Montagsgedanken – 11!

Vor einigen Jahren hatte ich ich hier im Blog am Montag jeweils kurze Beiträge zu bikenahen und -fernen Themen geschrieben. Eigentlich ist es schade, diese Serie nicht weiterzuführen. Dann wühlen wir mal in meinen Gedanken und meinen verlorenen Bildern.

Was geschieht mit den Fahrrädern an ihrem Lebensende? Nun, im Normalfall landen sie auf dem Schrott oder manchmal in der Aare oder anderen Gewässern. Viele verenden an einem Laternenpfahl oder in einem Bahnhofveloparking – wöchentlich irgendeinem Teil mehr beraubt, bis nur noch der nackte Rahmen zurück bleibt. Doch einige wenige Räder bekommen ein zweites Leben als Kunstobjekt! In diesem Fall in Form einer Skulptur aus alten Rahmen. Was haben diese Fahrräder wohl alles erlebt? Wer hat sie alles gefahren? Welche spannenden Geschichten haben sie zu erzählen?

Gefunden anno 2013 in Burgdorf…

Zermatt: Gornergrat – Mark Twain- und Moostrail !

Entspannt erwachen wir in den bequemen Betten des Riffelhauses und trotz viel Schlaf spüre ich ein leichtes Ziehen am einen oder anderen Muskel. Die vielen Downhillmeter auf den Singletrails der letzten Tage haben leichte Spuren hinterlassen. Auf der Terrasse ist die Luft am Morgen frisch, der Himmel blau und sowohl die Schwarznasenschafe wie das Matterhorn sind für die ersten Klischeefotos des Tages pünktlich zur Stelle. 😉

Die Mountainbike-Wegweiser bieten hier zwei ausgeschilderte Abfahrtsrouten an. Aber faul wie wir sind, warten wir bei der Station Riffelberg (2582m) auf die Gornergratbahn, welche uns auf das 3090m hohe Gornergrat bringt – man will ja etwas Höhe haben beim Tourenstart! 😉  Bevor es losgeht erkunden wir die Aussichtsplattform, welche zu diesem Zeitpunkt noch relativ ruhig ist. Über das Panorama muss ich definitiv nichts mehr erzählen.

Eine Übernachtung im Kulmhotel Gornergrat wäre sicher ein tolles Erlebnis, Nebst den Gletschern sollte man hier 29 Viertausender bewundern können – heute sehen wir sie wohl alle. Für die Abfahrt wählen wir die Variante über den sogenannten ‚unteren‘ Mark Twain Trail, gefolgt vom Moos Trail. Im oberen Teil kommen wir kaum vom Fleck. Die Fahrt der Krete entlang, hoch über dem Gornergletscher, bietet zu geniale Fotospots an um direkt zum Riffelsee durchzufahren.

Ich schone meine kalten Knochen und steige bei einigen Absätzen lieber vom Bike. Andere steigen ebenfalls ab, jedoch mit der dynamischen Variante. 😉 Den Trail zum Riffelberg fahren wir bereits zum zweiten Mal und so kann man die Geschwindigkeit auf der Piste ruhig höher schrauben. Irgendwie kommen wir alle heil und warmgefahren auf dem Riffelberg an. Es folgt der wohl fotogenste Trail in ganz Zermatt – die Fahrt vom Riffelhaus zum Punkt 2445 bei Dristelen, das Matterhorn in der direkten Trail-Verlängerung immer im Blick!

Die Weiterfahrt zur Abbruchkante beim Riffelbord bleibt flowig. Die Stufe runter zur Riffelalp mit seinem 5 Stern Resort ist nochmals etwas knifflig und nicht immer fahrbar. Dies im Gegensatz zum weichen Waldbodenkarrweg, der weiter zur Schweigmatten führt.

Ich gebe Vollgas, bin unkonzentriert und lese mir prompt bei einer Querrille einen Snakebite auf – Pfffffff – Platt! Wenigstens habe ich keine Probleme mit dem Schlauchwechsel und so muss die Gruppe nicht zu lange auf mich warten. Zermatt gibt sich alle Mühe unser Erlebnis auf einer Highnote enden zu lassen. Wir biegen auf den Moos-Trail ein, ein familienfreundlicher Spasstrail, gebaut für Mountainbiker.

Im Chügelibahn-Modus rollen wir grinsend nach Zermatt runter. Erneut haben wir mühelos 1485 Höhenmeter auf Singletrails vernichtet und dies noch vor dem Mittagessen. A propos – ein feines Essen wartet bereits im Restaurant Old Zermatt. Gelegenheit um mit dem Team von Tourismus Zermatt die letzten Tage Revue passieren zu lassen.

