Die Lago Tour !

Letzter (Bike-)tag in der Toskana und wir fahren erneut einen Klassiker auf der Massa Vecchia Tourenliste: Die Lago Tour in der Variante Easy. Bei schönstem Wetter geniessen wir nochmals die toskanische Landschaft. Einzig meine Kamera findet das Mittelmeerlicht nicht so toll und hat Mühe die echten Farben einzufangen. Ich muss wohl langsam die Kamera wechseln oder endgültig auf das Mobiltelefon umsteigen. Mit all den Instagram-Filterfotos ist man sich natürliche Farben, die nicht ‚knallen‘, kaum mehr gewohnt. 🙁

Zum Tourbeginn wird ein lustiger Trailzusatzloop via die Industriezone von Valpiana eingelegt. Weil meine Frau auf mich wartet, gebe ich ziemlich Gas – das bringt mich richtig ausser Atem, dafür sind die Trails mit etwas mehr Speed spassiger. Danach steigen wir einen kleinen Hügel hinauf zum Podere Val di Strega, wo man einmal mehr zum Meer blicken kann. Erneut trennen sich die Wege zwischen meiner Frau und mir, sie hat keine Lust auf Trails, ich dafür umso mehr.

Hoch über dem Tourenziel, dem Lago dell’Accesa treffen wir uns wieder und entdecken mitten auf dem Weg eine Schildkröte. Die muss natürlich für eine Fotosession herhalten. Nach einer kurzen Abfahrt sind wir am Ufer des idyllischen Sees, inmitten von Badegästen. Der See hat eine wunderbare Farbe und kein Wunder ist er gut besucht. Auf einem Hügel unweit des Sees liegt das Agriturismo Il Felciaione. Alles sieht verlassen aus, bis wir irgendwo die Besitzerin finden.

Eigentlich ist das Restaurant nicht geöffnet, aber ein Plättli und etwas zu trinken für müde Mountainbiker liegen immer drin. Fleisch wie Käse sind ein Traum! Wer Ruhe sucht dürfte hier perfekt unterkommen. Wir fahren auf Feldwegen zurück in Richtung Norden. Auf einer Waldkrete liegt der Einstieg zum wohl berühmtesten Trail der Region, dem Canyon.

Also Sattel runter und ab durch den tief in den Lehmboden eingeschnittenen Canyontrail. Wir fahren vorsichtig und auch so macht die Trailschlange mächtig Spass. Mit Speed und beim x-ten Anlauf dürfte der Canyon zu Hochform auflaufen. Schön was man hier in den Wald buddeln darf! Ein würdiger Abschluss dieser Bikewoche in Massa Vecchia.

Am Abend das Standard Programm – Aperolspritz und italienisches Bier an der Hausbar, danach ein lokales Abendessen – heute Abend mit Fleischbergen vom Feuergrill!

Statistik: 26.4 km, ca. 434 Höhenmeter, Fahrzeit 2:11 h

Die Cala Violina Tour !

Wir verbinden das Gute mit dem Angenehmen. Meine Frau wünscht sich einen Tag am Meer. Mit dem Mountainbike wäre die Cala Violina Tour ab Massa Vecchia in der schweren Variante wohl um die 70 km – zu viel. So fahren wir mit dem Auto auf den Hafenparkplatz der Küstenstadt Follonica. Während meine Frau ausgiebig die Strandpromenade geniesst, fahre ich auf dem Radweg dem Meer entlang in Richtung Süden.

Nach dem Radweg biegt man glücklicherweise auf die alte und verlassene Küstenstrasse ab. Der Rest der Tour spielt sich im Park Costiere di Scarlino ab. Ein erster Loop im Wald bietet einige knackige Trails sowie die bekannten Mücken- und Fliegenplage. Ein Trail spuckt den Biker am Parkplatz der Strandgänger aus, welche die ‚einsamen‘ Strände im Naturschutzgebiet besuchen. Für mich bietet der Parkplatzkiosk eine kühle Cola.

