Nach dem Europawegtrail ist der Tag noch nicht zu Ende. Beim Tourismusbüro nehmen wir unser Gepäck entgegen und fahren mit der Gornergratbahn zur Station Rotenboden (2815m). Anderer Blickwinkel, gleiches Panorama, gleiches Stauen. Der schwarze ‚Kemp‘ rechts im Vordergrund ist das Riffelhorn.
Nach einigen Metern Abfahrt, zwischen asiatischen Wandergruppen hindurch, lädt der Riffelsee zu Fotos ein. Das Matterhorn trägt wieder einen Umhang aus Wolken. Bei einem günstigen Zeitpunkt zwischen zwei Wandergruppen fahren wir am See vorbei und auf einem breiten Wander-Trampelpfad zum Riffelberg runter.
Die Abfahrt ist kurz und dank des ausgetretenen Weges mit viel Speed zu fahren. Auf dem Riffelberg (2582m) bestaunen wir die Tribüne der Freilichtspiele Zermatt. Aktuell läuft Romeo und Julia und ich kann mir die Liebesszenen vor dem abendlichen Matterhorn lebhaft kitschig vorstellen. Da passt die kleine Kapelle perfekt ins Sujet.
Unser heutiger Übernachtungsort ist das Hotel Riffelhaus 1853. Das historische Berghaus aus dem Jahr 1853 wurde frisch renoviert und ist preislich in der gehobenen Klasse. Trotzdem schämen wir uns als dreckige Mountainbiker nicht – schliesslich lebt das Riffelhaus von der Geschichte des Outdoorsports, wenn auch eher von jener der Bergsteigerlegenden. Zudem ist die Atmosphäre auf dieser Höhe relativ locker. Wir richten uns gemütlich ein und testen sogleich den Wellnessbereich.
Die Sauna und der Whirlpool sind das eigentliche Highlight des Hotels. Die grosse Holzsauna bietet eine riesige Glasfront inkl Liegeterrasse mit unverbautem Blick aufs Matterhorn. Hier könnte ich ewig liegen und den Ausblick und die wechselnde Stimmung geniessen. Keine Ahnung ob es die Top Ten Saunas der Welt gibt, aber jene des Riffelhauses gehört definitiv dazu – und dafür alleine würde ich ausnahmsweise schon mal etwas mehr Geld auf den Tisch legen. Leider treiben ausländische Gäste die Zimmerpreise in kritische Höhen.
Die Leistung stimmt grundsätzlich. Das Frühstückbuffet ist reichhaltig, die Zimmer duften nach Holz, die Badezimmer sind spiegelblank, die Bar ist eine Wohlfühloase und der historische Saal ein Erlebnis für sich. So richtig schön wird es wenn die letzten Tagestouristen ins Tal verschwunden sind und die Stille der Natur auf den Berg auf 2565m zurückkehrt.
Nach dem vorzüglichen 4-Gang Menü mit Salatbuffet, Vorspeise, Hirsch und Dessert verbringe ich den Abend auf der Terrasse hoch über dem leuchtenden Zermatt. Es sind dies die Momente, welche eine Übernachtung ‚auf dem Berg‘ so einzigartig machen. Dass man dabei nur einen Schritt vom Luxus ‚drinnen‘ entfernt ist, macht das Erlebnis nicht weniger attraktiv. 😉
Der Tag war lang und wir sind müde und so geht es nach dem Eindunkeln rasch ins Bett um von den heutigen Erlebnissen auf den Singletrails zu träumen.