Warnung: Bilderflut… Aber Erstens war ich schon lange nicht mehr auf dem Bike und Zweitens war die Szenerie einfach zu fotogen!
Eine Erkältung, welche ich mir im Tessin aufgelesen hatte, verhinderte im Oktober jegliche Outdoorkilometer. An diesem Samstag gab es kein Halten mehr. Bei über 13°C auf 2000m Höhe und relativ schönem Wetter wollte ich nochmals eine Alpintour machen. Ganz weit oben auf meiner To – Do Liste steht ein absoluter Bikeklassiker – Die Tour zur Portail de Fully. Morgenstund hat Gold im Mund… das hiess um 0445 Uhr aus dem Bett, damit ich mit genügend Frühstück und Kaffee im Magen rechtzeitig an der Talstation der Dorénaz – Alesse – Champex Seilbahn stand.
Um 0750 Uhr bin ich der einzige Gast und habe das kleine Bähnli für mich alleine. Die 8 CHF inkl Mountainbike sind für die 673 Hm vom Talgrund (451m) zur Bergstation (1124m) sehr gut investiert. Es wird an diesem Tag noch genügend Höhenmeter geben. Die Bahn ist übrigens nicht nur durch einen Bikeshop gesponsert, sondern auch bestens auf Mountainbiker vorbereitet. Einzig die Kopfüber-Montage der Bikes an der Seilbahnkabine verlangt etwas Vertrauen und zur Demontage die richtige Technik. 😉 Während die ersten Sonnenstrahlen die Dents du Midi in goldiges Morgenlicht tauchen, fahre ich die ersten Höhenmeter hinauf.
Bei den alten Minen von La Méreune endet das Asphaltsträsschen. Ich schaue mir kurz die verlassenen Fabrikgebäude und die Ruinen der Kohlemine an. Im hinteren Teil des Areals sieht man noch einen eingestürzten Minenschacht. Alte Minen sind immer sehr faszinierend – hat etwas von amerikanischen Ghost Towns. Bis zu 750 Arbeiter haben hier mal Kohle geschürft. Wer Französisch kann, dem sei dieser Artikel (.pdf) empfohlen.
Weiter geht es immer gut fahrbar hinauf bis zur Cabane du Scex Carro. Es folgt ein Wiesenweg inklusive einiger giftigen Anstiegen bis auf 2000m Höhe. Dann ist fertig lustig und das Mountainbike muss für ca. 15 Minuten geschoben werden, bis man wieder auf einen besseren Wanderweg trifft. Ich brauche deutlich länger, weil die Sonne nun hinter der Krete hervorgekommen ist und die goldenen Lärchen so richtig strahlen lässt. Einfach wunderbar!
Der weitere Aufstieg auf dem Wanderweg via Grand Teisé ist mindestens bis zum Abzweiger ‚im Prinzip fahrbar‘. Ich muss trotzdem vieles schieben, mit fehlt die Kraft. Keine Ahnung ob es an der Höhe liegt, oder meiner vergangenen Erkältung – vielleicht bin ich auch einfach zu schwach. 😉 Egal, beim Aufstieg kann man sich kaum am Panorama sattsehen.
Langsam gibt es neben und auf dem Weg einige Schneeresten von den Niederschlägen der letzten Woche. Am Morgen hatte ich noch die Befürchtung irgendwann vor einem Scheefeld zu stehen. Die Sorge war unbegründet. Auf 2330m steht man mitten in der Bergflanke überraschend am höchsten Punkt der Tour. Es folgt ein zuerst etwas technischer, anschliessend sehr flowiger Trail bis zum Höhepunkt der Tour – der Portail de Fully (2267m).
Das Portail de Fully ist ein genialer Aussichtspunkt hoch über dem Rhoneknie. Die Lage ermöglicht Fernblicke auf die Mont-Blanc Kette und die Dents du Midi. Gegen Osten sieht man über das ganze Unterwallis und gegen Süden liegt Martigny zu Füssen. Wer sich an den Abgrund wagt, sieht direkt nach Fully runter – Fast 1800m freier Fall und ebenfalls 1800 Höhenmeter Abfahrt mit dem Mountainbike. 😉
Die Temperaturen sind wirklich mild und es hat an dieser ausgesetzten Stelle heute fast kein Wind. So sitze ich hin, esse meine Sandwichs und geniesse einfach den Moment.
Weiter führt die Tour runter in Richtung Montagne de Fully, einem Talkessel mit zwei Seen, der vom mächtigen Grand Chavalard umrahmt wird. Ich freue mich auf die folgende Abfahrt.
Leider werden die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Der Trail über Lui Desande ist bockig und für mich über weite Strecken nicht fahrbar. Zudem ist der Boden bereits gefroren und nur die obersten Zentimeter sind aufgetaut – das macht das Fahren nicht einfacher. Wie bei Ventoux zu lesen ist, dürfte der Weg links um den See aber nicht besser sein. Ändu und Pesche beschreiben übrigens die Variante über den Col de Fenestral. Dazu bin ich heute zu wenig fit und auf der anderen Talseite hätte ich vielleicht ein Schneeproblem.