Die ist nötig, es folgt ein Uphilltrail entlang des Waldweges, der einige Körner kostet. Auf der anderen Seite geht es runter zum Strand. Hier ist die Hölle los, die Cala Violina ist ein ‚Secret-Strand‘ mit tausenden von Strandgängern. Im Wald gibt es einen Kiosk, der meinen heutigen Colabedarf bei 30°C erneut deckt. Auf einem Küstenschotterweg fahre ich entlang der Küste. Wunderbare Aussichten auf die Küste bis rüber zur Punta Alta entlohnen für die ruppigen Uphills.

In grossem Bogen führt eine teilweise ausgewaschener Singletrail in einer grossen Acht zurück zum Parkplatz. Dieses Mal nehme ich den Waldweg und biege rechts auf einen genialen Singletrail rund um die Poggia La Guradia ab. Obwohl der Trail vorwiegend flach verläuft, ist er ein kurviger Riesenspass. Vom Kulminationspunkt geht ein teilweise knackiger Trail runter zur Punta Martina.

Auf dem Küstenweg, zuerst auf Schotter, danach auf dem Radweg, fahre ich zwischen anmarschierenden Strandgängern zurück nach Follonica. Im Strandkaffee treffe ich meine Frau für die abschliessenden Gelati. Fazit: Die Cala Violina Trails sind erste Klasse. Schliesslich ist es für Schweizer immer ein Genuss mit Meeresblick Singletrails abzufahren.

Statistik: 33.7 km, ca. 581 Höhenmeter, Fahrzeit 2:43 h

PS: Nein, ich bin nie unter dem Meeresspiegel gefahren. Merke: GPS auf Meereshöhe kalibrieren!

Die Massa Marittima Tour !

Ausgeruht wollen wir heute die vollen Bäuche raustrainieren. Es isst sich im Hotel Massa Vecchia sehr gut und trotz Corona-Organisation kriegt man zum Frühstück alles was das Herz begehrt. Wir wählen die Tour Massa Marittima, ich in der Variante Mittel und meine Frau in der kurzen Version. Zum Start geht es durch hohen Schilf auf Singletrails entlang eines Baches. Es folgt ein steiler Anstieg über Wiesen rauf zur Landstrasse und hinter Ghirlanda über die weiten Felder. Es empfiehlt sich auf die Dornenbüsche acht zu geben (oder Tubeless zu fahren). 😉

Bei Podere Bellavista begrüsst uns eine Wildschweinfarm. Die Tiere fliehen vor den Mountainbikern in die Tiefen des weitläufigen Geheges. Den Spuren nach scheint es hier echt viele Wildschweine in freier Wildbahn zu geben. So viele, dass die Rebflächen teilweise mit Elektrozäunen auf Kniehöhe abgeschirmt sind. Bei Bellavista hat man die namensgebende Aussicht auf die ‚Rückseite‘ der Stadt Massa Marittima. Meine Frau kürzt hier die Route ab und reserviert schon mal die Plätze auf der Piazza.

Ich mache mich auf den Weg in den tiefen Wald, auf ein kilometerlanges Trailfeuerwerk. Zuerst steigt ein Singletrail sanft entlang eines Baches bis zu einem unscheinbaren Wegweiser an. Hier beginnt eine schier endlose, handgebaute Murmelbahn durch das Buschwerk. Teilweise wird einem wegen den vielen Kehren fast schwindlig. Mit der Geschwindigkeit lässt dich der Anspruch einstellen. Einfach spassig. Alles hat ein Ende und auf einem Schotterweg wird nochmals ein Hügel umrundet.

Die Mittagshitze fordert meine durch die Singletrails leergesaugten Beine. Auf einem happigen Waldweguphill geht es auf den Hügel und weiter nach Massa Marittima. Zeit die rustikale, mittelalterliche Altstadt zu geniessen. Besonders eindrucksvoll, optisch wie bautechnisch, ist die Kathedrale San Cerbone. Ich finde meine Frau in einer etwas kühleren Gasse, rechtzeitig für ein zünftiges toskanisches Plättli.

Meine Frau nimmt die Strasse, ich fahre den abschliessenden Singletrail runter zum Hotel. Der Einstieg ist etwas schwierig zu finden, vorbei bei einem Obdachlosen oder so was ähnliches, danach quer durchs Gebüsch und schliesslich auf einem flowigen Trail den Rio Pianacce entlang. Ein sehr würdiger Abschluss dieser Tour.

