(Zum Teil 1) Rund um den Berg pedalt und vor mir liegt das vom Restkanton abgeschnittene Bogental. Das Tal hat ein wenig Auenlandflair und ist nicht umsonst ein wichtiges Naturschutzgebiet, wo übrigens der letzte Bär des Baslerlandes lebte. Im Talgrund hat es einen schönen Teich, der früher zum Fluten der Lüssel genutzt wurde, um das geschlagene Holz der Gegend möglichst bis nach Basel flössen zu können. Spannend! Auf der kurzen Abfahrt zum Hof Bogenthal (766m) lockere ich die Beine für den folgenden Aufstieg zum Vogelberg (1106m).
Es folgt ein kurzes Stück wo das Bike getragen und geschoben werden muss. Zusätzlich liegen noch einige umgefallenen Bäume im Weg und im unteren Teil muss eine Wiese mit einer Herde Mutterkühen umgangen werden. Schliesslich erreiche ich einen Schotterweg, der ausnahmsweise genau der Grenze folgt, die sich der Nordflanke der Passwang hinaufzieht. Die Steigung ist angenehm und alles ist fahrbar. Ich lasse mich von den farblich markierten Grenzsteinen leiten und kehre schliesslich im gutbesuchten Bergrestaurant Vogelberg zu einem Glas Most ein. Auf der Terrasse entstand das obige Panoramabild mit Blick zurück ins Bogental.
Der nächste Abschnitt ist spannend und führt über den Gratweg der Hintere Wasserfalle. Ich bin erstaunt über die vielen Wanderer und deshalb etwas gestresst, ist der Weg doch typisch juramässig schmal und kantig. Dabei gibt es immer wieder fahrbare Abschnitte und es macht ziemlich Spass, trotz oder wegen den etwas Kommentaren der Ausflügler. Der Grund für die Völkerwanderung wird später klar, auf die Wasserfallen führt von Norden her eine Gondelbahn hinauf. Noch etwas schieben und ich stehe auf dem 1004m hohen Wasserfallen, der nicht nur ein Berg, sondern ebenfalls ein alter Passübergang ist. Tatsächlich liegt der Bergriegel auf der direkten Linie Balsthal – Liestal und so musste man auf der kürzesten Strecke in den Norden nur eine Jurakette überwinden.
Einige Meter weiter in Richtung Osten bin ich beim Chellenchöpfli bereits wieder alleine. Über Wiesentrails (mit kurzen Schiebepassagen) fahre ich hinauf zum Ischlag, wo ein sehr schöner Grenzstein steht. Immer dunklere Regenwolken ziehen auf und es wird zunehmend kühler. Es bleibt wenig Zeit zum Rasten und ich fahre weiter nach Sool.
Obwohl ich bereits auf 1000m bin, müssen nochmals 127 Höhenmeter bis zum Bilsteinberg überwunden werden. Scheint nicht viel, aber beim ersten Antritt fährt der Krampf so richtig in die Oberschenkel. Ich schalte zwei Gänge zurück, trinke viel und mache eine kurze Pause. Zum Glück kommt eine längere Schiebepassage quer die Wiese rauf, was die Beine etwas entlastet. Irgendwo steht eine interessante Apparatur im Gebüsch, die wohl eine Pumpe war. Heute schätzt man die Landschaft wegen der Natur, aber wer auf die Spuren der Vergangenheit achtet, wird sehen, dass hier fast jeder Bach industriell genutzt wurde, beispielsweise für die Textil- oder Glasproduktion.
Auf dem Bilsteinberg bzw Helfenberg brauche ich geschützt vor dem bissigen Wind erneut eine etwas längere Pause. Zum Glück findet sich noch eine Banane und eine Blätterteigapfeltasche im Rucksack. Ich bewahre die guten Dinge immer für den Schluss auf, da schmeckt es doppelt so gut.
Als wäre die Tour als eine Mountainbiketour geplant gewesen, gibt es das Singeltrailfestival zum Schluss. Die Pfade auf dem Bilsteinberg, Helfenberg und Helfenbergflue zur Breitenhöchi sind toll und angereichert mit fahrtechnisch anspruchsvollen Spitzkehren. Dazu gibt es endlich wieder Grenzsteine zu sehen. Auf der Breitenhöchi (845m) muss ich den Schweinehund ein letztes Mal überwinden, um einen relativ sinnlosen Umweg zum Beretenchopf (1106m) einzubauen. Die Oberschenkel zwicken bereits wieder und so fahre ich im kleinsten Gang im Touristenmodus auf den Berg.
Die direkte Abfahrt über den Grat nach Langenbruck schien mir auf der Karte bereits etwas steil und in der Natur erweist sie sich als schlecht fahrbar. So steige ich zu Fuss die paar Meter zur Grenze ab und finde quasi als Lohn für die Mühe den grössten und schönsten Grenzstein des Tages. Mission erfüllt! Auf rassigen Trails und Waldwegen fahre ich ab nach Langenbruck zum Auto.
Fazit: Ich wiederhole mich – die Grenztouren sind echte Abenteuer und tolle sportliche Herausforderungen, die mich regelmässig ans Limit bringen. Dafür entdeckt man Wege und Orte, die in dieser Art nie auf einer Tourenliste wären. Das Ganze wird schliesslich noch angereichert mit sehr viel Geschichte.
Für weitere Informationen zur befahrenen Region verweise ich gerne auf die sehr ausführliche Webseite von Regionatur.
Statistik: 79.8 km, ca. 2399 Höhenmeter, Fahrzeit 7:28 h
ja auf dem Grattrail zwischen Vogelberg und Waldweid macht man sich an einem Wochenende keine Freunde mit dem Bike, unter der Woche wäre das viel einfacher gewesen und da hat es sicher einiges weniger an Fussvolk. In der Region Helfenberg-Bilsteinberg bin ich da letztens auch rumgekurvt, recht unbekanntes Terrain, scheint mir, was die Bikespuren angeht, aber schöne Gegend.
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