Bevor der Holy Trail der Tour in Angriff genommen werden kann, muss dieser nochmals durch einen kurzen Aufstieg über eine Geröllhalde verdient werden. Dabei sind einige Meter sogar befahrbar.
Genau am richtigen Ort gibt es göttlichen Beistand für die endlose Abfahrt runter ins Rhonetal. Vor mir liegt ein breiter, vollständig fahrbarer Wanderweg, der die ganze steile Flanke des Grand Chavalard quert und auf einem Parkplatz bei l’Érie endet. Das ist ebenfalls der Grund, wieso mit dem einen oder anderen Wanderer zu rechnen ist.
Der Trail ist wirklich absolut genial – flowig und dazu noch eine Aussicht, für die zu beschreiben Worte kaum zu finden sind.
Dazu kommt heute noch der Indian Summer mit seinen wunderbaren goldenen Farben wohin man schaut. Leider ist man schneller wieder auf der Schotterstrasse als einem lieb ist. Dafür bleibt die Gegend grossartig.
Ich verzichte auf das Serpentinenmassaker in der direkten Falllinie runter ins Tal via Beudon. Natürlich ist die Portail de Fully Tour berühmt wegen dieser Abfahrt aber die diversen Berichte im Internet sind nicht nur positiv. Die Strecke scheint in relativ schlechtem Zustand zu sein und Hinterradversetzen gehört immer noch nicht zu meinem Fahrtechnikrepertoire.
So wähle ich die Abfahrt über einen nicht befahrenen Schotterweg via Sinlio, Sinday und Le Grand Dévaloir. Durch Herbstwälder kurvt man eine halbe Ewigkeit in hohem Laub die Talflanke runter. Ich befürchte fast, dass die glühenden Bremsscheiben das Herbstlaub entzünden könnten. In der drittletzten Kurve hat mein Hinterpneu keine Luft mehr und so gibt es eine unfreiwillige Reparaturpause. PS: Drei Platten in drei Touren? Irgendwas stimmt da nicht, aber trotz Detailsuche konnte ich nichts im Reifen finden. Das muss ich mir zu Hause im Detail anschauen.
Der Rest der Tour ist einfach erzählt. Auf der offiziellen Rhoneroute fahre ich durch die Weinreben von Fully und weiteren Ortschaften zurück nach Dorénaz. Die herbstlichen Reben sind wunderschön und ich freue mich bereits auf den sehr guten 2015er Jahrgang der Walliser Weine.
Fazit: Die Tour wird nicht umsonst gehypt. Die beiden Flowtrails der Tour sind eine Klasse für sich und gekoppelt mit der Aussicht auf der Portail de Fully ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Zum Glück habe ich übrigens den Aufstieg mit der Bahn gemacht, ohne fährt man 1880 Höhenmeter am Stück hoch und das ist dann ebenfalls ein Erlebnis, das ich nicht zwingend brauche. 😉
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Statistik Tour: 44.9 km, ca. 1419 Höhenmeter, Fahrzeit 4:51h
Die Tour ist wegen der hammermässigen Aussicht ein Muss. Ein toller Fleck dieser Portail de Fully.
Und für die Kehrenabfahrt braucht es kein Hinterradversetzen. Nur sehr gute Bremsen. Sie ist einfach grausam steil. Vor ein paar Jahren war der obere Teil jedoch voller Schotter und fast nicht mehr fahrbar.
Ich muss die Tour auch wieder mal fahren. Wegen der Aussicht und weil es mich wunder nimmt wie die Abfahrt nun ist. Wenn mich also jemand mitnehmen möchte ? 🙂
Danke Rotscher für den Kommentar
Für die Testfahrt musst Du dir wohl einen Anderen suchen. Für mich war schon der Waldweg steil genug und ein echter Bremsenkiller…
Meine Bremsen sind nicht zu bremsen 😉
Falls es passt, bin ich auch dabei 😎
Eine Tour, die ich noch in guter Erinnerung habe….Sieht im Herbst traumhaft aus. Ob das Serpentienmassaker runter nach Beudon wirklich so schlimm ist, muss ich mir beim nächsten mal anschauen (Hinterradversetzen macht mir mittlerweile immer mehr Spass)… 😉
Sieht natürlich auch wunderbar aus im Spätherbst. Ich habe mich noch nie getraut, in das Gelände der alten Kohlemine einzudringen, jetzt weiss ich darüber ein bisschen mehr. Und mit der Abfahrt hast Du wohl auch richtig gewählt, ist eher etwas für Sven…
eine tour die ich unbedingt auch mal unter die räder nehmen muss 8)
einfach herrlich diese indian-sommer-farbenpracht, wir konnten uns daran auch kaum satt sehen.
im gegensatz zu uns hast du aber die bessere talseite gewählt, wir kamen bei 2200m schon in den schnee.
… welch passender Name für ein MTB-Tour. Wieder einmsl traumhafte Bilder. ☺