Fazit: Tolle Singletrailtour mit historischer Stadtbesichtigung. Mehr braucht man nicht, oder sonst lädt man sich die Variante ‚lang‘ aufs GPS.

Statistik: 35.5 km, ca. 792 Höhenmeter, Fahrzeit 3:24 h

Die Easy Tour !

Nachdem wir uns gestern im Hotel Massa Vecchia häuslich eingerichtet hatten, wollen wir heute die Region erkunden. Wer nicht an geführten Touren teilnehmen will, findet an der Rezeption fachkundige Beratung und einen Computer mit aktuellen GPS Tracks. Ich wähle zum Einstieg die ‚Easy Tour‘. Auf Feldwegen und einsamen Strässchen geht es in südwestliche Richtung, bis man am Umkehrpunkt einen kurzen Blick auf das Meer erhaschen kann. Wir sind das erste Mal in der Toskana und freuen uns an den Oliven- und Zypressenhainen sowie den Weingütern.

Nach der speziellen Überquerung des Fiume Pecora (Stichwort: Man könnte vielleicht wieder mal eine Brücke bauen…) treffen wir entlang der Strada Provinciale (SP 33) auf den ersten typischen Singletrail der Region. Um die Fahrt auf der Landstrasse zu vermeiden (was bei den oft engen Strässchen und der sportlichen Fahrweise der Italiener ein Segen ist) wurde von Hand ein Trail in den buschigen Wald geschaufelt. Die Credits gehen dabei unter anderem an die Trail Brothers. Rasch stellt sich heraus, dass die Trails zwar spassiges Up- und Down versprechen, aber auch rasch Kondition benötigen. Es ist schwülheiss und im Wald hat es Fliegen und Bremen zum Abwinken. Dies wird mich die nächsten Tage noch einige Male nerven – kurzes Anhalten im Wald um zu Verschnaufen ist verboten! Leider hat meine Frau im ungewohnten Wurzelterrain einen Sturz und fängt sich schon am ersten Tag blaue Flecken ein.

Im Restaurant Il Leccio in Cura Nuova, einem Weiler auf halber Strecke zwischen Massa Marittima und Follonica, essen wir auf der Terrasse zu Mittag. Die toskanischen Ravioli sind einfach der Hammer und ich werde sie mir in den nächsten Tagen noch mehrmals in verschiedenen Restaurants bestellen. Über alte Feldwege und einige Singletrails fahren wir retour in Richtung Hotel. Unterwegs hat es überall ‚geschälte‘ Korkbäume. Die Korkeiche hatte ich bisher eher mit Portugal verbunden.

Irgendwo müssen wir noch übers Feld um mit dem nötigen Abstand zu den Schafen zwei weissen Herdenschutzhunden auszuweichen. Die letzten Meter geht es auf der SP 49, immer im Blick die Stadt Massa Marittima, welche auf einer Hügelkuppe hoch über der Ebene thront – unser Ziel für morgen.

Fazit: Guter und einfacher Einstieg in die Toskana und die Region Massa Marittima!

Statistik: 30.7 km, ca. 349 Höhenmeter, Fahrzeit 2:10 h

Das Wochenende in Mogelsberg !

Tag 1 – Biketour und Baumwipfelpfad

Lange planten wir ein Wochenende im Familienkreis und einfach war es nicht. Wir wollten an diesem Augustwochenende in ein gutes Hotel oder ein urchiges Berghaus in die Alpen. Vergiss es, selbst rustikale Luxushotels schienen restlos ausgebucht. So erweiterten wir den Kreis und landeten im Rössli Mogelsberg, welches ich aus Militärzeiten auf der ‚to visit‘ Liste hatte. Die holzigen und etwas esoterisch-astrologischen Zimmer, das nachhaltige Essen, die schöne Umgebung und die lauten Kirchglocken – alles inklusive und jederzeit eine Empfehlung wert! Nach dem Frühstück starteten wir mit dem Mountainbike und anderen Rädern zur Löffelsbergtour, einer interessanten Rundtour ums Neckertal. 😉

Erster Zwischenhalt nach einigen Minuten – der Baumwipfelpfad Neckertal, auf einer Hügelkuppe hinter Mogelsberg (755m). Ich erwarte nicht so viel und bin doch ziemlich begeistert in welcher Höhe der Steg über die Bäume führt. Man sieht die vielen unterschiedlichen Baumarten aus ganz ungewohnter und interessanter Perspektive. Viele spannende Informationen für grosse und kleine Besucher runden das Erlebnis ab. Wir fahren weiter zum Löffelsberg (861m) und der Charakter der Tour entspricht jener der Region: Wellig steil rauf und runter.

