Val de Bagnes: Verbier – Col des Gentianes !

Aufstige mit Blick auf den Grand CombinVerbier - Kunst am Berg

Vierter und letzter Tag meiner Bikekurzferien im Val de Bagnes. Heute fahre ich bei 26° C eine Biketour hoch über Verbier. Ausgangsort ist der Parkplatz bei der Kirche Lourtier (1074m). Ab Sarreyer steigt es gut fahrbar hinauf bis nach Les Shlerondes (1977m). Die restlichen Höhenmeter nach La Chaux (2266m) ins Skigebiet sind nochmals zum Beissen und ich muss kurz absteigen.

Station La ChauxSeilbahn La Chaux - Gentianes

In dieser Gegend und auf dieser Strecke möchte ich ja mein Projekt 2500 umsetzen. Kein Wunder, dass man hier locker vor dem Frühstück 1200 Höhenmeter treten kann. Nun würde es weitere 600 Höhenmeter rauf auf den Col des Gentianes gehen. Ich mache auf Weichei und nehme für 12 CHF (inkl Bike) die nächste Gondel. 😉

Panorama Glacier de TortinPanorama Col de Gentianes

Die Landschaft auf dem Col des Gentianes (2894m) ist arg von den Eingriffen des Wintersportes geprägt. Kein schöner Anblick. Leider bietet der Glacier de Tortin in der Sommerhitze 2015 ebenfalls einen jämmerlichen Eindruck und es wird nicht mehr lange dauern bis er verschwindet. Mit Sommerskifahren läuft hier schon seit 1999 nichts mehr. Wenigstens sind die Temperaturen angenehm kühl. Es folgt die Abfahrt durch die Schotterwüste – auf der Strasse, die im Winter als Skipiste dient. Na Ja, es gibt schönere Abfahrten.

Reminder fürs Projekt 2500: Bergwärts scheint es mir nicht unmöglich, die Strecke zu fahren – wird aber sehr schwierig mit müden Beinen.

SAC Hütte Mont-FortSAC Hütte Mont-FortTerrasse SAC HütteBlick von der Cabane du Mont-Fort

In der SAC Hütte Mont Fort gibt es einen kleinen Znünistopp. Die Hütte ist schön gelegen und eine der wohl am leichtesten erreichbaren SAC Hütten der Schweiz. Morgens ist noch nicht viel los und so habe ich die leere Terrasse mit dem schönen Ausblick für mich alleine.

Bisse du LevronVerbier BikeparkHöhenweg nach Les Ruinettes

Für die Abfahrt nach La Chaux folge ich kurz der Bisse du Levron. Eines der Highlights auf dieser Tour – kurz aber wie immer bei Suonen – Spass pur! Ab La Chaux ist die Suone leider für Mountainbikes ‚out of bounds‘. In Verbier versucht man so die Konflikte zwischen Wanderern und Mountainbikern zu minimieren. Überhaupt ist man als Mountainbiker in Verbier sehr willkommen und das nicht nur im lokalen Bikepark. Das zeigt sich in den Beschilderungen im Gelände, den verfügbaren MTB Karten und den zahlreichen Tourenvorschlägen auf der Webseite.

Höhenweg ob VerbierTunnel bei La TournelleGebirgslandeplatz Croix de Coeur

Ab La Chaux fahre ich auf einem eindrücklichen Höhenweg rund um den ganzen Talkessel von Verbier. Erneut ist es eine Wasserleitung, die mit kaum merkbarem Gefälle die Grundlage für den Weg hinüber nach La Marlene bietet. Der Weg ist breit und so kann man das Panorama uneingeschränkt geniessen und muss sich nicht auf das Vorderrad konzentrieren. Beim Pass Croix de Coeur ist ein kurzer Abstecher zur Passhöhe und zum Restaurant zwingend. Hier gibt es einen Gebirgslandeplatz für Flächenflugzeuge zu bestaunen. Die An- und Abflüge der Maschinen sind sehenswert und abenteuerlich!

