Dieser Samstag war für eine Tagestour gebucht und ich wählte die Grimmialp Tour aus diesem Buch. Morgenstund hat Gold im Mund und so war ich bereits um 0700 Uhr in Zweisimmen bereit. Bei nur 6°C fuhr ich zum Aufwärmen entlang der Simme und des Flughafens St. Stephan nach Matten. Dort liess die erste Rampe auf einem grobschottrigen Karrweg keinen Zweifel am Anspruch und Charakter dieser Tour aufkommen.
So freute ich mich auf die ersten Sonnenstrahlen und einen Kaffee im Restaurant Alpenrose. Ich war das erste Mal im Färmeltal und es präsentierte sich im besten Licht. Die ersten 1000 Höhemmeter mussten auf einem ziemlich steilen Asphaltsträsschen abgearbeitet werden, dafür wurde das Panorama mit jedem Meter schöner. Nach einer kurzen Schiebepassage erreichte ich schliesslich die Gemmifurggi, mit 2023m der höchste Punkt der heutigen Tour!
Nach einer kurzen Rast um die Bergwelt einwirken zu lassen war ich bereit für die Abfahrt auf die Grimmialp. Der erste Teil führte quer über die Alpwiesen und zwischen den Kühen hindurch, der zweite Teil verleitete zu schnellen Fahren auf steilen Schotterwegen. Wie immer im alpinen Gelände sind die Wege keine Flow-Singletrails, aber in diesem Fall war alles fahrbar.
Auf der Grimmialp wurden Kindheitserinnerungen wach. Wir haben in der Jugend viele schöne Stunden im Diemtigtal verbracht und so war das malerische Blauseeli für mich ein kleines Stück Heimat. Die heutige Jugend erfreut sich übrigens am beliebten Grimmimutzweg. Ein Singletrail entlang der Fildrich führte runter nach Eye wo die Bäckerei im Diemtigtal den hungrigen und durstigen Mountainbiker wieder aufleben liess. Es gab Sinalco und einen herrlichen Nidlechuche.
Die Zwischenverpflegung war dringend nötig, denn die zweiten 1000 Höhenmeter standen auf dem Programm. Auf einem Alpsträsschen mit relativ angenehmer Steigung fuhr ich rauf zum Meniggrund. Erneut gab es links und rechts des Weges schöne Ausblicke (beispielsweise hinüber zum bisherigen Tourenverlauf – Bild links) und auf schroffe Felswände. Weil der Tag noch jung war, traf ich bei Untergestelen eine folgenschwere Entscheidung. Anstatt weiter via Seebergsee, Stierematt zurück nach Zweisimmen zu fahren, hatte ich mir die Umrundung des Niderhorns in den Kopf gesetzt. Das Drama nahm seinen Lauf!
Auf einem handbreiten Wanderweg querte ich die Niderhornflanke. Trotz fehlenden Höhenmetern verunmöglichten Felsen und Geröllfelder ein Fahren. Als Konsequenz musste ich das Bike ca. 35min Tragen. Damit hatte ich gerechnet. Nicht gerechnet hatte ich mit zwei weiteren Abschnitten welche nur als Kuhmatschwege zu bezeichnen sind und jedes Fortkommen schon zu Fuss extrem erschwerten. So kämpfte ich mich durch die Wiesen und nach weiteren 30min fluchen war meine Geduld zu Ende. Als das GPS durch eine weitere Kuhwiese zeigte, war angesichts von über 2100 Höhenmetern und Kuhfladen an den Schuhen ein Entscheid fällig. Übungsabbruch!
Auf einem extrem steilen Schotterweg ging es runter ins Simmental. Im unteren Teil flog mir noch bei ca. 40 km/h eine Biene oder eine Wespe ins Hosenbein. Ein kleines Tänzchen, ein öffentlicher Striptease und ein brennender Oberschenkel war die Folge. Irgendwie musste ich nun wieder zurück zum Auto und so genoss ich die Fahrt hinauf nach Zweisimmen auf der Radroute Nr. 9. Dabei traf ich noch auf eine sehr uniformierte, sehr disziplinierte Gruppe von deutschen Alpenüberquerern.
Fazit: Wunderbare, aber anspruchsvolle Tagestour mit schönen Panoramablicken und unbekannten Seitentälern. Leider habe ich den Seebergsee und die Abfahrt nach Zweisimmen verpasst. Lehre daraus: Kartenentscheide in Höhen von 2000m sind immer etwas risikoreich. Es hat trotz des verkorksten letzten Teils sehr viel Spass gemacht. Zufrieden bin ich auch mit meinem Fitnessstand: 70km und 2300Hm ohne nennenswerte Probleme wie Krämpfe oder ähnliches überraschen mich selber.
Statistik: 70.3 km, ca. 2332 Höhenmeter, Fahrzeit 7:00 h
Das sieht wirklich nach einer schönen Tour aus und die 70 Km und über 2000 Hm können sich auch sehen lassen. Besonders bei diesen Schiebepassagen.
Und wieder mal schöne Fotos hier im Blog, besonders das Panorama gefällt mir sehr gut.
Habe soeben das Buch gezückt und nachgelesen. Scheint eine wirklich tolle Tour zu sein.
Dein Bericht und die Bilder motivieren auch.
Mit dieser Kondition kannst du ja locker im Oberengadin in meiner Gruppe fahren 🙂 Bis bald!
Chapeau,so viele Hm.in diesem Gelände,ich kenne die Grimmifurgi aus eigener Erfahrung un weis wie Steil es ist,am besten wäre wohl die Abfahrt hinunter nach Blankenburg gewesen,toller Trail.
Kann ich bbbaschtl nur zustimmen, tolle Tourenbeschreibung und super Bilder. Das mit der Wespe/Bine kann ärgerlich werden, wenn man am falschen Ort an der falschen Stelle gestochen wird.
Bin mal wieder neidisch, auf eure Gegend 🙂
Tolle Tour mit traumhaften Bildern!