Wir haben an diesem Tag mit mittelprächtigem Wetter Lust auf eine lockere Tour und wählen die Tour 244 durch das Val di Sella. Das Tal ist durch einen Hügelzug seitwärts vom Valsugana abgetrennt und lässt sich so schön in einer Kreisrunde um- und erfahren. Wie immer täuschen die Höhenverhältnisse und so kommen am Abend über 800 Hm zusammen.
Die Anfahrt von Levico Terme erfolgt über den top ausgebauten Valsugana Radweg. Meistens der Brenta entlang spulen wir in der Ebene die Kilometer ab, vorbei an den Dörfern Novaledo und Roncegno Terme. Der Radweg zieht ebenfalls die meist älteren, aber durchtrainierten, italienischen Radrennfahrer an, welche uns in hohem Tempo überholen und wohl erst in Venedig wieder bremsen. 😉
Apropos Bremsen – Kurz vor dem malerischen Ort Borgo Valsugana schleift bei meinem Vorderrad Metall auf Metall und so gibt es auf dem Dorfplatz einen improvisierten Bremsbelagwechsel. Genau am richtigen Standort um die schöne Panoramakarte des Val di Sella und die Fortführung der Route zu studieren. Nach etwas Wartezeit kommt meine Frau von ihrer Ortserkundung zurück und wir nehmen den langen Anstieg von der Brücke über die Brenta (380m) bis zum fast 1000m hoch gelegenen Ende des Val di Sella in Angriff.
Anstatt auf der ausgeschilderten Route folgen wir auf der linken Talseite einer kaum befahrenen Nebenstrasse ins Tal – sehr empfehlenswert. Bei Le Prae vernichte ich über langgezogene Serpentinen Höhenmetern, während meine Frau auf dem E-Bike mitleidig (so hoffe ich doch) nach unten schaut. Nach dieser ersten Anstrengung wird die Strasse etwas flacher und führt kurvig durch einen schönen Wald, immer unterhalb der mächtigen Felstürme der Sieben Gemeinden. Im erstbesten geöffneten Albergo, dem Ristorante Al Cipriani, kehren wir für eine Erfrischung ein.
Wieder auf der Talstrasse bleiben wir auf dieser und verzichten auf den Abzweiger in die Höhe der linken Talflanke gemäss Originalroute. Doch das Talsträsschen hat es ebenfalls in sich – das ganze Val di Sella entpuppt sich als eine einzige grosse Naturkunstinstallation. Links und rechts des Weges stehen wunderbare Skulpturen geformt aus noch lebenden oder toten Pflanzen. Sie sind Teil des Artenature Wanderweges, welcher das Tal hinauf führt.
Während das Tal generell etwas einsam ist, wechselt die Szenerie am Talende schlagartig. Mehrere Busse aus halb Italien laden Schulklassen von Kindern aus und wir sind echt erstaunt. Des Rätsels Lösung – Der Natur-Kunstpark Artesella mit seinen fantastischen Naturinstallationen. Wir verzichten trotzdem auf den Besuch und begnügen uns mit einem Kaffee und einem kleinen Imbiss in den wunderbaren Naturarkaden des Restaurants des Parks.
Die Abfahrt zurück nach Braco ins Valsugana hat es in sich, steil und schottrig, leider ohne grossen Trailanteil. Dafür ist die Natur wildromantisch und die Schlucht kann bei Unwettern wohl ziemlich ungemütlich werden. Weit oben thront das Fort auf der Cima Vezzena und zieht bei jedem Halt unsere Blicke an – unglaublich, dass wir vor zwei Tagen dort mit unseren Mountainbikes standen. Der Weg zurück ins Hotel ist nur noch ein Ausfahren.
Fazit: Das Val di Sella ist verstecktes Kleinod und definitiv ein Besuch wert. Wenn die Zeit reicht sollte man den schönen Kunstwanderweg und die Ausstellung Artesella mitnehmen. Mit dem Bike ist der Wanderweg aber Off-limits. Schöne Tour – wenig Trail – viel Natur-Kunst!
Statistik: 39.1 km, ca. 836 Höhenmeter, Fahrzeit 3:16 h