Blick zurück - VerbierAbfahrt nach Verbier

Die Abfahrt runter nach Verbier via Les Forcles auf dem ausgeschilderten Bikeweg ist dann weniger flowig als es auf der Karte erscheinen mag. Im unteren Teil gibt es trotzdem noch einige spassige Abschnitte. Ich muss ja heute nach Hause und verzichte deshalb auf einen weiteren Stopp in Verbier selber.

Verbier - Le SapeyFahrt zurück nach Sarreyer

Auf einer wenig befahrenen Strasse fahre ich zurück nach Sarreyer und weiter zum Auto. Wie immer im Wallis bietet auch dieser letzte Tourenabschnitt Überraschungen in Form von kleinen Gegensteigungen und eindrücklichen Felsformationen.

Fazit: Auch am letzten Tag gab es noch einen Gletscher, dafür etwas weniger Singletrails. In Verbier gibt es bezüglich Mountainbike noch einiges zu entdecken und besonders die Wanderwege und Suonen laden zu Touren während ‚Nichtwanderzeiten‘ ein. Verbier bleibt somit auf meiner MTB-Destinationsliste.

Statistik Tour: 47.5 km, ca. 1377 Höhenmeter, Fahrzeit 4:20h, ca. 2010 Höhenmeter abwärts

Val de Bagnes: Wanderung zum Glacier de Corbassière !

Tourenidee - Plakat in FionnayAufstieg nach Mardinet

Manchmal sind die gewünschten Ziele mit dem Mountainbike nicht erreichbar und so schnürte ich heute die Wanderschuhe für eine alpine Tour zur Cabane FXB Panossière. Zur Tour inspirierte mich ein kleines Plakat in Fionnay. Ich startete nicht im Dorfzentrum, sondern hatte die kluge Idee das Auto einige Kilometer talwärts, nach dem zweiten Tunnel abzustellen mit dem Ziel, eine schöne Runde von und zum Auto zu machen. Dafür büsste ich bereits auf den ersten Metern, war doch der auf der Karte eingezeichnete Weg nur ein grüner Dschungel aus Alpenblumen und Brennesseln. Irgendwann kam ich auf den offiziellen Wanderweg, der von Fionnay (1490m) nach Vers le Grenier de Corbassière (1959m) führt.

Das Tourenziel - Cab. Marcel BrunetMont Repos - Tolles Pausenbänkli

Der Weg ist steil und anstrengend und ich bin froh so früh gestartet zu sein. Trotzdem brennt die Sonne schon zünftig auf den Kopf. Am Gegenhang erblicke ich bereits das Tagesendziel, die Cabane Marcel Brunet – und noch weiter am Horizont die Gletscherplatte (Plan Névé) der Dents du Midi. Mit jedem weiteren Höhenmeter sieht man besser auf die weissen Berggipfel und auf 2150m lädt ein wunderbarer Holztisch mit dem passenden Namen ‚Mon Repos‘ zum ersten Rast ein.

Bisse de Corbassière 3Bisse de Corbassière 2Bisse de Corbassière 1

Ab hier beginnt der erste von drei Höhepunkten der heutigen Wanderung – die Bisse de Corbassière. Im letzten Jahr wurde die Bisse renoviert und wieder unter Wasser gesetzt. Der alte Wanderweg wird so obsolet und man geht auf schmalen Brettern der Bisse entlang. So macht Wandern Spass! Obwohl die Bilder vielleicht etwas anderes suggerieren, ist die Suone nicht sehr ausgesetzt und immer gut abgesichert.

Bisse de Corbassière - RestauriertBisse de Corbassière - Treppen

Bei der Alp Les Plans (2233m) endet die Suone in ihrem Ursprungsbach und via Plan Goli steigt man im Zick-Zack zur mächtigen Seitenmoräne des Corbassière Gletschers hinauf. Über längere Strecken wurde der Weg neu gegraben, weil die Moräne mit dem schmelzenden Gletscher am Fuss den Halt verliert und abzurutschen droht. Oben angekommen sieht man von weit die Schweizer Fahne der Cabane Panossière.