So endet unser Aufenthalt in Zermatt und ich freue mich bereits auf einen nächsten Besuch, dann wahrscheinlich nicht in offizieller Mission und ohne Marketingsupport. Eines wird aber gleich bleiben: Grandiose Berglandschaften und legendäre Singletrailabfahrten!

Zermatt: Übernachtung im Riffelhaus !

Nach dem Europawegtrail ist der Tag noch nicht zu Ende. Beim Tourismusbüro nehmen wir unser Gepäck entgegen und fahren mit der Gornergratbahn zur Station Rotenboden (2815m). Anderer Blickwinkel, gleiches Panorama, gleiches Stauen. Der schwarze ‚Kemp‘ rechts im Vordergrund ist das Riffelhorn.

Nach einigen Metern Abfahrt, zwischen asiatischen Wandergruppen hindurch, lädt der Riffelsee zu Fotos ein. Das Matterhorn trägt wieder einen Umhang aus Wolken. Bei einem günstigen Zeitpunkt zwischen zwei Wandergruppen fahren wir am See vorbei und auf einem breiten Wander-Trampelpfad zum Riffelberg runter.

Die Abfahrt ist kurz und dank des ausgetretenen Weges mit viel Speed zu fahren. Auf dem Riffelberg (2582m) bestaunen wir die Tribüne der Freilichtspiele Zermatt. Aktuell läuft Romeo und Julia und ich kann mir die Liebesszenen vor dem abendlichen Matterhorn lebhaft kitschig vorstellen. Da passt die kleine Kapelle perfekt ins Sujet.

Unser heutiger Übernachtungsort ist das Hotel Riffelhaus 1853. Das historische Berghaus aus dem Jahr 1853 wurde frisch renoviert und ist preislich in der gehobenen Klasse. Trotzdem schämen wir uns als dreckige Mountainbiker nicht – schliesslich lebt das Riffelhaus von der Geschichte des Outdoorsports, wenn auch eher von jener der Bergsteigerlegenden. Zudem ist die Atmosphäre auf dieser Höhe relativ locker. Wir richten uns gemütlich ein und testen sogleich den Wellnessbereich.

Die Sauna und der Whirlpool sind das eigentliche Highlight des Hotels. Die grosse Holzsauna bietet eine riesige Glasfront inkl Liegeterrasse mit unverbautem Blick aufs Matterhorn. Hier könnte ich ewig liegen und den Ausblick und die wechselnde Stimmung geniessen. Keine Ahnung ob es die Top Ten Saunas der Welt gibt, aber jene des Riffelhauses gehört definitiv dazu – und dafür alleine würde ich ausnahmsweise schon mal etwas mehr Geld auf den Tisch legen. Leider treiben ausländische Gäste die Zimmerpreise in kritische Höhen.

Die Leistung stimmt grundsätzlich. Das Frühstückbuffet ist reichhaltig, die Zimmer duften nach Holz, die Badezimmer sind spiegelblank, die Bar ist eine Wohlfühloase und der historische Saal ein Erlebnis für sich. So richtig schön wird es wenn die letzten Tagestouristen ins Tal verschwunden sind und die Stille der Natur auf den Berg auf 2565m zurückkehrt.

Nach dem vorzüglichen 4-Gang Menü mit Salatbuffet, Vorspeise, Hirsch und Dessert verbringe ich den Abend auf der Terrasse hoch über dem leuchtenden Zermatt. Es sind dies die Momente, welche eine Übernachtung ‚auf dem Berg‘ so einzigartig machen. Dass man dabei nur einen Schritt vom Luxus ‚drinnen‘ entfernt ist, macht das Erlebnis nicht weniger attraktiv. 😉

Der Tag war lang und wir sind müde und so geht es nach dem Eindunkeln rasch ins Bett um von den heutigen Erlebnissen auf den Singletrails zu träumen.

Zermatt: Fluhalp – Europaweg !

Alle sind ausgeschlafen, ausgerüstet, verpflegt und bereit für einen Trail der Extraklasse – von der Fluhalp auf 2616m rund 15km auf feinsten Singletrails auf dem Europaweg runter nach Täsch auf 1449m. Doch erst geht es auf einem Alpweg am Stellisee vorbei zur Station Blauherd, wo uns unser Nicht-Guide, Roman, gut gelaunt in Empfang nimmt. Die Abfahrt verzögert sich, da sich einige Schwarznasenschafe fotogen in Szene setzen müssen.