Überhaupt ist die Landschaft eine verwinkelte Version des Emmentals vermischt mit ‚Textildörfern‘ auf den Hügelkuppen – einzigartig und mindestens mir wenig bekannt. Obwohl ich einen guten Orientierungssinn habe, kann er hier mangels Referenzpunkten schon mal verloren gehen. Selbst die Eisenbahn kämpft deutlich mit der Topografie. Die gewonnenen Höhenmeter werden runter zur Necker (632m) wieder vernichtet, nur um auf der anderen Talseite nach Oberhelfenschwil aufzusteigen. Im Restaurant ‚Frohe Aussicht‘ (879m) ergattern wir auf der Terrasse den letzten Tisch und geniessen bei deftigen Cordon-Bleus das Panorama (nomen est omen) in Richtung Säntis, Hochzeitsapéro und Traktorenoldies inklusive.

Wieder geht es runter und über die Necker, welche sich hier tief in die Felsen gefressen hat. Nach Hinteranzenwil ist fertig lustig und der Weg führt auf einer Wiese fast unfahrbar steil zum Herrensberg (771m). Ziemlich anspruchsvoll, die Touren hier. 😉 In der Ferne sieht man immer Mogelsberg. Die Tour wäre nicht diese Tour, wenn dazwischen nicht nochmals der Jomerbachgraben und Ruerbachgraben zu überwinden wären. Zum und für das Dessert (natürlich ein Schlorzifladen) gibt es den direkten Aufstieg nach Mogelsberg – eine kurze Rampe, welche nur Monsterwaden ohne abzusteigen fahren können. So sind wir ziemlich geschafft rechtzeitig zum Abendessen zurück im Rössli.

Tag 2 – Kronbergwanderung

Der heutige Ausflug geht zum Kronberg. Die Anfahrt führt auf kurvigen Nebenstrassen durch die typische Appenzeller Landschaft. Die Talstation der Kronbergbahn gleicht mit dem Seilpark, der Rodelbahn und den Spielplätzen einem kleinen Outdoor-Disneyland. In wenigen Minuten bringt uns die Gondel auf den Berg.

Währen die Frauen auf der Terrasse die tolle Aussicht auf den Alpstein und den Säntis geniessen, machen wir uns auf eine Wanderung zurück ins Tal. Der Berg (1662m) scheint ein richtiges Gleitschirmmekka zu sein. Selbst als sich am Abend die Cumuluswolken bedrohlich über dem Säntis türmen, sind die farbigen Flieger noch zahlreich in der Luft.

Ein schöner Gratweg führt hinüber zur Petersalp. Mir fallen die Kuhfladenhaufen auf dem Wiesen auf, die ich in dieser Art noch nie gesehen habe. Keine Ahnung ob die für die gezielte Düngung aufgeschichtet werden oder ob man so die Wanderwege von den Tretminen freihalten will. Jedenfalls muss hier öfters mal jemand mit der Mistgabel für Ordnung sorgen.

Ziemlich sportlich wandern wir in Marschtempo in Richtung Tal. Der Abstieg zum Jakobsbad, vorbei am Kloster, belastet meine Knie nochmals ungesund und die Tage danach werde ich bei jeder Treppe mit heftigem Muskelkater an die schöne Wanderung erinnert. 😉 Rechtzeitig vor dem Regen sind wir für eine Glace wieder an der Talstation. Fazit: Eine wirklich schöne Wanderung in einer idyllischen Bergregion. Schön war’s und wir sind sicher nicht das letzte Mal in der Gegend.

Statistik: 19.6 km, ca. 741 Höhenmeter, Fahrzeit 1:49 h