Cabane FXB PanossièreCabane FXB Panossière

Ein letzter Effort und ich stehe um 1030 Uhr bei der Hütte und bin erstaunt wie gross und modern diese ist. Die Hüttenwartin füllt den Naturkühlschrank im Fass mit Getränken auf, die nach kurzer Zeit eiskalt sind. Perfekt für so einen heissen Sommertag. Draussen auf der Terrasse hat es einige Liegestühle mit dem untenstehenden Panorama. Da will man nie mehr weg! In der Ferne der vergletscherte Grand Colombin, unter mir der Glacier de Corbassière. Hier würde ich gerne mal übernachten!

Grand Combin mit GletscherGlacier des FollâtsPanorama Glacier de Corbassière

Ich will noch nicht gehen und bestelle mir eine Omelette mit Käse zum vorgezogenen Zmittag. Ausgeruht und panoramatrunken mache ich mich, bevor die Tageswanderer einfallen, auf den Weiterweg. Auf dem Moränengrat wandere ich runter zur ebenfalls neuen Hängebrücke über den Gletscher.

Moränenweg zur Hängebrücke

Weil wie erwähnt der alte Weg mit dem Gletscherschwund zu gefährlich wurde, hat man im letzten Jahr die Passerelle de Corbassière gebaut. Die technischen Daten sind imposant: 210m Länge, 190m Spannweite und 70m Höhe. Zur Zeit ist die Brücke genau über dem Gletschertor, es ist aber zu befürchten, dass man nach dem Sommer 2015 im nächsten Jahr schon wieder über Felsen schreitet. Etwas Mut gefasst und los geht es über die Brücke, welche nicht zu wenig rhythmisch unter meinen Schritten mitschwankt. Höhenangst darf man hier nicht haben. 😉

Passerelle de CorbassièreCorbassière HängebrückeBlick 70m in den AbgrundBlick Gletscheraufwärts

Auf der anderen Wegseite wandert man durch eine vom Gletscher geformte Landschaft von geschliffenen Felsen,  Moränenhaufen und ehemaligen Wasserläufen. Ein richtiges Paradies für Gletscherfans wie mich. Hätte man die Beweise in der Landschaft nicht, könnte man kaum glauben, dass der Gletscher noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts auf der Höhe der Hängebrücke verlief.

Moränenweg bei Quin und RestschneeHängebrücke über die Dyure de Sery

Die Höhepunkte sind nun vorbei, die Tageswanderung ist aber noch länger nicht zu Ende. Zuerst steigt man ein recht steiles Stück auf der anderen Seitenmoräne runter und trifft trotz Temperaturen von über 30°C auf Restschnee. In einem grossen Bogen geht es einige Kilometer rund um den Becca de Sery ins nächste Tal, wo die Dyure de Sery wieder mittels einer Hängebrücke überwunden wird.

Wasserfassung Dyure de Sery für den MauvoisinAusgangs- und Schlusspunkt - Fionnay

Oben sieht man die im letzten Beitrag beschriebene Wasserfassung, welche das kostbare Nass für den Lac de Mauvoisin sammelt. Kurz vor der Cabane Marcel Brunet sehe ich nach Fionnay und frage mich, wie man da wohl wieder ins Tal kommen soll. Langsam spüre ich Beine und Füsse und bin froh für eine kleine Erfrischung in der Alphütte. Hier ist ziemlich was los, kein Wunder, kann man doch mit dem Auto hochfahren.

Cabane Marcel BrunetSehr steiler Abstieg nach Fionnay

Der steile Abstieg auf dem Wanderweg von der Hütte (2103m) nach La Shleye (1400m) ist definitiv kein Spass. Der Weg ist wenig begangen, sehr schmal und steil. Zudem zickt das GPS im steilen Hang rum und ich habe etwas Orientierungsschwierigkeiten. Bei feuchtem Wetter möchte ich jedenfalls hier nicht runter.