Wir biegen auf den berühmten Europaweg ein, der Grächen mit Zermatt verbindet und als Höhenweg dem ganzen Mattertal entlang führt. Die ersten Kilometer sind erste Sahne und im oberen Teil erstaunlicherweise gut fahrbar. Das Matterhorn schlägt weiterhin mit fotografischer Anziehungskraft zu: Singletrail + Mountainbiker + Matterhorn = Foto! Doch langsam verschwindet das Horn im Rücken und das Mattertal und der Blick runter nach Täsch dominieren die Szene.

Die Traverse durch die Tufteralp führt direkt in einen Flowrausch. Tief unter uns fliesst die Mattervispa und dank des frühen Starts ist der beliebte Wanderweg noch nicht überlaufen, obwohl das Kreuzen kein echtes Problem darstellt. Wenige kurze, ruppige oder ausgesetzte Stellen können das glückliche Grinsen auf unseren Gesichter nicht trüben.

Etwas ernster wird die Situation bei der Durchquerung der Schuttrinne, die sich vom Bösentrift bis ins Tal runter zieht. An dieser Stelle war der Weg einige Zeit gesperrt, bis Schutzunterstände gegen Steinschlag gebaut wurden. Die bessere Idee ist es wohl, den Bereich mit dem Mountainbike und etwas Speed ohne anzuhalten zu durchqueren.

Im Anschluss wird nochmals ein Felsband durchquert und das eine oder andere Mal zwingen Felsblöcke auf dem Trail zum Absteigen. Beim Punkt 2136 ist der Flow vorerst zu Ende. Der Europaweg dreht in Richtung Osten bzw zur Täschalp.

Es folgen Höhenmeter, die definitiv nicht mehr fahrbar sind. Die Schiebepassage ist glücklicherweise kurz und bald breitet sich ein glattgebügelter Trail vor dem Vorderrad aus. Die grandiose Szenerie der Täschalp, umgeben von steil aufragenden 4000er, hält uns in Bann. Auf der anderen Talseite dominiert das markante 4506m hohe Weisshorn die Tour.

Schon von Weitem sehen wir das nächste Zwischenziel, die Europaweg-Hütte (2205m). Unser Besuch ist angekündigt und eigentlich sind wir auf das Mittagessen angemeldet. Weil wir zu früh sind und der Kuchen noch im Ofen bäckt, muss das Alternativmenü herhalten – eine Walliserplatte und Spaghetti. Wir fühlen uns auf der Hüttenterrasse so richtig wohl und können uns kaum von den Holzbänken lösen.

Ausgeruht spuren wir erneut auf den Singletrail des Europaweges ein und lassen es bis zum Punkt 1980 laufen. Der Flow wird nur durch Fotostopps unterbrochen. Die Szenerie will einfach auf Speicherkarte festgehalten werden. Der Höhenweg führt weiter bis nach Grächen, ist aber teilweise ab hier nicht mehr bebikebar. Ein letztes Mal geniessen wir die Ausblicke auf Matterhorn und Alpenblumen, bevor wir uns auf Waldboden, Wurzeln und Spitzkehren fokussieren.

Runter nach Täsch fahren wir auf dem auf der Landeskarte als solcher beschrifteten ‚Militärweg‘. Der Abschnitt ist i-Tupf und Dessert dieser epischen Abfahrt. Trotz vieler Spitzkehren und anspruchsvollem Untergrund ist der Weg für mich immer fahrbar. Entsprechend gross ist die Freude am Trailende über den gemeisterten Downhill. Der Körper weiss beinahe nicht mehr wohin mit dem Adrenalin und den Endorphinen!

Leider verlassen uns in Täsch (1449m) Tina und Ben: Es hat Spass gemacht mit euch und danke für die tollen Fotos! Roman wäre kein Nicht-Guide, wenn er für die Rückfahrt hinauf nach Zermatt nicht noch einen Pfeil im Köcher hätte. Wir fahren nach Zer Geedla (1701m) und nehmen den spassigen Singletrail runter zur ‚Schlangengrube‘ (Flurnamen haben die, die Mattertaler). Auf der Strasse geht es schliesslich locker zurück ins Zentrum von Zermatt.

Und was gibt es als Belohnung für die grandiose Abfahrt ? Einen Gourmet-Burger auf der Terrasse des Cervo. Bei Angusbeef und Trüffelpommes degustieren wir eine Prise des Zermatts der gehobenen Klasse. Zum Glück sind wir eingeladen. 😉 Trotzdem toll, was die jungen Hoteliers und Gastronomen hier in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben.

