemor hat der dortige Hausbesitzer ein wunderbares Znünibänkli an den Trail gebaut, dass gerne genutzt wird. Weiter geht es auf Wald- und Schotterstrassen bis auf die Höhe Bourg-St-Pierre. Leider ist die Fahrt beim Pont de Tsarevesse abrupt zu Ende. Ein riesiger Bergsturz blockiert den Waldweg. Sehr eindrücklich so etwas aus der Nähe zu sehen. Das ist kein Bergsturz, der mal kurz ‚umgangen‘ werden kann und ich befürchte, dass der Zugang zur Alp La Niord aus dieser Richtung für länger Zeit nicht mehr möglich sein wird.

Als Konsequenz muss ich die Talseite wechseln und einige Höhenmeter nach Bourg-St-Pierre rauffahren. Dafür folge ich nun wieder der alten Passstrasse bis nach Liddes, wo es im Restaurant Grand Saint-Bernard eine Erfrischung und ein Dessert gibt.

Fazit bis hierher: Eine tolle Abfahrt und sehr empfehlenswert, wer sich etwas für die Kulturlandschaft und historische Verkehrswege interessiert. Der Trailanteil ist hoch und mir haben die fahrtechnischen Herausforderungen sehr gefallen!

Statistik: Leider hatte mein GPS ein Aussetzer und so habe ich nur die Statistik für den ganzen Tag inklusive der Tour auf den Plan Monnay. Aus der Karte gelesen sind es vom Grossen Sankt Bernhard Pass (2469m) bis zum Bahnhof Orsière (901m) rund 28.8 km, 270 Höhenmeter und rund 1560 Höhenmeter abwärts.

Über Grand und Petit Col Ferret !

La Fouly ist bei Wandern wie bei Mountainbikern als Etappenort für die Umrundung des Mont-Blanc Massivs bekannt. Der Übergang nach Italien bzw in die Schweiz erfolgt über den Petit oder Grand Col Ferret. Die beiden Pässe lassen sich zu einer Umrundung der Tête de Ferret benutzen und so stehe ich mit den ersten Sonnenstrahlen auf und folge einem Track aus dem Ride. Vom Campingplatz (1593m) geht es auf einer Teerstrasse nach Ferret, der Endstation des Postautos und dem letzten Weiler des Tales.

Immer weiter fahre ich ins Tal um schliesslich die Talseite zu wechseln und den steilen Anstieg hinauf zur Alpage la Peule (2071m) zu bewältigen. Die Schotterstrasse ist mal steil, mal extrem steil, mit frischen Waden jedoch fahrbar. In der tiefen Morgensonne leuchten die Talkessel von La Peule und Mont Percé im frischen grün. Für eine Einkehr auf der Alp ist es noch zu früh, ich werfe aber kurz einen Blick in die beiden Jurten, welche für eine  Übernachtung gemietet werden können.

Nach der Hütte ist fertig lustig und es muss eine richtig grobe Steigung überwunden werden. Der Wanderweg hinauf zum Pass ist eine richtige Wanderautobahn, von Tausenden ausgelatscht und deshalb trotz grober Steigung mindestens theoretisch bis nach oben fahrbar. Ich muss einige Male absteigen, bis der Weg bei Creux de la Chaudière wieder etwas weniger steil wird.

Immer wieder kommen mir Gruppen entgegen, typische Tour Mont-Blanc (TMB) Wanderer, oft geführt durch einen Guide und besonders die Asiaten sind ausgerüstet wie für eine Himalaya Expedition. Ich sitze auf einen ‚Grasplätz‘, nehme mein Znüni, geniesse den Ausblick und lass die Horden vorbeiziehen.

Schon bald ist der Grand Col Ferret (2537m) sichtbar und erzwungen. Natürlich sitze ich die letzten Meter nochmals aufs Velo – tatsächlich ist es dies einer der leichteren Pässe mit dieser Höhe. Der Ausblick ins italienische Val Ferret ist grandios. Rechterhand beeindruckt die Kette der Grand Jorasses, welche wohl den Blick auf den Mont-Blanc vedeckt, oder vielleicht sind es auch die Wolken. Nicht minder beeindruckend sind die Gletscher Triolet und Pré de Bard an der gegenüberliegenden Bergflanke.