Tunnel Shleye-WaldFlüssiger Gletscher - Dyure de Corbassière

Weiter unten im Tal wird der Weg besser und ich habe das kleine Problem, dass mein Auto nicht dort steht, wo mein Wanderweg hinführt. 😉 Zum Glück finde ich einen ‚Noteingang‘ in den Shleyetunnel und komme so rasch zurück zum Auto. Dabei überquere ich die Brücke der Dyure de Corbassière. Der Bach tost – als flüssiger Gletscher – braunmilchig zu Tal.

Fazit: Sehr spannende, alpine Wanderung mit Suone, Gletscher und Hängebrücken sowie zwei guten Einkehrmöglichkeiten. Einzig der Auf- und speziell der Abstieg ist etwas suboptimal. Wenn man aber im Tal nicht den gleichen Ausgangspunkt wählt, gibt es bessere Alternativen und natürlich wäre da noch die tolle Möglichkeit in der Cabane Panossière zu übernachten.

Statistik Wanderung: 22.7 km, ca. 1482 Höhenmeter, Wanderzeit 7:10h

PS: Wer noch etwas mehr lesen will und des Französischen mächtig ist, dem sei dieser Artikel (.pdf) empfohlen.

Val de Bagnes: Rund um den Lac de Mauvoisin ! (Part 2)

Felsenweg bei les PintâsFassung des Wassers der Dranse de Bagnes

(Zum Teil 1) Wenn jemand auf 2300m einen Weg in eine Felsflanke haut, muss das seinen Grund haben und der interessiert mich. Wo der Felsenweg wohl hinführt? Nicht überlegen und in die Pedale getreten und nach wenigen Minuten gibt es Klarheit. Er führt zu einem kleinen Wehr, welches das Wasser des Glacier d’Otemma und der umliegenden Täler auf 2357m Höhe fasst und kilometerlang dem Stausee entlang in Richtung Kraftwerk Fionnay führt. Da versagt bei mir trotz heftigem Kartenstudium jede Logik. Zurück zur Natur – Ich lasse das Bike stehen und wandere einige hundert Meter eine Moräne hinauf. Das Tal öffnet sich und gibt den Blick frei auf den Gletscher, den Mont Collon und den Übergang der Haute Route nach Arolla. Ein perfekter Ort für ein Znüni mit lokalem Tomme, Brot und einer Walliser Trockenwurst.

Zuhinterst im Tal und Blick auf den Jardin des ChamoisGlacier d'OtemmaBlick zur SAC Hütte - Chanrion

Kurz vor Mittag fahre ich zurück und kämpfe mich die letzten Meter zur SAC Hütte Chanrion (2462m) hinauf, wo es ein wunderbares Panorama und kühle Getränke gibt. Fast jeder Berggipfel ist umgeben von kleinen Gletschern, die förmlich in der Hitze schwitzen. Das Wort ‚Tal der sterbenden Gletscher‘ streift mir durch den Sinn. Wie es hier wohl zur Gründerzeit des Alpentourismus beim Bau der SAC Hütte um 1890 ausgesehen haben mag? Egal, auch heute trumpft das Panorama mit dem idyllischen Lac de Chanrion noch auf.

Panorama Terasse Cabane de Chanrion

Für die Weiterfahrt gilt es eine Entscheidung zu treffen. Entweder fährt man auf dem gleichen Weg zurück, oder wählt die Route der anderen Talflanke entlang. Ich riskiere die zweite Variante und bin nicht der einzige Mountainbiker, der dies heute tut. Zuerst geht es noch einen fahrbaren Alpweg hinauf zum Tsè des Violettes, bevor die ehemalige Seitenmoräne und Gröllwüste des Glacier du Brenay zum Absteigen zwingt. Hier geht es nur zu Fuss weiter und das Bike muss erst geschoben und dann getragen werden.

