Wie versprochen hier noch ein touristischer Schnelldurchlauf unserer Ferien in der Normandie. In die Normandie gelangt man meist über die imposante Hängebrücke ‚Pont de Normandie‚, von Le Havre über die Seine-Mündung. Bereits das erste Städtchen ‚Honfleur‘ empfängt die Touristen mit seinem mittelalterlichen Charme, seinen Fachwerkhäusern, der beeindruckenden Holzkirche und den vielen Kunstboutiquen. Spätestens am Fluss Orne in Bénouville wird man vom alles dominierenden Thema der Gegend eingeholt, der alliierten Landung in der Normandie im Sommer 1944. Ein sehenswertes Museum, das Pegasus Memorial, zeigt wie die britischen Fallschirmtruppen mit Gleitern im Handstreich die Brücken über die Orne besetzten und damit die linke Flanke der Operation ‚Overlord‘ absicherten.
Nun geht es Schlag auf Schlag den Landungsabschnitten mit den Codenamen Sword, Juno, Gold, Omaha und Utah Beach entlang. In Arromanches-les-Bains gibt es direkt am Meer ein Museum über die beeindruckende Leistung innert weniger Tage nach der Landung einen künstlichen Hochseehafen zu bauen. Die Trümmer davon liegen noch heute gut sichtbar am Strand und im Meer. Etwas weiter beginnt die Landungszone der US-Amerikanischen Truppen mit dem Friedhof Colleville, wo Tausende von weissen Kreuzen in eindrücklicher und drastischer Weise an die unzähligen Opfer erinnern, die die Befreiung Europas vom Joch der Nazis gekostet hat. Ein Besuch ist hier Pflicht und als Kontrast auch einer auf den deutschen Soldatenfriedhöfen.
Es folgt Omaha Beach, der am Landungstag mit den meisten Verlusten verknüpft ist. Wenn man den langen, weiten Sandstrand sieht und dann die steile Landpartie mit den verbunkerten deutschen Stellungen, erstaunt das nicht weiter. Der Sandstrand eignet sich übrigens hervorragend für ein frisches Bad, auch wenn dies für geschichtsbewusste Besucher etwas mit einem flauen Gefühl im Magen stattfindet.
Ein weiterer Höhepunkt die deutsche Artilleriestellung auf dem markanten Felsvorsprung Pointe du Hoc. Eindrücklich die massiven Krater der Bombeneinschläge der alliierten Luftwaffe und noch erstaunlicher, dass die Stellungen durch die Deutschen gehalten wurden. Erst mit einem legendären Einsatz der US-Ranger, die über die Falaise hinaufkletterten, konnte die Batterie eingenommen werden.
Bekannt aus Filmen und Computerspielen die Abwurfzone der amerikanischen Fallschirmtruppen zum Schutz der rechten Flanke mit guten Museen in Sainte Mère-Eglise und Saint-Côme-du-Mont, dem Dead Man’s Corner. Eine Puppe des am Kirchturm gestrandeten amerikanischen Soldaten hängt noch heute dort. Hier wird klar, welcher Business mit dem Krieg vor einem halben Jahrhundert betrieben wird und kaum ein Tourist kann sich dem entziehen.
So ist man froh, sich wieder etwas mehr der wilden Natur der Normandie zuzuwenden, am Besten im äussersten Nordwestlichen Zipfel mit der Dünenlandschaft ‚Calvaire des Dûnes‘ oder dem Nez de Jobourg. Wer genauer hinschaut sieht nicht nur Natur, sondern darin eingebettet die Atomanlagen von Flamanville und der Wiederaufbereitungsanlage von La Hague. Ob es hier wohl strahlt? Am besten liest man die Meinung von Greenpeace erst nachher. Egal, wir Schweizer senden unsere Brennstäbe ja auch hierhin und müssen deshalb schweigen.
Schön ist Goury mit seinem Leuchtturm und der Rettungsstation, die in den letzten zweihundert Jahren vielen Schiffbrüchigen das Leben gerettet hat. Noch heute fährt das Rettungsschiff mehrmals die Woche raus, um in Seenot geratenen Schiffen in diesen sehr schwierigen und tückischen Gewässern zu helfen.
Richtig in der Normandie fühlt man sich an der jährlichen Chilbi im kleinsten Hafen Frankreichs in Port Racine. Bei lokaler Musik kommt man dem lokalen Gefühl der Normandie schon sehr nahe. Für einen Regentag empfiehlt sich ein Besuch in Cherbourg im Museum La Cité de la Mer mit der Möglichkeit das Französische Atom-U-Boot Le Redoutable zu besuchen. Damit schliesst sich der Kreis zur neueren Geschichte und wir verlassen die Normandie in Richtung Bretagne.
Fazit: Die Normandie scheint einiges zu bieten, ist aber an der Küste extrem auf den 2. Weltkrieg fokussiert. Wer dies interessiert, ist hier im El Dorado. Wer eher die Natur interessiert, dürfte mit der Bretagne besser bedient sein.