Fazit: JUST DO IT! Die Abfahrt von Rothorn oder Blauherd nach Täsch über den Europaweg ist ein Trail, den jeder Schweizer Mountainbiker gefahren haben muss. Dabei zeigt der Weg immer noch einige Ecken und Kanten, was ihn umso sympathischer macht. In der Hochsaison ist der Europaweg stark bewandert und Rücksicht ist angebracht. Am Besten legt man die Abfahrt auf die Morgen- oder Abendstunden.

Zermatt: Übernachtung auf der Fluhalp !

Es ist bereits deutlich nach vier Uhr und die Touristenscharen sind mehrheitlich bereits wieder von den Bergen runter. Genau die richtige Zeit um azyklisch zu agieren. Wir fahren mit der Sunnegga Bahn durch den Berg, weiter nach Blauherd und mit der Gondelbahn bis aufs Unterrothorn auf 3102m. So hoch war ich mit dem Mountainbike noch gar nie – obwohl das als Höhenrekord natürlich nicht zählt.

Die Terrasse des Restaurants ist menschenleer und wir bestellen einen Espresso. Das Panorama ist und bleibt beeindruckend. Ich verzichte auf die immergleichen Fotos und zeige den neuen Blickwinkel in Richtung Gornergrat und Findelgletscher. Tief unter uns sehen wir unser heutiges Tagesziel, die Fluhalp.

Der erste Abschnitt entlang der Skipiste ist eine grosse Schotterwüste und wenig aufregend. Ich bin langsam etwas müde und spüre die Downhillmeter in den Armen. Während die Gruppe ein fahrtechnische Herausforderung auf dem Wanderweg sucht, nehme ich die rasche Variante und fahre auf der Skipiste runter zur Hütte.

Wenige Meter vor der Hütte zeigt ein Schotterfeld noch die Zähne. Schliesslich ist es geschafft, bei einem frischen kühlen Bier kann ich den anderen bei der Abfahrt zuschauen. Nun ja, aus Trailsicht lohnt sich die Abfahrt vom Unterrothorn zur Fluhalp (2616m) kaum. Was sich aber definitiv lohnt ist die Aussicht in Richtung Stellisee und Matterhorn.

Was gibt es Schöneres, als die Erlebnisse des Tages in einer Berghütte ausklingen zu lassen. Ich geniesse vor und nach dem Nachtessen die Bergwelt bei einem Glas Wein und einer Zigarre. Zum Sonnenuntergang ziehen zwei Gämsen über den schmalen Grat der Seitenmoräne des Findelgletschers und heben sich als Silhouette vom Hintergrund ab (siehe Bild oben). Dies sind die Momente, in denen man sich eine richtige Kamera mit einem mächtig grossen Teleobjektiv wünscht.

Die Hütte ist von A – Z so, wie man sich eine Hütte vorstellt. Gegen etwas Aufpreis gibt es eine warme Dusche und dazu das Massenlager zwischen schnarchenden Mitgästen. Dani stösst nach Feierabend mit e-MTB Unterstützung zu uns und gemeinsam geniessen wir das feine und schlichte Nachtessen – Nudeln und Geschnätzeltes. Ziemlich platt von all den Eindrücken versinke ich in einen für die Umstände ungewöhnlich guten Schlaf – die 3000 Hm, welche ich heute abwärts vernichtet habe sind sicher daran nicht unschuldig. 😉

Da wir nicht nur zum reinen Vergnügen hier sind, wecken wir uns gegenseitig in aller Frühe zum Sonnenaufgang – Shooting. Der Blick zum kleinen Dachfenster raus in Richtung Findelgletscher verspricht einen blauen Himmel. Wir schälen uns zusammen mit anderen Frühaufstehern aus den Betten und treten vor die Hüttentür – eine leise Enttäuschung macht sich breit. Das Matterhorn ist schlecht gelaunt und wolkenverhangen.

Während die einen ihr Glück für gute Aufnahmen am Stellisee versuchen, wandere ich hinüber zur Moräne und geniesse die Stille des frühen Morgens und die sich verändernden Farben am Himmel. Langsam aber sicher werde ich wach und freue mich auf ein gutes Frühstück. Ein neuer Tag – ein neues Glück – auf dem Mountainbike in Zermatt!

Fazit: Hüttenübernachtungen sind einfach immer toll, egal wo, das Berghaus Fluhalp ist da keine Ausnahme und bietet nebst einem grandiosen Panorama noch eine gute Küche.