Panorama bei Tse des ViolettesBlick zum Glacier du BrenayBücklein über die Dyure du Brenay

Auf der kleinen Brücke über den Gletscherbach kann man kurz ausruhen. Das Pièce de résistance kommt erst – der Aufstieg zum Col de Tsofeiret. Nachahmer seien gewarnt: Es ist ausgesetzt und steil. Das untenstehende Bild gibt einen guten Eindruck. Zum Glück sind die beiden schwierigen Passagen mit einer Kette gesichert. Wichtig ist es, noch genügend Kraft zu haben, um das Mountainbike die Treppe unterhalb des Passes hinauftragen zu können.

Aufstieg zum Col de TsofeiretSchlüsselstelle Col de TsofeiretTreppen Col de TsofeiretGeschafft - Col de Tsofeiret

Doch dann ist er geschafft, der höchste Punkt der heutigen Tour (2635m). Ziemlich ausgepumpt lege ich erst einen Rast ein und lasse die Hochebene von Tsofeiret mit dem gleichnamigen See auf mich wirken. Es grüsst eine erste Abfahrt, die leider in einem verblockten und für mich über weite Strecken unfahrbaren Wanderweg endet. Die Querung zieht sich und so kommen ca. 30 Minuten Schieberei zusammen. Das nervt besonders, da der Weg von weitem immer wieder fahrbar aussieht und dies mit etwas ‚Unterhalt‘ über weite Strecken auch wäre.

Blick auf die Alp TsofeieretTsofeieret - No Flow Trail !Endlich wieder den See im Blick und die Route vom Morgen

Aber mit dem Blick auf den Stausee, der nun die Farbe auf Türkis gewechselt hat, endet auch diese Phase und man kann, etwas Fahrtechnik vorausgesetzt, wieder aufsitzen und den tollen Singletrails nach Les Fontânes geniessen. Auf der Gegenflanke ist sehr schön der ‚Hinweg‘ vom Morgen sichtbar.

Kuhstau in der Abfahrt zum Lac de Mauvoisin Felsenweg am rechten Mauvoisin - Ufer

Ich habe mittlerweile das Ehepaar ein- und überholt, als bei der Abfahrt zum See ca. 50 schwarze Walliser Kühe den Weg raufkommen. Die jungen ‚Gustis‘ versuchen auf dem engen Weg zu wenden, als sie den komischen Mountainbiker erblicken. Der ältere Hirt flucht etwas auf Urfranzösisch vor sich hin und scheucht die Kühe wieder bergauf. Bevor eines der Viecher in einer Panikattacke die Felsflanke runterfällt, gebe ich lieber nach und suche im Abhang unterhalb des Weges Deckung. Endlich sind die Kühe in Ruhe vorbeigezogen und ich kann das letzte Stück Abfahrt zum See geniessen.

Panorama Lac de Mauvoisin

Der Weg zurück zur Staumauer ist erneut über weite Strecken aus der Felsflanke gehauen. Die Szenerie wirkt etwas unwirklich. Ein Tunnelweg hoch über dem Stausee und überall tosen Wasserfälle in den See. Das untere Panoramafoto zeigt die Situation gut. An solchen Orten könnte ich ewig verweilen.

Einrückliche Fels - und Wasserlandschaft

Fazit: Wie bereits erwähnt bietet diese Tour einiges an Erlebnis. Im Vordergrund stehen dabei nicht endlose Flowtrails, sondern die alpine Gletscherlandschaft gekoppelt mit den spektakulären Bauten der Wasserwirtschaft. Etwas Abenteuerlust muss man für die Schiebe- und Tragepassagen aufbringen. Dank dem Zwischenhalt in der SAC Hütte ist die Tour an einem Tag zudem gut machbar und wer mag kann auf der Hütte übernachten oder zu Fuss einen Ausflug noch etwas näher zu den Gletschern unternehmen.