Unten breitet sich das wilde Val Ferret aus und links liegt das Rifugio Elena im Talgrund, Herkunft und Ziel der Wanderschar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier für ein Mountainbike flowig runtergehen soll und noch weniger Spass dürfte mit dem Bike die umgekehrte Richtung machen. So bin ich nicht unfroh, die Tour in einer Schlaufe zu fahren.

Der folgende Wanderweg auf italienischem Boden in Richtung Petit Col Ferret ist schmal, wenig begangen und zeitweise recht ausgesetzt. Das Bike muss einige Meter mit sicherem Tritt getragen werden und trockene Bodenverhältnisse sind empfehlenswert. Ich quere nur bis zum kleinen Übergang unterhalb der Kuppe Le Chantonnet. Beim Schweizer Grenzstein pfeift mir der Wind in Sturmstärke um die Ohren und so fahre ich erst einige Meter runter bevor ich erneut den Ausblick ins Schweizer Val Ferret geniessen kann.

Der erste Teil der Abfahrt zu den Planfins de la Léchère ist schottrig und der Weg nur teilweise erkennbar. Im Prinzip meide ich solches Gelände, nicht weil der Spass fehlt, sondern weil ich nicht gerne ‚querfeldein‘ fahre. In dieser Höhe ist die Natur sehr empfindlich, aber umso schöner blühen die Alpenblumen in den mageren Wiesen. Plötzlich höre ich ein Geräusch und entdecke in unmittelbarer Nähe zwei Alpenschneehühner, die erste in meinem Leben.

Die Dinger sind echt unglaublich getarnt und verschmelzen sofort mit dem Untergrund sobald sie sich nicht mehr bewegen. Ein tolles Erlebnis und zum Glück habe ich das Bike einige Meter gestossen, sonst hätte ich die Hühner sicher verpasst. Je weiter ich runter ins Tal komme, umso erkennbarer wird der Wanderweg. Trotzdem bleibt die Abfahrt für mein Fahrkönnen bis auf die Höhe von ca 2100m recht anspruchsvoll.

Bei der nächsten Krete muss ich bereits wieder absteigen. Es kommt mir ein Schäfer mit seinen Schafen entgegen und diese will ich nicht mit Kettenrasseln erschrecken. Kaum aufgesessen sind bereits wieder die nächsten Schafe in Sicht, inklusive gut getarnter weisser Herdenschutzhunde und das heisst erneut: ‚Bike schieben‘.

Die restlichen Höhenmeter sind rasch auf einer spassigen Schotterstrasse vernichtet und so bin am Mittag bereits wieder zurück in La Fouly. Das gibt auf der Terrasse der Auberge des Glacier noch ein feines Dessert. Den Rest des Tages verbringe ich mit einer automobilen Erkundungsfahrt auf den Grossen Sankt-Bernhard – dazu mehr im nächsten Beitrag. Zum Schluss nochmals zwei Bilder der tollen Abendstimmung vor meinem Zelt.

Fazit: Die Tour auf den Grand Col Ferret ist wirklich empfehlenswert und das nächste Mal würde ich wohl den gleichen Weg wieder runterfahren, das macht bei diesem glattgebügelten Wanderweg sicher sehr viel Spass. Der Weg um die Tête de Ferret ist anspruchsvoller und verlangt etwas Fahrtechnik, dafür ist das Naturerlebnis nochmals eine Stufe besser!

Statistik: 20.5 km, ca. 1063 Höhenmeter, Fahrzeit 3:04 h

Die Val Ferret Talrunde !

Nach 2015 geht es in diesem Jahr wieder in ein Walliser Südtal, ins Val Ferret. Mit dabei sind Zelt, Mountainbike, gutes Wetter und noch bessere Laune. Nach einer langen Anfahrt komme ich gegen Mittag auf dem ‚Camping des Glacier‚ an, suche einen Stehplatz, baue mein Zelt auf, das Bike zusammen und lege los mit einer kleinen Talerkundungstour. Ab dem ersten Meter winkt ein mal kniffliger, mal flowiger, alpiner Singletrail mit einigen wenigen nicht fahrbaren Passagen.