Loop geschafft - Blick zurück über den Stausee

Statistik Tour: 41.6 km, ca. 1442 Höhenmeter, Fahrzeit 4:52h

Val de Bagnes: Rund um den Lac de Mauvoisin ! (Part 1)

Prolog: Es gibt gute Touren und es gibt grandiose Touren. Die untenstehende gehört dazu, nicht unbedingt bikemässig, aber als Gesamtpaket. So konnte ich die Fotos einfach nicht  zusammenkürzen und deshalb gibt es mehr Bilder als üblich und den Tourenbeschrieb in zwei Teilen. Frohes Lesen!

Anfahrt zur Staumauer bei MadzeriaAlte Brücke bei La Vacheresse

Wer mich kennt, oder hier regelmässig mitliest, weiss, dass ich mit dem Mountainbike gerne hoch hinaus fahre und wenn zusätzlich Gletscher locken, ist der Glückspegel besonders hoch. So ein Tag sollte es heute mit der Tour rund um den Lac de Mauvoisin und hinauf zur SAC Hütte Chanrion werden. Die Tour findet sich übrigens im neuen Hütten-Bikeführer des SAC (alpine Variante). Nach einer relativ frischen Zeltnacht am Ufer der Dranse de Bagne starte ich frühzeitig um von den kühlen Morgentemperaturen zu profitieren. Auf einer Teerstrasse kurble ich von 1577 müM zum Hôtel de Mauvoisin auf 1841 müM hinauf.

Hotel MauvoisinSonnenaufgang am Mauvoisin

Über eine alte Brücke wechsle ich auf die andere Talseite. Durch die Schlucht führt übrigens ein abenteuerlich aussehender Klettersteig. Das alte Gebäude des Hotels thront hoch über dem Tal, wird aber seit den 50er Jahren vom mächtigen Staudamm im Hintergrund bedrängt. Im Hotel geniesse ich den überfälligen Frühstückskaffee und studiere einige Broschüren der Region. Wer will, kann bis hierher mit dem Auto fahren. Vom Parkplatz führt ein Themenweg über den Bau des Stausees bis hinauf zur Mauerkrone. Ziemlich eindrücklich, ist die Mauer doch die höchste Bogenstaumauer Europas und der Lac de Mauvoisin einer der grössten Stauseen der Schweiz. Ich frage mich nur, woher man den Beton hatte, um so ein Teil an einem so abgelegenen Ort zu bauen.

Staudammgeschichte am WegesrandEinrückliche Bogenstaumauer - Lac de MauvoisinBlick von der Mauerkrone ins Val de Bagnes

Weil die Staumauer in den 80er Jahren nochmals 13 Meter erhöht wurde, muss die Zufahrtsstrasse nun in einem Tunnel die letzten Meter zum See hinauf zurücklegen. Zum Glück ist dieser genügend beleuchtet und überrascht mit einer Kreuzung im Berg inklusive Wanderwegweiser. ‚Die spinnen die Schweizer‘, ist man versucht zu sagen. Links geht es raus auf die Staumauer und rechts weiter im Stollen dem Seeufer entlang.

Nur in der Schweiz - Wanderwegweiser im BergStollenweg mit Stauseeblicken

Das Panorama auf der Staumauer ist eindrücklich und aus den beiden Talflanken speisen tosende Wasserfälle den See. Der Wanderweg führt über knapp einen Kilometer durch eine Felsengalerie. Da kommt auf dem Mountainbike richtiges Abenteurfeeling auf. Erster Höhepunkt ist ein offener Wasserstollen, der einen halben Fluss in den See speist. Der kilometerlange Stollen fasst das Wasser des Glacier de Corbassière sowie der Dyure de Sery. Untenstehend die Innen- und Aussenansicht dieses künstlichen Wasserfalls aus dem Berg.

Wasserzufuhr zum Lac de MauvoisinWasser vom zwei Nebentäler

Wieder am Tageslicht öffnet sich der hinterste Teil des Val de Bagnes, das sich in Nebentäler verzweigt und mit 3000er Gipfeln an der Grenze zu Italien abschliesst. Mögliche Übergänge sind der Col de Crête Sèche und das Fenêtre de Durand, welches einige Verrückte auch schon mit dem Bike bezwungen haben. Hoch über dem See fährt man durch eine einsame Berglandschaft, geprägt von mächtigen Bergflanken, blumigen Alpenwiesen und Kuhherden.

Wieder im Freien - Les TemonésBergbach vom Tournelon Gletscher

Ebenfalls interessant sind die jahrhundertealten, ganz aus Stein gebauten Alphütten (Ecuire), in denen dem Holzgerüst nach noch heute Käse zum Reifen gelagert wird. Immer wieder halte ich inne um den tief unter mir liegenden, vom Gletscherwasser milchig schimmernden Stausee zu bestaunen. Leicht abfallend führt der Weg über Wiesen und durch steile Felsen bis ans Ende des Stausees.

Immer noch genutzt zur KäselagerungTypische Alphütte der RegionBlick zurück zum Lac de Mauvoisin

Das Tal ist umrahmt von nicht ganz ungefährlichen Gletschern. Auf dem Bild mit dem Wasserfall sind die Hängegletscher des Tournelon Blanc sichtbar und mir scheint die Situation bei einem Gletscherabbruch nicht ganz ungefährlich. Tatsächlich gibt es im Internet eine Gefahrenanalyse, aber allzu grosse Brocken sollten einem nicht auf den Kopf fallen. Ebenso interessant ist der Glacier du Giétro (im obigen Panoramabild oben rechts), der früher das Tal auf der Höhe der Staumauer blockierte und grosse Überschwemmungen verursachte. Heute muss er überwacht werden, weil ein Eisabbruch den See über die Staumauer schwappen lassen könnte.

Strasse hoch über dem StauseeStrecke entlang des SeesBlick zurück bei Charmotane

Nach einigen weiteren spannenden Wegabschnitten fährt man ans Ende des Stausees bei Boussine und blickt zufrieden auf die abgefahrene Strecke zurück. Es folgen zwei Höhenstufen von je etwa 200 Meter. Sowohl der Weg wie die Steigung sind gut fahrbar, aber langsam macht sich auf 2200m die dünnere Luft bemerkbar. Ich schalte einen Gang zurück, geniesse die Bergwelt und nehme es gemütlich, die Landschaft ist wild, karg und eindrücklich. Zudem kommt man bei ruhiger Fahrweise viel näher an die zahlreichen Murmeltiere ran.

Murmeli am WegesrandAubslick bei Chanrion

Schliesslich erreiche ich bei Chanrion, La Paume eine Alp auf 2338m und einen schönen kleinen See. Hier werde ich kurz die Originalroute verlassen und den im obigen Bild ersichtlichen, gut ausgebaute Felsenweg erkunden, der weiter ins Tal und näher zu den Gletschern führt. Dazu mehr im zweiten Teil.

Val de Bagnes: Camping und Sarreyer Loop !

Schönster Autobahnparkplatz der Schweiz

Im Prinzip waren zwei Wochen Urlaub rund ums Haus geplant, aber bei diesen Wetterprognosen konnte ich nicht zu Hause sitzen. Leider hatte meine Frau noch einige Geschäfte zu erledigen und so zog ich alleine los. Ich hatte Lust auf Unbekanntes und Neues. Die Wahl fiel auf das Val de Bagnes, welches ich noch nie besucht hatte. Besser bekannt ist der Tourismusort Verbier, der ebenfalls biketechnisch einen guten Ruf hat. Die Anfahrt ist lang und führt über Martigny in Richtung Grosser Sankt Bernhard. Da darf ein Halt auf dem wohl schönsten Autobahnparkplatz kurz vor dem Gliontunnel mit einem tollen Blick auf den Lac Léman nicht fehlen.