Die Szenerie hier hinten im Val Ferret ist einfach nur schön, wild und eindrücklich. Zur Linken erheben sich 3500m hohe, vergletscherte Berge und zur Rechten fliesst die rauhe, unkorrigierte Dranse de Ferret in Richtung Martigny. Oberhalb von Issert öffnet sich das Tal und gibt den Blick frei nach Champex, Orsière und bis zum Pierre Avoi, den ich später in der Woche ebenfalls noch besuchen werde.

Unterhalb von Issert ist auf 1050m Schluss und ich wechsle die Talseite und fahre wieder zurück in Richtung La Fouly. Ein Blick auf das GPS zeigt mir, dass ich einige Höhenmeter vor mir habe, liegt das Dorf doch auf rund 1590m. Soweit es geht nutze ich die Nebensträsschen und Feldwege. Dabei gefallen die urchigen Walliser Weiler Les Arlaches und Le Dapay ganz besonders. Etwas weniger lustig ist der Aufstieg bei Chalet Berard – die Talstrasse überwindet den Hang in zwei grossen Kehren – ich nehme den alten direkten Weg und muss unter einem schattigen Baum erst mal eine Pause einlegen – Flasche leer, Beine leer.

Zurück auf dem Campingplatz erkunde ich die nähere Umgebung und koche auf dem Gaskocher ein feines Fertiggericht. Zum Dessert geht es mit Zigarre und Bier den Hang hinauf, bis der Lärm des Campingplatzes weit weg ist und ich an der rauschenden Reuse de l’A Neuve die Natur und den Sonnenuntergang geniessen kann. Was für eine geniale Gegend hier – die kommenden Tage werden gut, das ist sicher!

Fazit des ersten Tages: Die Talrunde ist schon mal ganz stark, wobei der Aufstieg zurück nach Le Fouly schön in die Beine geht, speziell mit einer Flachlandlunge. 😉

Statistik: 21 km, ca. 770 Höhenmeter, Fahrzeit 1:58 h

Der Chaumont – Chasseral – Solothurn Loop !

Heute ist er fällig, der König des Juras, der 1606 Meter hohe Chasseral! Ich plane eine spezielle Tour: Mit öffentlichen Verkehrsmittel nach Neuchâtel und via Chaumont und Chasseral zurück nach Solothurn. Leider ist die Jurasüdfusslinie der SBB nicht sehr bikefreundlich, muss doch im ICE für die raren Plätze eine Reservationsgebühr bezahlt werden. Dann nehme ich einfach den Regionalzug – so die etwas naive Überlegung. Der 07:30 Uhr Zug ist leer und hat viel Platz für mein Bike, heute wieder mal das Steve Potts Ti29-40 Hardtail.

Der Regio nimmt sich Zeit und kommt um 08:07 Uhr in Biel an. Mit direktem Anschluss ist hier nichts zu machen, der nächste Regionalzug nach St-Blaise am Neuenburgersee fährt um 08:52 Uhr. Ich trete hinter dem Bieler Bahnhof auf der Suche nach einem Kaffee ins Freie und flüchte gleich wieder vor einer Regenwolke ins Bahnhofsgebäude. Irgendwie hatte ich eine andere Wetterprognose in Erinnerung. Nach einem Kaffee und etwas Rumspielen mit der Kamera fährt der Zug los und kommt um 09:17 in St-Blaise an. Kosten bisher – 23 CHF. Ich sattle das Mountainbike und fahre die kurze Strecke nach La Coudre zur Talstation des Funiculaire de Chaumont.

Die nächste Abfahrt: 10:15 Uhr! Also nochmals eine Stunde warten! Langsam bin ich leicht säuerlich und wünsche die öffentlichen Verkehrsmittel wieder mal ins Pfefferland. Für 11.50 CHF fährt das sympathische Bähnli schliesslich doch noch die rund 580 Hm zum Chaumont hinauf. Blicke auf den Neuenburgersee gibt es übrigens nur während der Fahrt – auf dem Berg angekommen müsste man dazu den kostenpflichtigen Aussichtsturm besteigen, ich verzichte und will endlich meine Mountainbiketour starten!