Blick auf Bonatchiesse talabwärtsBlick auf Bonatchiesse talaufwärts

Während die meisten Touristen bei Le Châble die Strasse nach Verbier nehmen, fahre ich geradeaus weiter ins Tal hinein. Die Strasse ist eng und windet sich durch die alten Walliser Dörfer. Je weiter man fährt, umso verlassener wird das Tal. Ausser der Elektrizitätswirtschaft läuft hier wohl nicht viel. Kurz vor der mächtigen Staumauer des Lac de Mauvoisin erreiche ich mein Tagesziel, die Alp Bonatchiesse und der im Talgrund liegende gleichnamige Campingplatz. Es ist Mittag und ich hätte Lust auf eine Biketour, muss aber zuerst das Zelt aufstellen und mich ärgern.

Staumauer MauvoisinSteinerklärgarten beim Camping

Da leiht man das 2-Mann Zelt einmal an die Teenies aus und findet danach eine kaputte Zeltstange im Sack. Mac Gyver mässig nähe ich die Gummischnur, welche die Stangen zusammenhält und fädle das Ganze wieder irgendwie zusammen. Die Notoperation gelingt und nach einer Stunde steht die Unterkunft und ich kann endlich aufs Mountainbike auf eine kleine Erkundungsfahrt. Gleich beim Eingang zum Campingplatz erklärt ein schöner alpiner Park die Herkunft der verschiedenen Gesteinsarten der Region – interessant.

Kraftwerk in FionnayKraftwerk in Fionnay

Wohin nun? Viele Varianten gibt es nicht: Tal rauf oder Tal runter! Ich wähle das letztere und fahre runter nach Fionnay. Das Dorf besteht nur aus und wegen den Wasserkraftwerken. Da gibt es Speicherseen, Turbinen, Wehre und Druckstollen wohin man hinblickt. So erstaunt es nicht, dass das Wasser des Lac de Dix kilometerweit unter der Rosablanche hindurch hierher geführt wird, anstatt im eigenen Tal abwärts zu fliessen. Vollständig James Bond mässig ist das in eine Felswand gehauene Kraftwerk Fionnay mit seinen drei Trafostationen direkt im Berg. Beeindruckend, was hier konstruiert wurde und man fragt sich, ob das noch rentabel wäre, müsste man dies heute wieder bauen.

Alte Dtrasse nach LourtierVal de Bagnes - Lourtier

Ich fahre talwärts und verlasse das moderne Strässchen, um den Tunnel bei Plamproz zu vermeiden wähle stattdessen den alten Weg auf der rechten Talseite. Das gibt einige Trails runter nach Lourtier. Wie weiter? Der Tag ist noch jung und so suche ich die Traverse in Richtung Verbier und fahre zum idyllischen Dorf Sarreyer hinauf. Wallistypisch hängen die braungebrannten Holzhäuser zusammengekauert über dem Abgrund. Leider hat die Dorfbeiz geschlossen und stattdessen mache ich eine Dorftour und finde interessante Dinge, wie eine uralte Mühle, die  nicht nur mahlt, sondern multifunktional ebenfalls sägt und presst.

Alte Walliserhäuser in SarreyerMulifunktionale Mühle in SarreyerPanorama Sarreyer

Fast so beeindruckend sind die grossen Holzstapel in Sarreyer. Da braucht es etwas Mut um sich unter diesen Beige zu stellen. Scheint richtig solid gebaut zu sein…

Holzstapel in SarreyerHot Berry - Alpenstyle

Damit ich nicht zu spät zur Anmeldung zurück auf dem Campingplatz bin, wende ich und fahre den fast gleichen Weg wieder zurück. In Lourtier geniesse ich ein feines Dessert und kaufe im letzten Dorflädeli des Tales ein Sixpack Bier. Mit diesem Gewicht am Rücken wird der Aufstieg bei gefühlten 30 Grad zur Herausforderung. Ziemlich verschwitzt komme ich schliesslich in Bonatchiesse an und richte mich gemütlich beim Zelt ein, lausche dem Rauschen des Bergbaches und ‚chille‘ in die Nacht hinein, wie man heute so schön sagt.

Zelt und BikeSteinmannli an der Drance de Bagnes

Statistik Tour: 24.4 km, ca. 732 Höhenmeter, Fahrzeit 2:30h