Zuerst bleibe ich auf dem kleinen Fahrsträsschen, welches entlang der sanften Krete zum Grand Chaumont führt. Beim Hof La Dame weicht der Weg den ersten Trails über die grünen Jurawiesen. Nach einem kleinen Anstieg sehe ich erstmals die markante Antenne des Chasserals in der Ferne. Bis dorthin folgt der Track nun einer fast lückenlosen Reihe von sogenannten Métairie’s – Bauernhöfe bzw Sennereien.

Spannend sind die Namen der Höfe: Métairie d’Aarberg oder Métairie de Frienisberg. Tatsächlich war beispielsweise die erstgenannte seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Bürger von Aarberg, welche hier oben ihr Vieh sömmerten. Erstaunlich, liegt Aarberg nicht wirklich in der Nähe. Ich freue mich ob der schönen Natur und den bewaldeten Weisen. Fahrtechnisch und konditionell wird einiges gefordert, die von Kühen zerstampften, teils sumpfigen Trails sind alles andere als flowig.

Entsprechend will der Aufstieg zum Col de Chasseral auf 1502m erkämpft werden. Sobald man über den Pass fährt, entschädigt der grandiose Blick ins Mittelland schlagartig die Aufstiegsmühen. Entsprechend locker radeln sich die letzten Kilometer bis zur Antenne rauf. Einzig der bissige Wind, der immer über den Chasseral bläst, ist unangenehm und für die Jahreszeit kühl.

An diesem Brückentag vor dem Nationalfeiertag ist hier viel los und so flüchte ich zur Antenne in etwas ruhigere Gefilde für eine Mittagspause mit selbstgemachten Sandwiches. Leider sieht man die Alpen in den dunstigen Wolken nicht, aber die drei Seen des Mittellandes geben genügend Panoramavorlage. Einmal mehr beeindrucken die Dimensionen der Antennenanlage auf dem Chasseral, kein Wunder ist diese aus der halben Schweiz sichtbar.

Ich habe keine Lust auf zu knackige Trails und verzichte auf den Gratweg, welcher direkt ab der Antenne weiterführt. Plan B ist die Abfahrt über die Vacherie de Nods zur Métairie du Milieu de Bienne. Der Wiesentrail ist leider ein riesiges Gerumpel und ich bin mir etwas reuig das Fully zu Hause gelassen zu haben. Dazu fliehe ich nun stetig vor der nahenden Gewitterwolke und fahre leicht gehetzt via Place Centrale in Richtung Nordosten. Bei der Cabanne du Jura bleibt keine Zeit um die frisch renovierten Trockenmauern zu bewundern – die Regenwolke ist über mir und ich ziehe die Regenjacke an – nur um sie einen Kilometer später wieder auszuziehen. 🙁

Trotzdem ist der Boden nun nass und der lange Singletrail der Krete entlang bis nach Les Roches wird richtig anspruchsvoll. Die schmalen Reifen des Hardtails verlangen auf dem schmierigen Jurakalk vollste Konzentration und das eine oder andere Mal muss ich absteigen. Bei diesen Verhältnissen verzichte ich auf die grobe Abfahrt nach Frinvillier und nehme den Umweg über die schottrige MIlitärstrasse in Richtung Orvin, welche mal etwas Unterhalt nötig hätte.

In Frinvillier quere ich im Kurventunnel die Transjurane und verzichte anschliessend auf die mögliche Bonusroute via Bözingeberg. Dafür nehme ich die alte Strasse zum Tierpark, gefolgt von einem sehr spassigen Schotterweg durch den Meinisberger Wald runter nach Pieterlen. Die Rückfahrt nach Solothurn ist dann bekanntes Terrain.

Fazit: Eine tolle Route mit komplizierter Anreise, wunderbarer Landschaft und genialer Aussicht. Das Ganze gewürzt mit herausfordernden Wiesen- und Juratrails und spannenden felsigen Partien. Das nächste Mal werde ich das Hardtail jedoch zu Hause lassen. Wer Inspiration rund um den Chasseral sucht, der findet bei Collideous unzählige Varianten!

Statistik: 70.8 km, ca. 1091 Höhenmeter, Fahrzeit 4:26 h